Die Bräute des Satans
Kniespitze in seinen Rücken und fesselte ihn.
»Hast du mit diesem Fant das Lager geteilt – ja oder nein?«, fragte Remigius mit samtweicher Stimme, während ein rätselhaftes Schimmern in seine Augen trat. »An deiner Stelle würde ich mir meine Antwort gut überlegen, meine Tochter.«
»Nein, habe ich nicht«, erwiderte Mechthild, während sich ihre Augen mit Tränen füllten. »Auch wenn Ihr Euch noch so große Mühe gebt.«
»In diesem Fall, fürchte ich, ist es an der Zeit, dass Meister Baltazzi eine Kostprobe seines Könnens gibt«, ließ die Antwort des Großinquisitors nicht lange auf sich warten.
Dann gab er Venantius einen Wink, raffte seine Tunika und verließ den Raum.
Zur gleichen Zeit
[Eingangstor, 19:55 h]
Worin Bruder Hilpert den jungen Studiosus und Bruder Thaddäus einmal mehr in Erstaunen versetzt.
»Summa summarum [30] – Ihr, junger Freund, werdet Euch spornstreichs zum Elfinger Hof begeben und die Kammer respektive den Nachlass Eures Oheims unter die Lupe nehmen. Wer weiß, vielleicht wird sich dort etwas finden, was uns auf die Spur seines Mörders bringt.«
»Seines Mörders?« Hellhörig geworden, sah Hieronymus Baldauf den Bibliothekarius neugierig an. »Habt Ihr etwa einen Verdacht?«
»Das schon.«
»Und wer käme Eurer Meinung nach infrage?«
»Immer mit der Ruhe, junger Freund.« Bruder Hilpert schloss die Augen und massierte seine Schläfen. Dann öffnete er sie wieder und sprach: »Was mir durch den Kopf geht, kann man nicht einmal als Hypothese bezeichnen. Und erst recht nicht als Beweis. Um das Wort in den Mund nehmen zu können, benötigen wir Fakten. Unwiderlegbare, glasklare Fakten. Dann, und nur dann, wird es zu einer Mordanklage reichen.«
»Zwei Morde – ein Täter?«
»Höchstwahrscheinlich. Wobei zu befürchten steht, dass es nicht dabei bleibt.«
Hieronymus Baldauf blieb abrupt stehen. »Wollt Ihr etwa damit sagen, dass es weitere Tote geben …«
»Die wird es, mein Freund. Zumindest einen. Fragt sich nur, wen.«
»Und wie kommt Ihr …?«, begann der Studiosus, bereit, seinen Weg fortzusetzen. Seine Absicht wurde allerdings jäh durchkreuzt.
Die Gestalt, welche sich durch die Nebelschwaden hindurch auf ihn zubewegte, war dank ihres unverwechselbaren Idioms sofort zu erkennen. »Bruder Hilpert, Bruder Hilpert«, rief Bruder Thaddäus konsterniert aus, »’s isch fai was ganz Furchtbars …«
»Mit anderen Worten beziehungsweise auf Hochdeutsch: Es wurde eine Leiche entdeckt, bei der sich ein Zettel mit der Aufschrift ›ULTIO‹ fand?«
»Ja, jetzt leck me doch glei am … äh … ja, du liabs Herrgöddle vo Biberach, woher …«
»Woher ich das weiß? Pure Intuition, Bruder.«
An diesem Tag, dem weitaus turbulentesten im Leben des Pförtners, war weiß Gott schon genug passiert. Dass der Bibliothekarius zum Hellseher geworden war, grenzte dahingegen an Hexerei, und so blieb Bruder Thaddäus verdutzt stehen. »Aber … aber …«, japste das Unikum, bevor er Hieronymus bemerkte und den Faden verlor. »Ond überhaupt: Zu wem ghörsch ’n du?«
Der Studiosus konnte sich ein Schmunzeln nur mit Mühe verkneifen. »Erlaubt, dass ich mich vorstelle, Bruder: Hieronymus Baldauf, Studiosus der Rechte zu Heidelberg.«
»Aha, an Heckabronzr [31] . Des het eis juschdamend no g’fehlt. [32] «
Baldauf machte eine galante Verbeugung. »Zu viel der Ehre, Bruder. Ich werde versuchen, mich Eurer Wertschätzung würdig zu erweisen.«
»Ad rem [33] , wenn’s beliebt«, machte Bruder Hilpert dem Schabernack ein Ende und wandte sich dem betagten Pförtner zu. »Ihr bringt schlechte Kunde, Bruder?«
Bruder Thaddäus nickte: »’s Läba isch halt koi Schläghafa!« [34] , dozierte er, woraufhin er von Bruder Hilpert mit einem ungehaltenen Stirnrunzeln bedacht wurde. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. »Anders ausgedrückt«, fügte der Pförtner auf Hochdeutsch hinzu, »schlechter könnten meine Neuigkeiten nicht sein.«
»Anders ausgedrückt: Der Tote, von dem Ihr berichtet habt, ist nicht eines natürlichen Todes gestorben.«
»Die Tote, Bruder.« Der Portarius fuhr sich mit der Handfläche über das zerfurchte Gesicht. »Vor knapp einer halben Stunde hat sie ein Hirtenjunge in der Gesindeküche gefunden. Und mir prompt Bescheid gesagt. Bin natürlich sofort rüber, um mir die Bescherung … um nachzuschauen, was vorgefallen ist.«
»Und um wen handelte es sich?«
»Um die alte Els, Bruder. Dienstmagd und Armenpfründnerin auf
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