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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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sein Kreuzverhör abzubrechen, war so penetrant, dass er die vorherrschenden Gerüche mühelos neutralisierte. Der Bibliothekarius stöhnte innerlich auf, und in seinem Magen begann es heftig zu brodeln. Aus Erfahrung war ihm bekannt, dass der Schierlingsgeruch kaum zu ertragen war, allein schon aufgrund des Beigeschmacks von Mäuseurin. Zu seinem Leidwesen sollte sich diese Erfahrung jetzt bestätigen. Mit einer Intensität, die er nicht für möglich gehalten hätte.
    »Was ist, Bruder, ist Euch etwa …«, begann der Hirtenjunge, bevor seine Rede im Gefühl emporkeimender Übelkeit versiegte. Dann sprang er auf, riss die Tür auf und stolperte nach draußen.
    Bruder Hilpert indes rührte sich nicht von der Stelle. »Sieht so aus, als wollte hier jemand auf Nummer sicher gehen«, murmelte er, beugte das Knie und schlug die Decke zurück, unter der sich der Leichnam der alten Dienstmagd befand. »Aber keine Sorge – die Rache des Herrn wird dich ereilen.«

Nach der Komplet
     
    [Bursariat, 21:15 h]
     
     
    Worin die Standfestigkeit von Mechthild auf eine harte Probe gestellt wird.
     
    »Weißt du, was eine Würgbirne ist? Nein?« Cesare Baltazzi genoss seine Rolle in vollen Zügen. »Dann will ich es dir erklären.«
    »Nicht nötig«, gab Mechthild zurück, nach außen hin ruhig und gefasst. In ihrem Inneren sah es jedoch anders aus. Die Angst vor der Tortur brachte sie beinahe um den Verstand, und sie musste ihre ganze Kraft aufbieten, um nicht in Tränen auszubrechen. »Darauf kann ich verzichten.«
    »So jung und bereits so keck.« Baltazzi, ein gedrungener Florentiner mit fettigem Haar, durchmaß das Kellergewölbe, in dem außer ihm und Mechthild niemand anwesend war, und blieb unmittelbar vor ihr stehen. »Wie schade, dass dein Beschäler gerade von meinen Gefährten in die Mangel genommen wird. Bei dem, was ich mit dir anstellen werde, würde er mit Sicherheit auf seine Kosten kommen.«
    »Lasst Alanus in Ruhe. Er hat damit nichts zu tun.«
    Baltazzi fletschte die Zähne und nahm Mechthilds Körper in Augenschein. »Oho!«, rief er gekünstelt aus. »Soll das etwa ein Geständnis werden? Mein Gebieter, der hochehrwürdige Bruder Remigius, hätte gewiss seine Freude daran.«
    »Hochehrwürdig – dass ich nicht lache.«
    »Schade, dass du so widerborstig bist«, presste Baltazzi zwischen einem Paar wulstiger Lippen hervor. Der Geruch nach Wein tat ein Übriges, um Mechthilds Ekelgefühle zu verstärken, und sie wandte sich abrupt von ihm ab. »Sonst könnten wir beide viel Freude aneinander haben.«
    »Menschenschinder!« Mechthild spie das Wort förmlich aus, und ihre erzürnte Miene sprach Bände. An ihr würde sich Baltazzi die Zähne ausbeißen, komme, was da wolle.
    Die Reaktion auf diese Erkenntnis ließ nicht lange auf sich warten. »Na schön, ganz, wie du willst«, erwiderte der Florentiner in lässiger Manier, was über seinen hasserfüllten Blick jedoch nicht hinwegtäuschen konnte. »Dann muss ich eben zu anderen Mitteln greifen als zu diesem harmlos anmutenden Gegenstand hier.«
    »Spart Euch die Erklärungen. Ich kann mir denken, was Ihr im Schilde führt.«
    »Ach wirklich? Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.« Baltazzi griff nach der Bronzekugel, welche auf der Ablage eines wurmstichigen Stehpultes lag. »Weißt du was? Wenn ich dir dieses Requisit in den Mund gesteckt habe, wird kein Mensch, auch nicht dein ach so kluger Bruder Hilpert, deine Schreie hören. Und die wird es geben, so sicher wie das Amen in der Kirche.«
    »Lästerer.«
    »Meinst du?« Baltazzi wog die Würgbirne in der Hand, lächelte und hielt sie Mechthild vors Gesicht. »Gleichwohl – steckt diese Kugel erst in deinem Mund, springt sie auseinander, sperrt deine Mundhöhle auf und erstickt jegliches Geräusch im Keim. Du könntest zwar versuchen zu schreien, deine Absicht in die Tat umzusetzen, würde dir jedoch äußerst schwerfallen. Noch irgendwelche Fragen?«
    »Packt Euch, Handlanger der Inquisition.«
    »Oder nehmen wir diese Foltermaske«, fuhr Baltazzi ungerührt fort. »Wetten, dass du so etwas noch nie gesehen hast?«
    »Wie wär’s, wenn Ihr sie an Euch auspro …«
    Der Fausthieb traf sie mit einer Wucht, mit der sie nie im Leben gerechnet hätte. Aus ihrem Mundwinkel sickerte Blut, und während sich Mechthild aufrecht zu halten versuchte, tanzten purpurrote Sterne vor ihren Augen.
    »Noch Fragen?«, drang die Stimme von Baltazzi an ihr Ohr, den sie nur schemenhaft erkennen konnte. »Dann

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