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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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freundlich anlächelte, legte sich seine Anspannung wieder. »Darf man fragen, was Ihr hier zu suchen habt?«
    Der junge Mann, mindestens ebenso erschrocken wie sein Gegenüber, machte ein verlegenes Gesicht. »Verzeiht die Störung, Bruder, es war niemand an der Pforte, und da dachte ich …«
    »Schon gut, schon gut. Euer Begehr?« Einfach alles liegen und stehen lassen. Das sah Bruder Thaddäus ähnlich.
    »Ich weiß, wie impertinent mein Ansinnen ist, Bruder«, sprach der junge Mann, nahm sein Federbarett ab und drückte es gegen die Brust. »Wäre es dennoch möglich, ein paar Worte mit Bruder Hilpert zu wechseln?«
    »Und aus welchem Grund?«
    Der junge Mann senkte das Haupt. »Mit Verlaub: Das möchte ich lieber für mich behalten.«
    »Soso.« Bruder Hilpert verschränkte die Arme, lehnte sich an die Brunnenschale und taxierte den jungen Mann. Er maß an die sechs Fuß, hatte dunkelblondes, streng gescheiteltes Haar und blaue Augen. Sein Hemdkragen war gestärkt, das wattierte Wams, welches exakt zu seiner Haarfarbe passte, offenbar nicht gerade wohlfeil gewesen. Rein äußerlich betrachtet, handelte es sich somit um einen wohlhabenden Mann, und Bruder Hilpert fragte sich, weshalb es ihn mitten in der Nacht hierher verschlagen hatte. »Ist Euer Anliegen denn so dringend, dass es nicht bis morgen warten kann?«
    »Bei allem schuldigen Respekt vor Eurer Person, Bruder, das ist es«, antwortete der Blondschopf gestelzt. »Auf die Gefahr hin, unziemlicher Umgangsformen bezichtigt zu werden, möchte ich jetzt wirklich gerne mit Bruder Hilpert …«
    »Er steht vor Euch, mein Sohn. Was also ist so dringend, dass es nicht warten kann?«
    Der junge Mann riss überrascht die Augen auf. »Ich bitte um … verzeiht, Bruder«, stammelte er, »wenn ich so mir nichts, dir nichts hereingeplatzt bin. Aber das Anliegen, mit dem ich mich an Euch wende, duldet keinen Aufschub.«
    »Bevor wir in medias res gehen [28] – wollt Ihr Euch nicht erst einmal vorstellen?«
    »Hieronymus Baldauf, Bruder«, beeilte sich der junge Mann zu erwidern. »Studiosus der Jurisprudenz zu Heidelberg.«
    »Und was führt Euch zu mir?«
    »Etwas, das ich mir gerne erspart hätte«, antwortete Baldauf ernst. »Es dreht sich nämlich um meinen Oheim, müsst Ihr wissen.«
    »Euren Oheim.«
    Der Studiosus nickte, und im Schein der Laterne, welche auf dem Rand der Brunnenschale stand, sah er auf einmal viel älter aus. »Er ist tot«, fügte er zögerlich hinzu. »Ermordet.«
    »Mein aufrichtiges Mitgefühl – doch weshalb wendet Ihr Euch ausgerechnet an mich?«
    »Zum einen, weil Ihr im Ruf steht, ein Spezialist für derartige Fälle zu sein.«
    »Und zum anderen?«
    »Bei meinem Oheim handelt es sich um den Zehntgrafen, Bruder. Wie Euch bekannt sein dürfte, hat er seinen Lebensabend als Herrenpfründner auf dem Elfinger Hof verbracht.«
    Bruder Hilpert glaubte, er habe nicht richtig gehört. »Der alte Zehntgraf?«, echote er überrascht. »Ermordet?«
    »In der Tat, Bruder.«
    »Und wo?«
    »Etwa auf halber Strecke zwischen dem Hof und Bretten. Vor circa vier bis fünf Stunden.«
    »Handelt es sich lediglich um eine Vermutung, mein Sohn, oder seid Ihr Euch dessen sicher?«
    »Verzeiht, wenn ich Eure Frage mit einer Gegenfrage beantworte: Ist ein durchtrennter Sattelgurt nicht Beweis genug?« Der Studiosus knöpfte sein Wams auf, zog einen Lederriemen hervor und hielt ihn Bruder Hilpert vor die Nase. »Wie gesagt – sauber durchtrennt«, fügte er grimmig hinzu und ließ das Corpus Delicti wieder verschwinden. »Ich weiß ja nicht, wie Ihr darüber denkt, Bruder, aber in meinen Augen war das Mord. Eiskalter, hinterhältiger Mord.«
    »Will heißen: Er wurde vom Pferd geschleudert und brach sich das Genick.«
    »Den Schädel«, fügte Baldauf erklärend hinzu. »Er ist mit dem Hinterkopf auf einem Feldstein aufgeschlagen und war sofort tot.«
    »Vorausgesetzt, junger Freund, Ihr hättet mit Eurer Vermutung recht, wäre die nächste Frage diejenige nach dem Motiv.«
    »Genau das ist der Punkt, Bruder. Diesbezüglich bin ich, ehrlich gesagt, überfragt.« Baldauf fuhr mit den Fingerkuppen über die gerunzelte Stirn. »Man soll den Toten zwar nichts Schlechtes nachsagen, doch muss ich zugeben, dass mein Oheim alles andere als ein umgänglicher Mensch gewesen ist.«
    »Anders ausgedrückt: Er war ein Choleriker.«
    »Freut mich, dass wir in diesem Punkt einer Meinung sind, Bruder.« Der junge Mann kratzte sich hinterm Ohr. »Ja, das war er. Aus einem

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