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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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plötzlich, ehe er es sich versah, war er von Dutzenden, ach was, Hunderten von Ratten umgeben, welche langsam und unerbittlich näher kamen. Bald hierhin, bald dorthin ausweichend, hob er die Schaufel und drosch wie von Sinnen auf sie ein. Vergebens. Abgesehen von schrillem Gequieke, heimtückisch aufblitzenden Augen und dem Getrippel unzähliger Pfoten war sein Aufbäumen wirkungslos geblieben.
    In seiner Verzweiflung wandte er sich zur Flucht, blieb jedoch wie erstarrt stehen. Aus dem Nebel, der ihn wie ein Mantel einhüllte, bewegte sich plötzlich eine Gestalt auf ihn zu, hager, kahlköpfig und mit durchdringenden Augen. Obwohl er sie auf Anhieb erkannte, war seine Furcht so groß, dass sich sein Verstand gegen jegliche Gefühlsregung sperrte, und erst als die Legion aus Nagern in alle Richtungen davonstob, schlug das Grauen mit voller Wucht zu. Er kannte diesen Mann, kannte, fürchtete und hasste ihn aus tiefster Seele. Als Novize hatte ihn dieser Menschenschinder halb totgeschlagen, dabei war es freilich nicht geblieben. Von Stund an ein Krüppel, für den niemand ein freundliches Wort übrig hatte, wurde er mit den niedrigsten Verrichtungen betraut. Wäre sein Meister nicht gewesen, hätte er nicht einmal die Profess ablegen dürfen, der Grund, weshalb er ihm von da an blind gehorcht hatte. Trotz alldem war da immer noch dieser Mann, dieses Scheusal, welches ihm nunmehr direkt gegenüberstand.
    »Was ist, Abschaum, ist etwa wieder der Teufel in dich gefahren?« Der Blick von Bruder Severus, herrischer denn je, schien ihn förmlich zu durchbohren, und vom Modergeruch, welcher ihm anhaftete, wurde ihm fast schlecht. Oh ja, der Teufel. Noch so eine Finte, mit der er versucht hatte, ihn in die Knie zu zwingen. Er sei vom Leibhaftigen besessen, Luzifers rechte Hand. Er hatte sie alle damit angesteckt, vom Laienbruder bis hinauf zum Abt. Am Schluss hatte nur noch ein einziger seiner Mitbrüder zu ihm gehalten, und er hatte von Glück sagen können, dass ihm nicht die Tür gewiesen worden war.
    Auge in Auge mit dem Albtraum seiner Jugend, stockte ihm der Atem. Er sah keinen Ausweg mehr, wie früher, wenn er wieder einmal gedemütigt worden war. Doch dann, im Angesicht dieser neuerlichen Höllenvision, raffte er sich zu einer letzten, verzweifelten Kraftanstrengung auf, umklammerte die Schaufel und hieb wie von Sinnen auf seinen Erzfeind ein.
    Nur einen Wimpernschlag später war alles vorbei. Bruder Severus war verschwunden, und mit ihm der Nebel, welcher ihm tonnenschwer auf den Lungen lag.
    Er aber, im sicheren Gefühl, nunmehr unverwundbar zu sein, strebte der Totenpforte zu. Die Mission, mit der ihn sein Meister betraut hatte, musste unter allen Umständen ausgeführt werden.
    Koste es, was es wolle.

Zur gleichen Zeit
     
    [Lavatorium, 15:45 h]
     
     
    Worin über die Fallstricke berichtet wird, welche Remigius von Otranto für Bruder Hilpert auszulegen gedenkt.
     
    »Ich wasche meine Hände in Unschuld .« Der Großinquisitor krempelte die Ärmel hoch, tauchte die Hände in die Brunnenschale und wusch sie. Dann ließ er sie abtropfen und wartete.
    Wartete, bis ihm Bruder Venantius das Handtuch reichte.
    Die Geste war bezeichnend, und wenn sich der Vestiarius eingebildet hatte, Remigius von Otranto ebenbürtig zu sein, wurde er eines Besseren belehrt. Es war eine Geste, welche jedes weitere Wort überflüssig machte. Von nun an wusste Venantius, was er zu tun hatte, und da er sein Ziel ohne den Beistand des Großinquisitors nicht erreichen würde, gehorchte er ohne Zögern. Das heißt, er gehorchte nicht, sondern unterwarf sich. Auf Gedeih und Verderb, bedingungslos.
    ›Warum nicht gleich.‹ Klug genug, den Bogen nicht zu überspannen, sprach der Großinquisitor seine Gedanken nicht aus und trocknete sich die Hände ab. Sie waren feingliedrig, weich und ausgebleicht, kaum größer als die eines Kindes. Remigius von Otranto ließ sich Zeit, und während er sie trocken rieb, huschte ein verstohlenes Lächeln über sein Gesicht. »Und Ihr seid Euch sicher, dass Euer Informant die Wahrheit sagt?«, sprach er im Flüsterton, wobei die Vorfreude auf die Abrechnung mit Bruder Hilpert deutlich herauszuhören war. »Wenn nicht, bekennt es gleich.«
    Venantius, dem die Furcht vor dem Großinquisitor ins Gesicht geschrieben stand, zögerte keinen Augenblick. »Absolut!«, bekräftigte er. »Der Leichnam von Bruder Severus wurde zerstückelt. Ohne jeden Zweifel.«
    »Wie war er eigentlich?«, fragte Remigius, unterwegs

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