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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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keine Rede sein.«
    »Und ob es das kann.« Aus dem Halbdunkel hinter Remigius schob sich eine weitere Gestalt ins Licht, zwängte sich an ihm vorbei und betrat das Gewölbe.
    »Bruder Adalbrand – Ihr?«, entfuhr es dem Bibliothekarius, seit Langem nicht mehr so perplex wie jetzt.
    »Ja – ich.« Der Prior flüsterte mehr als er sprach, würdigte Mechthild keines Blickes. Bruder Hilpert hielt den Atem an. Für einen Mann, der dem Tod nur knapp entgangen war, wirkte er erstaunlich gut erholt. »Um es auf den Punkt zu bringen: Ich wäre Euch verbunden, Bruder, wenn Ihr es zuwege brächtet, meinen Wünschen in Zukunft Folge zu leisten.«
    »Die da lauten?«
    »Dem Großinquisitor bei seinen Ermittlungen hinfort nicht mehr im Wege zu stehen.«
    »Und weiter?«
    »Euch in Demut zu üben beziehungsweise wieder auf Eure angestammte Rolle als Bibliothekarius zu besinnen. Drei Morde innerhalb von vierundzwanzig Stunden sind wahrhaftig genug.«
    Bruder Hilpert zog die Brauen hoch. »Wie ich sehe, seid Ihr erstaunlich gut informiert, Bruder Adalbrand. Mein Kompliment.«
    Der Stellvertreter des Abtes erbleichte, fing sich allerdings gleich wieder. »Spart Euch die Floskeln«, wies er ihn brüsk zurecht. »Für den Fall also, dass wir uns immer noch nicht verstehen: Betreffs der Morde werdet Ihr Euch jeglicher Tätigkeit enthalten und Euch ab sofort wieder Euren klösterlichen Pflichten widmen. Um dies in vollem Umfang zu gewährleisten, habe ich beschlossen, Euch das Verlassen der Klausur zu untersagen. Bis auf Weiteres, wie ich der Vollständigkeit halber betonen muss.«
    Bruder Hilpert deutete ein Kopfnicken an und wandte sich zum Gehen.
    »Das ist noch nicht alles, Bruder«, gab ihm der Prior mit auf den Weg.
    Ein Lächeln im Gesicht, blieb der Bibliothekarius stehen und sah Bruder Adalbrand fragend an.
    »Ich weiß nicht, was an der ganzen Sache so amüsant ist, Bruder!«, stauchte ihn der sichtlich verunsicherte Prior zusammen. »Wie dem auch sei: Beim morgigen Kapitel werdet Ihr im Angesicht des Konvents für Euer fragwürdiges Verhalten Rechenschaft ablegen. In specialiter [38] betreffs eines Kasus, von dem ich erst durch Bruder Remigius erfahren habe. Gelingt es Euch nicht, die gegen Euch erhobenen Vorwürfe zu entkräften, wird dies ernsthafte Konsequenzen haben. Haben wir uns verstanden, Bruder?«
    Hilpert von Maulbronn nickte, zum allgemeinen Erstaunen jedoch guten Muts. Dann lächelte er Mechthild aufmunternd an und verließ den Raum. »Gepriesen seist du, oh Herr, für deine Güte«, murmelte er, als er sich wieder im Freien befand. »Von nun an bis in alle Ewigkeit.«

Zur gleichen Zeit
     
    [Elfinger Hof, 21:15 h]
     
     
    Worin sich erweist, dass Hieronymus Baldauf eine große Stütze für Bruder Hilpert ist.
     
    »So glaubt mir doch , Herr –«, beschwor Cuntz, Stallknecht auf dem Elfinger Hof, den Studiosus, der ihn ins Kreuzverhör nahm. »Mir … mir ist gar nichts anderes übrig geblieben.«
    Hieronymus Baldauf gab ein verächtliches Lachen von sich. »Und wieso?«, fragte er, hob die Laterne und leuchtete dem Greis, der zusammengekauert vor ihm saß, mitten ins Gesicht. »Ist dir überhaupt klar, was du angerichtet hast? Mein Oheim ist tot, und wenn du Pech hast, droht dir demnächst der Galgen.«
    »Nehmt’s mir nicht übel, Herr: Nur, Ihr habt keine Ahnung, was hinter der Sache steckt. Und außerdem: Was sollte ein gichtiges altes Wrack wie ich denn schon zu befürchten haben? Schaut Euch doch um. Eine Gaube auf dem Heuboden – zu mehr hab ich’s in all den Jahren nicht gebracht. Wovor sollte sich einer wie ich denn fürchten?«
    Baldauf holte tief Luft und sah sich um. Eine rohgezimmerte Bettstatt, Strohsäcke und eine abgenutzte Decke. Um seinen Bretterverhau unter dem Dach war der alte Cuntz wahrhaftig nicht zu beneiden. »Na schön, dann habe ich eben keine Ahnung«, erwiderte er, erheblich milder gestimmt. »Wenn dem so ist, dann tu mir den Gefallen und kläre mich auf. Ist ja wohl das Mindeste, was du unter den obwaltenden Umständen tun kannst, oder?«
    Der Alte dachte angestrengt nach. »Einverstanden«, flüsterte er geraume Zeit später, legte die Handflächen aneinander und ließ das spitze Kinn auf den Daumenkuppen ruhen. »Nur eins müsst Ihr mir versprechen.«
    »Was denn?«
    »Dass er nicht erfährt, wer Euch ins Bild gesetzt hat.«
    »Und weshalb nicht? Hast du etwa Angst vor ihm?«
    »Das auch.« Cuntz zog die knochigen Schultern hoch, so als rechne er mit einem Hieb. »Aber nicht

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