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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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zum mittleren der fünf Fenster, von denen aus man den Kreuzgarten überblicken konnte. Was er indes sah, war nichts als nachtschwarze Finsternis, und so drehte er sich wieder zu seinem Gesprächspartner um.
    »Wer – Severus?«
    »Ebender.«
    »Nun, wie der Name schon sagt, er war …«
    »Streng?«
    Im Gesicht des Vestiarius blitzte ein Lächeln auf. »Harmlos ausgedrückt«, druckste er herum.
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Nun, den so unvermutet aus unserer Mitte gerissenen Bursarius als streng zu bezeichnen, wird – mit Verlaub – seiner komplizierten Persönlichkeit nicht ganz gerecht.«
    »Kompliziert?«
    Im Angesicht des Großinquisitors, der ihn gestreng musterte, gab Venantius das Taktieren auf. »Er war nicht nur streng, sondern auch überheblich und verbohrt. In all den Jahren, welche er im hiesigen Konvent verbracht hat, ist ihm kaum je ein freundliches Wort über die Lippen gekommen. Ich müsste lügen, sollte ich auch nur einen Bruder nennen, welcher ihm zugetan war. Hinter allem hat er irgendwelche Teufeleien vermutet, und nach einer Weile war es so, dass sich niemand mehr getraut hat, Bruder Severus Einhalt zu gebieten. Ihn als streng zu bezeichnen, wäre wirklich untertrieben. Er war der personifizierte Hochmut, unerbittlich bis zur Verbissenheit. Insbesondere, wenn es um das Abweichen vom rechten Glauben ging. Der heilige Bernhard möge mich meiner pietätlosen Rede wegen strafen, doch ich glaube nicht, dass dem Bursarius irgendjemand eine Träne nachweint.«
    »Nicht gerade der Stoff, aus dem die Heiligenlegenden sind.« Remigius von Otranto verzog den Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln, angesichts dessen es Venantius kalt den Rücken hinunterlief. »Mit anderen Worten: Sollte es Bruder Hilpert gelingen, seinen Mörder dingfest zu machen, wird sich die Begeisterung darüber in Grenzen halten.«
    »Auf die Gefahr hin, Euren Unmut zu erregen, Bruder – das wiederum glaube ich nicht.«
    Der Großinquisitor zog die rechte Braue hoch. »Ach ja?«, erwiderte er pikiert. »Und wieso?«
    Der Kloß in seinem Hals erwies sich als äußerst hartnä­ckig, doch Venantius überwand seine Scheu, räusperte sich und sagte: »Weil, um wen auch immer es sich dabei handeln mag, unsere Furcht vor dem Mörder weitaus größer ist als die Angst vor Bruder Severus. Er möge seine gerechte Strafe erhalten, ganz gleich, wie, warum und womit er den Bursarius getötet hat.«
    Der Großinquisitor applaudierte affektiert. »Da capo, Vestiarius«, höhnte er. »Wohl gesprochen.«
    »Ich wüsste nicht, was es an meiner Äußerung zu belächeln gibt.«
    »Gar nichts, mein lieber Vestiarius, gar nichts.« Remigius neigte den Kopf zur Seite, grinste und fügte hinzu: »Bliebe zu klären, wie es diese Magd zuwege gebracht hat, sich ihrer gerechten Strafe zu entziehen.«
    »Strafe?«
    »Sagtet Ihr nicht, die gegen sie erhobenen Vorwürfe lauten auf Schadenzauber, schwarze Magie und Hexerei?«
    Der Vestiarius, der die Abfuhr durch Mechthild immer noch nicht verwunden hatte, machte ein verdrossenes Gesicht. »So könnte man es sagen«, bekräftigte er. »Sich einfach in Luft aufzulösen – kaum zu glauben.«
    »Der zweite Geistesblitz – und das innerhalb kürzester Zeit. Mein Kompliment, Bruder Venantius.«
    »Bedaure, Eminenz, ich kann Euch nicht ganz folgen.«
    »Mag sein. Aber heißt es nicht, es sei für Hexen ein Leichtes, ihren Aufenthaltsort beliebig zu wechseln? Und sei es, indem sie sich einfach unsichtbar machen?«
    Der Vestiarius bejahte.
    »Und heißt es nicht auch, sie schreckten vor nichts zurück, nicht einmal vor Mord?«
    Die Züge des Vestiarius hellten sich auf. »Ich denke, ich verstehe, was Ihr meint, Bruder.«
    »Bravo, Magnifizenz«, erwiderte der Großinquisitor. »Wie schön, dass unsere Ziele die gleichen sind.«
    »Ach ja?«
    »Und ob. Ich weiß zwar nicht, von welcher Art Euer Interesse für diese Dienstmagd ist, doch schenkt man den Gerüchten Glauben, muss es sich um eine äußerst ansehnliche junge Dame handeln.« Remigius pausierte und warf seinem Gesprächspartner einen amüsierten Seitenblick zu. Dieser errötete bis in die Haarspitzen und scharrte verlegen mit dem Fuß. »Doch wie dem auch sei – wir werden diesen Kasus zum Anlass nehmen, um dem guten alten Hilpert eins auszuwischen. Und zwar so, dass er sich so schnell nicht wieder davon erholt.«
    »Und wie?«
    »Ganz einfach: indem wir ihn als Hauptschuldigen an der ganzen Misere hinstellen.«
    Der Vestiarius machte ein skeptisches

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