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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Freitod zu wählen. Zumal ihr strengstens untersagt wurde, ihr Kind jemals wiederzusehen.«
    »Wie alt war … wie alt war der Knabe zu diesem Zeitpunkt eigentlich?«
    »Keine Ahnung. Jedenfalls keine genaue.« Baldauf kratzte sich nachdenklich hinterm Ohr. »Wie dem auch sei – Amalrich, sein Vater, hat ihm alles verschwiegen. Selbst dann noch, als er auf dem Sterbebett lag.«
    »Im Klartext: Da sich der Knabe als geschickt, anstellig und überaus intelligent erwies, wurde er in die Obhut des Klosters gegeben.«
    »Um nach diversen Zwischenstationen seine Profess abzulegen, Mönch zu werden und sich hinfort mit Bravour seinen klösterlichen Pflichten zu widmen.«
    »Womit es nun freilich ein Ende hat.« Bruder Hilpert hängte die Lampe an einen vorspringenden Haken und wandte sich wieder dem Bücherregal zu. »Na also, endlich!«, murmelte er, hochzufrieden über den Fund, den er gemacht zu haben schien.
    »Was ist das?«, fragte Baldauf beim Nähertreten, während der Infirmarius auf seinem Horchposten neben der Tür verharrte.
    »Eine Art Register«, antwortete Bruder Hilpert, während er den vergilbten Folianten durchblätterte, den er dem Regal entnommen hatte. »Mit den Namen sämtlicher Novizen, welche im Verlauf der Jahre unserem Orden beigetreten sind.«
    »Und?«
    Bruder Hilpert ließ sich mit seiner Antwort Zeit, suchte nach dem betreffenden Datum und atmete erleichtert auf. »Sieht so aus, als hätte dieser Cuntz die Wahrheit gesagt«, murmelte er. »Hier – das Datum seines Eintritts. Und hier dasjenige seiner Profess. Bleibt die Frage, woher Euer Gewährsmann seine detaillierten Informationen hat.«
    »Cuntz?« Baldauf runzelte die Stirn. »Ganz einfach: Jahre später, als unser Delinquent längst Chorbruder war, hat sich Els verplappert. Im Zorn, wie er mir glaubhaft versichert hat.«
    »Woraufhin Cuntz es aus nachvollziehbaren Gründen unterließ, seinem Neffen die Wahrheit zu sagen – ich verstehe. Bis er von selbst darauf gekommen und ihn so lange unter Druck gesetzt hat, bis er seinem Ansinnen nachgegeben und den Sattelgurt des Zehntgrafen entsprechend präpariert hat.«
    »Genau. Woraus sich die Frage nach dem Mörder von Bruder Severus und der alten Els ergibt.« Baldauf gab einen gequälten Seufzer von sich. »Cuntz kann es ja wohl schlecht gewesen sein.«
    »Da habt Ihr zweifelsohne recht, mein Sohn.« Bruder Hilpert stellte den Folianten wieder an seinen Platz, rieb die Fingerkuppen am Kinn und dachte nach. »Bevor wir unseren Delinquenten der Anstiftung zum Mord bezichtigen, sind wir gezwungen, uns diesbezüglich Klarheit zu verschaffen.«
    »Und wie habt Ihr Euch das gedacht?«
    »Ganz einfach – wenn die Vigilien vorüber sind, werde ich mir einen gewissen Bruder Oswin vorknüpfen und ihm einige höchst unangenehme Fragen stellen.«
    »Der Mann, der Euch den Dolch in die Rippen stoßen wollte?«
    »Ihr habt es erfasst, Infirmarius«, gab Bruder Hilpert zur Antwort, während sich seine Miene spürbar verdüsterte. »Bis dahin jedoch meine Bitte: kein Wort über das, worüber wir drei gesprochen haben.«
    »Selbstverständlich, Bruder«, erwiderten Baldauf und der Infirmarius wie aus einem Munde und machten dem Bibliothekarius Platz. »Auf uns könnt Ihr Euch verlassen.«
    »Und ich mich ganz offensichtlich auf Gott den Herrn«, gab Bruder Hilpert zurück, öffnete die Tür und trat in die Dunkelheit hinaus.

Vigilien
     
    [Pförtnerstube, 1:30 h]
     
     
    Worin die Geduld von Bruder Thaddäus erneut auf eine harte Probe gestellt wird.
     
    »Dô kennsch auf dr Sau naus !« [43] Nein, offensichtlich war das immer noch nicht alles. Zank, Mord und Hader zuhauf, dazu jede Menge Aufregung. Bruder Thaddäus schwäbelte indigniert vor sich hin. Und dann noch dieser Cuntz, auf den ausgerechnet er Obacht geben musste.
    Einfach zum Davonreiten. Am besten auf einer Sau.
    Drauf und dran, sich Luft zu machen, schluckte der Pförtner seinen Ärger hinunter, schloss seinen Schützling ein und watschelte grummelnd und brummelnd auf den Torbogen zu. Das Klopfen war zwar leise, aber nicht zu überhören, und nachdem er gelauscht hatte, riss ihm schließlich der Geduldsfaden. Bruder Thaddäus zog seinen Schlüsselbund unter dem Skapulier hervor und setzte eine gestrenge Miene auf. Um wen auch immer es sich da draußen handelte, er würde ihm einen christlichen Empfang bereiten.
    Und zwar einen, der sich gewaschen hatte.
    Ein Blick durch den Sehschlitz, und der Pförtner gab sein Vorhaben auf. Der

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