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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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würde, war Alanus von Anbeginn klar gewesen. Dass es ihn ausgerechnet jetzt treffen würde, dagegen nicht. Die Frage war allerdings, ob seine Paladine mit von der Partie waren. Gesetzt den Fall, dem wäre so, hätte er ohnehin keine Chance.
    »Das Gleiche könnte ich dich fragen.«
    Aus den Tiefen des Waldes erscholl ein Lachen. »Kann es sein, Pfeffersack, dass du dich ein wenig überschätzt?«, kläffte Billung, überheblicher denn je.
    »Nicht, wenn es zu einem ehrlichen Zweikampf kommt«, gab Alanus trotzig zurück. »Das müsstest du eigentlich wissen.«
    »So, müsste ich das.« Obwohl es stockdunkel war, konnte sich Alanus das Gesicht seines Widersachers bis ins Detail vorstellen. Wutentbrannt, missgünstig und begierig, es ihm hier, wo es keine Zeugen gab, nach Kräften heimzuzahlen. »Was aber, wenn es unter meiner Würde ist, sich mit einer Ratte wie dir überhaupt anzulegen?«
    Alanus wirbelte herum. Billung war immer für Überraschungen gut, insbesondere für solche der negativen Art. »Dann verhältst du dich so, wie ich dich eingeschätzt habe.«
    Wieder dieses Lachen, zur Abwechslung einmal von rechts. »Wen, glaubst du, wird das später interessieren?«
    »Bruder Cyprianus zum Beispiel.«
    »Soso, dazu müsste er deinen Kadaver erst einmal finden.«
    »Du scheinst dir deiner Sache ja ziemlich sicher zu sein«, entgegnete Alanus, darauf bedacht, möglichst gleichgültig zu wirken.
    »Und ob. Mit einer Armbrust in der Hand kann man das ja wohl auch sein.« Ein galliges Lachen erklang, voller Wut, Häme und Hass. »Ein Mitbringsel von zu Hause. Für alle Fälle.«
    »Du lügst.«
    »Was dagegen, wenn ich dich vom Gegenteil überzeuge?«, spottete Billung, höchstens noch zwanzig Schritt entfernt. Alanus lief es kalt über den Rücken. Auf eine Distanz von hundert Schritt war so ein Bolzen tödlich, und die Überzeugung, mit der Billung sprach, ließ ihn an einer Finte zweifeln.
    »Dazu müsstest du mich erst mal treffen«, gab Alanus scheinbar gelassen zurück. Sein Widersacher, den er allenfalls erahnen konnte, war zu allem fähig. Auch dazu, einen Wehrlosen zu töten.
    »Na gut, du hast es nicht anders gewollt.«
    »Du ja wohl auch nicht.«
    »Stimmt, Pfeffersack«, lautete die Antwort, die von irgendwoher aus dem Unterholz kam. »Und darum, um deine Nerven nicht über Gebühr zu strapazieren, werde ich dir einen auf den Pelz …«
    Die Stille, welche auf Billungs Worte folgte, währte nur kurz. Einen Atemzug später war ein ersticktes Röcheln zu hören. Dann ein Knacken im Gebüsch. Ein dumpfer Aufprall.
    Und plötzlich war es zu Ende.
    Alanus glaubte, er träume. Auch dann noch, als sich die Zweige teilten, ein Mädchen auftauchte und die Armbrust, die es in seiner Hand trug, achtlos ins feuchte Gras sinken ließ.
    »Sieht so aus, als hättest du noch einmal Glück gehabt«, sprach die rotblonde Dienstmagd, wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte matt. »So, wenn du willst, kannst du mich ja in Ketten legen.«
     
    *
     
    »Und warum hast du dich aus dem Staub gemacht?«, fragte Alanus, als die Tür der Köhlerhütte ins Schloss fiel.
    »Warum?« Mechthild lachte kurz auf. »Na, du stellst vielleicht Fragen.«
    Alanus errötete bis in die Haarspitzen, und während sich Mechthild auf die Suche nach Essbarem machte, rührte er sich nicht von der Stelle. »Ist das etwa verboten?«
    »Natürlich nicht.« Stets auf der Hut, legte Mechthild den Zeigefinger auf die Lippen und lauschte. Außer dem Regen, der sintflutartige Ausmaße angenommen hatte, war jedoch nichts zu hören. Und so nahm sie die Laterne, auf der das Wort Porta [27] eingeritzt war, und leuchtete in sämtliche Ecken und Winkel hinein. Leider vergeblich, wie ihre enttäuschte Miene verriet. Die Köhlerhütte war verlassen, und das anscheinend seit geraumer Zeit. Außer verfaultem Stroh, einem zerbrochenen Schemel und einem leeren Jutesack fand sie nichts Brauchbares vor, von Essbarem ganz zu schweigen. Dafür gab es jede Menge Spinnweben, und als sie sich dem Herd zuwandte, war das Quieken einer Ratte zu hören.
    »Und warum bekomme ich keine Antwort von dir?«, bohrte Alanus weiter.
    »Soll das etwa ein Verhör werden?« Mechthild hob die Laterne und ließ ihren Lichtkegel über die Herdplatte gleiten. Sie tat dies aus Verlegenheit, weniger in der Hoffnung, auf etwas Brauchbares zu stoßen.
    »Nein.« Alanus bückte sich, nahm einen Stock und stocherte damit in der Feuerstelle herum. »Oder traust du mir etwa immer noch

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