Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
Vom Netzwerk:
tun?«
    »Eine Menge.«
    »Ach ja?«
    »Worauf Ihr Euch verlassen könnt.« Fündig geworden, hielt der Studiosus das Fiskalbuch ans Licht und überflog die Seite, nach der er gesucht hatte. »Eine Frage: Wie hieß das dritte Mordopfer eigentlich mit Namen?«
    »Die Armenpfründnerin? Els, glaube ich. Els Eberhartinger.«
    »Volltreffer. Ich hoffe, Ihr werdet mir meinen unziemlichen Stolz verzeihen, Bruder, dennoch glaube ich, dass wir einen gewaltigen Schritt weitergekommen sind.«
    »Dann macht es nicht so spannend, mein Sohn«, trieb Bruder Hilpert den Studiosus zur Eile an. »Was, in der Heiligen Jungfrau Namen, gibt es zu berichten?«
    Baldauf lächelte Bruder Hilpert treuherzig an, drückte ihm das Buch in die Hand und gesellte sich zu dem Infirmarius, der das Gespräch aufmerksam verfolgt hatte. »Na, Bruder, habe ich Euch zu viel versprochen?«
    Bruder Hilpert gab keine Antwort, und die Verblüffung, welche ihn bei seiner Lektüre befiel, schlug zunächst in Staunen, unmittelbar darauf jedoch in verhaltene Freude um. »Einen gewaltigen Schritt, mein Sohn?«, stieß er euphorisch hervor und klopfte Baldauf so heftig auf die Schulter, dass er erschrocken zusammenzuckte. »Ich glaube, Ihr irrt. Der Fisch zappelt nämlich bereits im Netz.«

Vor den Vigilien
     
    [Skriptorium, 1:15 h]
     
     
    Worin der Mörder von Bruder Severus, des Zehntgrafen und der alten Els eine folgenschwere Entscheidung trifft.
     
    Bedächtig, wie es seine Art war , deponierte Bruder Oswin die versiegelte Schriftrolle auf Bruder Hilperts Pult. Dann blies er die Kerze aus, schlich zur Tür und trat in den Gang hinaus.
    Bis zur Stelle, die er sich zum Sterben auserkoren hatte, war es nicht weit. Im Kreuzgang war es stockdunkel, was ihm allerdings nichts ausmachte. Seinen Lieblingsplatz würde er auch so finden, wenn es sein musste, mit verbundenen Augen.
    Dort angekommen, trat er ans Fenster und suchte nach dem Wort, das dort eingemeißelt war. Der Dunkelheit wegen konnte er es allenfalls erahnen, doch auch das focht ihn nicht an. Er wusste, dass es da war, auf immer und ewig. Zeuge für die Schmach, die man ihm zugefügt hatte. Und so verharrte er reglos, während sein Zeigefinger die Buchstaben entlangfuhr, welche er auf dem Sims hinterlassen hatte. ›ULTIO‹ – wahrlich, er hatte seine Rache bekommen, wenngleich er selbst dabei auf der Strecke geblieben war.
    Doch nun war es genug, ein für alle Mal genug. Er war des Lebens seit Langem überdrüssig. Die Tatsache, dass Bruder Hilpert ihn erkannt hatte, hatte seinen Entschluss lediglich beschleunigt, gefasst worden war er viel früher. Bruder Oswin schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und atmete befreit auf. Endlich keine Visionen mehr, keine Dämonen, keine Höllenwesen, welche ihn in wildem Reigen umkreisten. Endlich frei, der Albträume ledig, derentwegen ihm das Leben wie die Hölle erschienen war. Endlich niemand mehr, der ihn schikanierte, erpresste, zum Mord anstiftete.
    Nun, da sein Entschluss feststand, hatte Bruder Oswin es auf einmal eilig. Und so wandte er sich ab, griff nach dem erstbesten Strick, den er fand, und kletterte auf das Gerüst. Er musste es hinter sich bringen, und zwar gleich. Lebend würde er seinen Häschern nicht in die Hände fallen. Das hatte er sich geschworen. Und würde es auch in die Tat umsetzen. So wahr er Oswin der Geächtete war. Der Mann, den niemand je richtig zur Kenntnis genommen hatte.
    Aber damit war es nun vorbei.
    Für immer.
    Behände wie ein Akrobat balancierte der Elemosinarius auf dem obersten Laufgang des Gerüstes entlang. Ohne Sinn für seine Umgebung, ohne Gedanken oder die Regung eines Gefühls. Ein Wanderer zwischen den Welten, nicht mehr am Leben, aber auch noch nicht tot.
    Doch auch das würde sich bald ändern, und das zufriedene Lächeln, welches ihm übers Gesicht huschte, legte Zeugnis davon ab, wie sehr er jenen Moment herbeisehnte.
    Und so kam, was kommen musste. Nachdem der Elemosinarius die Mitte des Gerüstes erreicht hatte, verknotete er den Strick am Geländer. Dann band er das andere Ende zu einer Schlinge zusammen, legte sie sich um den Hals und kletterte über die Balustrade.
    Und sprang. Ein Lächeln auf den Lippen, wie es keiner der Fratres je an ihm bemerkt hatte.

Zur gleichen Zeit
     
    [Noviziat, 1:15 h]
     
     
    Worin sich Bruder Hilpert und Hieronymus Baldauf höchst ungewöhnlicher Mittel der Spurensuche bedienen.
     
    Bruder Hilpert hatte es schwarz auf weiß. So richtig begreifen konnte er

Weitere Kostenlose Bücher