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Die braune Rose

Die braune Rose

Titel: Die braune Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ich raten? Wenn Herr Schumacher bezahlt, muß er auch –«
    »Wir haben uns verpflichtet, seinen Namen nicht zu nennen.«
    »Dann macht er eine Hinterziehung, was?«
    »Er hat eine große Fabrik.«
    Koeberle sah verblüfft aus. »Dann verstehe ich nicht, warum –«
    »Aus familiären Gründen.«
    »Aha!« Er befreite sich aus dem Griff Mariannes und ordnete seinen Schlips. Durch den schnellen Lauf mußte er aufstoßen. »Sucht einen Strohmann. Am besten einen Ausländer. Bitte – deinen Harry! Er bezahlt das Haus von Alabama aus! Einfacher geht es nicht mehr.«
    »Ich möchte Shirer weder sehen noch mit ihm korrespondieren. So wie ich ihn siebzehn Jahre lang nicht mehr gesehen habe und überhaupt nicht wußte, daß es ihn noch gibt, so wenig möchte ich ihn fernerhin sehen. Verstehst du das?«
    »Nein.« Koeberle lächelte breiter. »Du bist eine noch schöne, an sich junge und lebenslustige Frau. Und es heißt doch immer, das Erlebnis mit einem Neger sei ein unvergeßliches Erlebnis.«
    »Man sollte dir rechts und links in das Gesicht schlagen«, sagte Marianne leise und stieß sich von der Bücherwand ab. Koeberle trat einen Schritt zurück und duckte sich unwillkürlich. »Du bist ein Schwein. Weiter nichts. Ein erbärmliches Schwein. Ein Miststück.«
    Sie rührte ihn nicht an. Als ekle sie sich, rannte sie aus dem Zimmer und verließ die Wohnung des Stadtrates. Koeberle kontrollierte nicht einmal, ob die Tür geschlossen war. Er hatte sie krachend zuschlagen hören.
    *
    In Gadsden, Alabama, focht unterdessen Harry Bob Shirer einen großen Kampf aus. Nicht mit den Fäusten … den hätte er nicht gefürchtet trotz seiner Jahre, sondern einen Kampf gegen einen Gummigegner. Gegen die Behörden.
    Es begann damit, daß er zu dem Stadtsekretär Bill Purdom ging. Purdom war sein Freund, weil er im Zentral-Drugstore Shirers einen Kredit von fünfhundert Dollar hatte und Shirer wiederum so klug war, diese Schulden nicht anzumahnen. Einen Freund in der Stadtverwaltung zu haben, ist für einen Farbigen ein ungeheurer Gewinn. Ihm erzählte er von Marianne, Harriet-Rose und seiner Absicht, zu heiraten und die beiden herüberzuholen.
    Bill Purdom riet ihm nachdrücklich ab. Mehr noch, er war entsetzt über Shirers Leichtsinn und froh, als der andere ihn wieder verließ. Aber Shirer wollte nicht klein beigeben.
    Nach Washington gehe ich, dachte er während der Heimfahrt. Jawohl, nach Washington. Unter der Kuppel des Kapitols bin ich ein freier Mann. Bin ich gleichberechtigt. Bin ich ein Mensch. Und Anne und Harriet-Rose mit mir.
    Ich werde in Alabama alles verkaufen. Alles.
    *
    In dem kleinen Bungalow in den Neckarauen war Frieden eingezogen. Es war nur ein äußerlicher Frieden, aber er schaffte für einige Zeit Luft, freier zu atmen.
    Der Besitzer des Hauses, der Schweizer, hatte dem Finanzamt einen kurzen, aber prägnanten Brief geschrieben. Bert Schumacher hatte mit ihm darüber gesprochen, und wieder half der Schweizer, angewidert von der deutschen Paragraphenseele. Er bestätigte dem Finanzamt, daß er die vereinbarte Monatsmiete nicht kassiere, sondern daß diese Summe nur der Ordnung halber im Mietvertrag stehe. Die Familie Koeberle wohne frei in dem Haus. Sie seien seine Gäste.
    Die Behörde schwieg darauf. Sie glaubte es zwar nicht, denn Menschenfreundlichkeit stößt bei deutschen Behörden immer auf Unglauben, aber sie hatte auch keine Handhabe, das Gegenteil zu beweisen. Dafür kam Besuch von einer Seite, die niemand erwartet hatte.
    Ernst Pachtner klingelte an der Haustür. Harriet und Marianne waren in die Stadt gefahren, Bert Schumacher war allein im Haus.
    »Guten Tag, Bert«, sagte Pachtner und war von strahlender Freundlichkeit. »Darf ich nähertreten?«
    Bert Schumacher war von dem unerwarteten Besuch völlig überrascht und trat zur Seite. Pachtner betrat das Haus und ging, als kenne er den Weg, sofort in den großen Wohnraum.
    »Ich habe gewartet, bis die Damen weg waren«, sagte er. »Wir haben also etwas Zeit, uns über alles zu unterhalten.«
    »Ich wüßte nicht, was wir miteinander zu besprechen hätten«, antwortete Bert steif. Er blieb neben der offenen Tür stehen. Es war eine unausgesprochene Aufforderung, das Haus zu verlassen. Pachtner stellte sich dickfellig und blieb.
    »Heidi ist krank.«
    »Gute Besserung.«
    »Sie ist krank vor Kummer. Sie wissen, Bert, daß Heidi Sie liebt. Es ist merkwürdig, daß ich als ihr Vater so etwas aussprechen muß. Aber die Gesundheit meiner Tochter ist

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