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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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er keine Frauen, weshalb er es kaum abwarten konnte, Mechthild die in seinen Augen fällige Lektion zu erteilen.
    Doch noch war Remigius mitten im Verhör, Baltazzi musste sich also gedulden. »Wäre es nicht besser, du gestehst?«, fragte Remigius von Otranto in einer Weise, wie man es von einem wohlmeinenden Vater vermutet hätte.
    Flankiert von zwei Kondottieri, die jede ihrer Bewegungen argwöhnisch verfolgten, sah Mechthild kurz auf. »Die Mühe könnt Ihr Euch sparen«, erwiderte sie mit fester Stimme, im Inneren jedoch nicht frei von Furcht. Dass dies ein ungleicher Kampf werden würde, war ihr klar, und sie würde ihre ganze Kraft brauchen, um Remigius Paroli zu bieten. »Was mich betrifft, gibt es nichts zu gestehen.«
    »Hm. Wie bedauerlich.« Der Großinquisitor wackelte bedächtig mit dem Kopf. »Wenn ich du wäre, würde ich mir alles noch einmal überlegen.«
    »Ich wüsste nicht, wozu das gut wäre«, antwortete Mechthild, kerzengerade auf einem Schemel platziert.
    »Aber ich.« Remigius nahm seine Wanderung durch das Kellergewölbe wieder auf, welches durch zwei Fackeln in fahles Licht getaucht wurde. Die Luft war verbraucht, stickig und roch nach Schweiß, und er musste achtgeben, dass der Saum seiner Tunika nicht schmutzig wurde. Unreinlichkeit war ihm ein Gräuel, mehr noch, als sich in die Nähe dieser Hexe zu wagen. »Weshalb ich dich auf das Dringendste ermahnen muss, deine Verstocktheit aufzugeben.«
    Mechthild senkte resigniert den Kopf, und die Unerschrockenheit, mit der sie Remigius gegenübertrat, geriet ins Wanken. »Und das alles nur wegen ein paar Hennen, die nicht legen wollen«, flüsterte sie und fuhr sich durch das dichte rotblonde Haar. »Ich begreif’s einfach nicht.«
    »Aber ich«, wiederholte der Großinquisitor in Verständnis heuchelndem Ton. »Und außerdem weißt du so gut wie ich, dass dies nur einer unter einem halben Dutzend Anklagepunkten ist.«
    »Schadenzauber, Teufelspakt und was weiß ich Ihr mir noch alles in die Schuhe schieben wollt – mal ehrlich: Glaubt Ihr denn wirklich daran?«
    »So gewiss wie an die Auferstehung«, sprach Remigius in aufreizend lässigem Ton, weshalb sich Mechthild der Verdacht aufdrängte, er erlaube sich einen Scherz mit ihr. Dass dem nicht so war, sollte sie noch früh genug erfahren. »Und außerdem war das noch nicht alles.«
    »Noch nicht alles?« Mechthild und Alanus, den Bruder Venantius nicht aus den Augen ließ, wechselten einen raschen Blick. »Wie meint Ihr das?«
    »Schon gehört, dass einer der Fratres dieses Konvents meuchlings ermordet worden ist?«
    »Und was habe ich damit zu tun?«
    »Das fragst du noch?« Die Stimme des Inquisitors hatte plötzlich einen anderen Tonfall angenommen, wenn auch nur für kurze Zeit. Für Baltazzi ein Zeichen, dass sich die Geduld seines Herrn allmählich zu erschöpfen begann.
    Rein äußerlich war davon jedoch noch nichts zu bemerken. »Mein liebes Kind«, säuselte Remigius in altbewährter, in Dutzenden von Verhören erprobter Manier, »wenn du klug bist, verlegst du dich nicht weiter aufs Leugnen. Von deiner Schuld bin ich ohnedies überzeugt.«
    »Und die Beweise?«
    »Na schön, du hast es nichts anders gewollt.« Da seine Winkelzüge nicht fruchteten, gab Remigius sein gönnerhaftes Gehabe auf. »Also: Trifft es zu, dass du die Frau des Meiers mit einem Fluch belegt hast, mit dem Ergebnis, dass sie elendiglich zugrunde gegangen ist? Im Kindbett, wie ich der Vollständigkeit halber betonen muss?«
    Mechthild schoss die Zornesröte ins Gesicht. »Wie kommt Ihr dazu, so etwas zu …«
    »Es ist nicht an dir, Fragen zu stellen!«, fuhr der Großinquisitor dazwischen. »Hast du sie mit einem Fluch belegt – ja oder nein?«
    »So wahr die Heilige Jungfrau meine Zeugin ist – nein. Und abermals nein.«
    »Wie kommt es dann, dass sie just am heutigen Morgen zu Gott berufen worden ist?«
    Mechthild konnte sich kaum noch beherrschen. »Vermutlich, weil sie ihrem Fieber erlegen ist«, knirschte sie. »Kommt ja leider recht häufig vor.«
    »Und woher willst du das mit deinen sechzehn Jahren so genau wissen? Wo du dein Lebtag nicht von hier weggekommen bist?«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Wenn hier jemand Fragen stellt, bin ich es, verstanden?«
    »Ich habe niemandem etwas getan, hört Ihr? Niemandem.«
    Auf dem Gesicht des Inquisitors erschien ein angewidertes Lächeln. »Und ob du das hast«, erwiderte er, während er Daumen und Zeigefinger

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