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Die braune Rose

Die braune Rose

Titel: Die braune Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mir wichtiger als eine falsche Scham.«
    »Nehmen Sie einen Eimer Wasser und schütten sie ihn Heidi über den Kopf«, sagte Bert grob. »Das ist das beste Mittel gegen Hysterie.«
    »Ich habe an Ihnen noch nie Flegelhaftigkeit bemerkt, Bert.« Pachtner bekam einen hellroten Kopf. »Aber der veränderte Umgang, scheint mir …«
    »Bitte, verlassen Sie das Haus!«
    Pachtner überhörte es. Er drehte den grünen Jägerhut zwischen den Fingern.
    »Man soll nichts erzwingen«, sagte er. »Das ist eine alte Weisheit. Vor allem soll man keine Ehe mit Gewalt zustande bringen. Unsere Vorfahren waren da anderer Meinung. Mit der Zeit gewöhnt sich jeder an jeden, dachte man. Bei Ihnen ist es anders, Bert. Ich weiß, wie eng befreundet Sie mit meiner Tochter waren, bis Sie … na ja, Sie wissen. Ihr Vater und ich hatten ganz konkrete Pläne, auch das wissen Sie. Aber diese Pläne waren nur logisch, kein Grundgedanke, der Heidi und Sie auf alle Fälle zusammenführen sollte. Heute sehe ich, daß Sie anscheinend noch zu jung sind, um die ganze Höhe der Konsequenzen zu überblicken. Meine Familie ist tief beleidigt worden, durch Sie, Bert. Sie haben meine Tochter behandelt wie … wie … na, wie man einen Bastard behandelt, und nur, weil Sie –« Er stockte und biß sich auf die Lippen. Bert Schumacher kam langsam näher.
    »Bitte, sprechen Sie es aus … nur, weil Sie einen Bastard lieben … das wollten Sie doch sagen, nicht wahr?«
    »Bert, so geht es nicht weiter. Heidi leidet darunter. Sie liebt Sie aufrichtig. Sie ist krank, sie magert ab und starrt wie geistesabwesend vor sich hin.« Die Stimme Pachtners hob sich. »Ich lasse es nicht zu, daß meine Tochter durch eine dumme Laune Ihrerseits gemütskrank wird.«
    »Ich sagte Ihnen schon … einen Eimer Wasser.«
    Durch Pachtner lief ein Zittern. Man sah, daß er sich mühsam beherrschte, wie alle Empörung in ihm sich zusammenballte und nach einer Tat drängte.
    »Hören Sie zu, Bert«, sagte er mit bebender Stimme. »Ihr Vater bezieht von uns zu einem Sonderpreis die Edelfurniere. Nur so kann die Firma Schumacher ihre Schlafzimmerpreise halten. Nur so ist sie konkurrenzlos.«
    Bert Schumacher nickte. »Ich weiß, Herr Pachtner. Es steht bei Ihnen, diese Preise nicht mehr zu halten.«
    »Dann geht Schumacher u. Co. in Konkurs!« schrie Pachtner.
    »Und Sie glauben, diese Drohung könnte mich bewegen, Heidi zu heiraten? Sie Narr! Bitte, gehen Sie sofort! Sie haben Frau Koeberle aus der Wohnung in der Fortbachstraße vertreiben können. Sie haben die Behörden durch anonyme Anzeigen auf Harriet hetzen können. Hier, Herr Pachtner, sind wir unangreifbar!«
    Pachtner setzte seinen Hut auf und rannte an Bert vorbei ins Freie. »Das wollen wir sehen!« schrie er. »Das wollen wir darauf ankommen lassen!« Er blieb neben dem Schild ›Haus Negerkuß‹ stehen und hob die Fäuste. »Es geht jetzt nicht mehr um Sie oder Heidi … es geht um das Prinzip! Ich will es durchexerzieren, ob ein solch hergelaufenes Drecksnegerkind sich über alle Moral hinwegsetzen kann!«
    Bert schlug die Tür zu. Er sperrte sich damit selbst ein, denn er hatte den Drang, Pachtner nachzulaufen und bis zur Straße hinauf zu prügeln.
    Von dem Besuch erzählte er nichts, als Marianne und Harriet nach Hause kamen. Sie hatten eingekauft. Einen weißen Plisseerock für Harriet. Sie war von einer kindlichen Glückseligkeit, zog ihn sofort an und drehte sich im Kreise. Wie ein weites weißes Rad umkreiste der Rock ihre schlanken, braunen Beine und die schmalen, festen Schenkel. Ihr Gesicht glänzte.
    »Wie gefalle ich dir?« rief sie. »Denk dir … man hat mir eine Stellung angeboten. Im Kaufhaus Globus. Täglich dreißig Mark. Ich soll Kleider vorführen. Teenagermodelle.«
    Bert Schumacher sah zu Marianne. Sie nickte ihm zu.
    »Ja, sie richten dort eine ständige Modenschau ein. Harriet soll Mannequin werden. Ich halte das für gut.«
    »Ich nicht. Ich würde sowenig wie möglich an die Öffentlichkeit treten.«
    Harriet hörte mit dem Drehen auf. Ihr glückliches Gesicht wurde ernst.
    »Soll ich mich verstecken?« sagte sie. »Warum? Soll ich mein ganzes Leben lang nur hinter Mauern leben? Auch wenn diese Mauern weiß sind und mit Blumen bewachsen und inmitten eines Gartens … es sind Mauern. Bin ich ein wildes Tier, das man hinter Gittern halten muß?«
    »Harriet, du verstehst es falsch.« Bert kam auf sie zu, aber sie hob abwehrend beide Hände und wich zurück.
    »Ich werde Kleider vorführen«,

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