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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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denen vereinzelte Grabkreuze hervorragten, wurden immer undurchdringlicher. Auf Bruder Hilpert, dessen hoch aufgeschossene Gestalt mit der hereinbrechenden Finsternis verschmolz, wirkten sie wie ein Menetekel, weshalb er es vorzog, sich wieder dem Infirmarius zuzuwenden. Die Gestalt, welche sich mit katzengleicher Gewandtheit zwischen den Grabkreuzen hindurchschlängelte, sah er nicht. »Doch seid unbesorgt – ich habe ein Alibi.«
    »Sieh an – und welches?«
    »Wie Euch nicht entgangen sein dürfte, war der Prior am gestrigen Tage immer noch nicht imstande, seine Korrespondenz zu erledigen. Depeschen, Geschäftsbriefe, Pastoralbotschaften – Ihr versteht. Weshalb er mich bat, ihm zur Hand zu gehen. Dass mich dies bis in die Morgenstunden hinein in Anspruch nehmen würde, konnte ich leider nicht vorausahnen.« Bruder Hilpert lächelte geziert. »Zufrieden?«
    Unter dem Eindruck von Hilperts Replik, die alles andere als konziliant ausgefallen war, lenkte Bruder Marsilius ein. Viel mehr als ein Nicken sprang dabei freilich nicht heraus. »Was schlagt Ihr also vor?«, fragte er.
    »Dort wieder zu beginnen, wo wir vorhin aufgehört haben.«
    »Wenn Ihr die Erkenntnisse meint, die sich aus der Untersuchung des Leichnams ziehen lassen, lasst Euch gesagt sein, dass der Täter – mit Verlaub – ausgesprochen umsichtig beziehungsweise sorgfältig vorgegangen sein muss. Der heilige Bernhard möge mich meiner losen Zunge wegen strafen, doch mir kommt es fast vor, als sei es für ihn ein Vergnügen gewesen, Bruder Severus nach allen Regeln der Kunst …«
    »Schon gut, Infirmarius, schon gut. So genau will ich es nun wirklich nicht wissen.«
    In dem Maße, wie sich die Miene des Bibliothekarius verdüsterte, hellte sich diejenige von Bruder Marsilius auf. »So leid es mir tut – das wird Euch nicht erspart bleiben«, fuhr er mit sichtlicher Genugtuung fort. »Die Details, nach denen Euch der Sinn steht, sind von Natur aus makaber. Daran kann ich leider nichts ändern.«
    »Nur zu – tut Euch keinen Zwang an, Bruder.«
    Der Infirmarius deutete eine Verbeugung an. »Da wäre zum einen die Art und Weise, wie besagter Mörder vorgegangen ist.«
    »Nämlich?«
    »Er hat – bei aller Betroffenheit – gute Arbeit geleistet. Was bedeutet, dass die Säge, die er benutzt …«
    »Wie kommt Ihr darauf, dass es eine Säge gewesen sein könnte?«
    Die Heiterkeit des Infirmarius verflüchtigte sich. »Staubpartikel, Bruder. Winzige, mit dem bloßen Auge kaum wahrnehmbare Staubpartikel. Höchstwahrscheinlich Kalkstein.«
    »Eine Steinsäge?«, fragte Bruder Hilpert, mittlerweile ehrlich verblüfft. »Woher in Gottes Namen hat er die …«, fuhr er fort, blieb jedoch mitten im Satz stecken. Fast auf Anhieb fiel ihm das neue Maßwerk ein, welches gerade im Ostflügel eingepasst wurde. Das eine oder andere Fenster hatte eine Renovierung bitter nötig gehabt, weshalb die Bauhütte schon die ganze Woche über dort tätig gewesen war.
    »Ich sehe, Ihr habt mich verstanden.« Bruder Marsilius konnte seine Selbstzufriedenheit nicht verhehlen. »Wenn mich nicht alles täuscht, könnte sie von den Steinmetzen stammen, die drüben im Kreuzgang gerade die Fenster renovieren.«
    »Gut, Bruder«, warf der Bibliothekarius nicht ohne Argwohn ein. »Eure Erkenntnisse werden mir sicherlich weiterhelfen. Sonst noch was?«
    »Ja«, antwortete Marsilius bedrückt. »Soweit feststellbar, ist Bruder Severus der Schädel eingeschlagen worden. Vermutlich von hinten.«
    »Respektive mit einem Meißel, Hammer oder ähnlichem Gegenstand.«
    Der Infirmarius piff anerkennend durch die Zähne. »Mein Kompliment, Bruder. Der Ruf, welcher Euch vorauseilt, kommt nicht von ungefähr.«
    »So, meint Ihr.« Bruder Hilpert legte die Handflächen aneinander, führte sie an die Lippen und blieb regungslos stehen. »Fazit: Der Mörder hat Bruder Severus nach der Sonntagstoilette aufgelauert, ihn niedergeschlagen und mithilfe diverser Gegenstände aus dem Fundus der Bauhütte in einen Torso verwandelt.«
    »Plazet.« [21]
    »Fragt sich nur, wie es diese Bestie geschafft hat, ihr verabscheuungswürdiges Werk zu vollenden.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Nun, einen Menschen vom Leben zum Tode zu befördern ist eine Sache, die Spuren zu verwischen eine andere. Will sagen: Wie in aller Welt hat er es zuwege gebracht, die sterblichen Überreste des Bursarius unbemerkt in den Heizraum zu transportieren? Das würde mich wirklich interessieren. Wo doch der Kalefaktor zur fraglichen

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