Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die braune Rose

Die braune Rose

Titel: Die braune Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Burg … man wird sie nie erstürmen können.«
    Das war ein Irrtum.
    Der erste Sturm kam von einer Behörde. Ein kurzes Schreiben: Wer bezahlt die fünfhundert DM Miete? Auf Grund des versteuerten Gehaltes von Frau Marianne Koeberle und den Verdienstangaben des stud. med. B. Schumacher ist diese Miete nicht aufzubringen. Es wird ersucht, den Nachweis zu erbringen, woher –
    »Was nun?« fragte Marianne und ließ den Brief sinken.
    »Mein Vater darf nie genannt werden«, sagte Bert Schumacher dumpf. »Das habe ich ihm mit meinem Ehrenwort zugesichert.«
    Kaum vier Tage nach dem Einzug in das kleine, weiße Haus wuchs die Sorge über das Dach hinaus.

7.
    Marianne Koeberle fuhr nach Würzburg.
    Wenn jemand eine Möglichkeit sah, mußte es der ›Helfer in Steuersachen‹ Eduard Koeberle sein. Seine trickreichen Beratungen hatten ihm das Wohlwollen der maßgebenden Kreise errungen, und seine Position als Stadtrat verdankte er in hohem Maße seiner Fähigkeit, mit allen gut Freund zu sein und für jeden das richtige Wort zu haben, ohne sich selbst irgendwie festzulegen.
    Stadtrat Koeberle war in sehr unguter Laune, als Marianne ihn aufsuchte. Am Stammtisch war es spät geworden, man hatte schweren Steinwein getrunken, nun brummte sein Schädel, und er stieß beim schnelleren Gehen säuerlich auf. Darüber hinaus hatte die Morgenpost vom Finanzamt einen abschlägigen Bescheid über eine Fristverlängerung gebracht. Sie traf einen Fabrikanten, der wiederum die Partei wesentlich unterstützte.
    »Du hast mir gerade noch gefehlt«, begrüßte er Marianne, als er nach mehrmaligem Schellen öffnete. »Hat sich Mr. Shirer wieder angesagt?«
    Marianne ging an ihm vorbei ins Zimmer und blieb an dem langen Bücherschrank stehen. Koeberle trottete hinterher und nahm einen Schluck Mineralwasser.
    »Ich möchte einen Rat von dir«, sagte sie ohne lange Vorreden.
    Koeberle ging unruhig hin und her. »Was willst du?« fragte er, als Marianne noch immer schwieg.
    »Einen Rat nur. Bitte, lies.« Sie gab ihm den Brief des Finanzamtes. Koeberle überflog ihn und reichte ihn zurück.
    »Na und?«
    »Was soll ich tun?«
    »Die Wahrheit sagen. Weiter nichts. Der Staat, der uns ernährt, der Straßen baut und Flüsse reguliert, der zum Schutze der Allgemeinheit eine neue Wehrmacht aufstellt, der eine Fürsorge für die Millionen übernommen hat, dieser Staat hat ein Recht auf Wahrheit seiner Bürger. Das ist ein klarer Fall. Es ist ein Recht der Behörde, zu fragen, woher man das Geld hat, ein Haus zu mieten, wenn das Steueraufkommen gerade zum Existenzminimum reicht. Du mußt zugeben, daß da etwas faul ist Marianne.« Koeberles Stimme schwoll vor Entrüstung an. »Ich finde es überhaupt impertinent, damit zu mir zu kommen, wo ich als Vertreter der öffentlichen Meinung und Interessen –«
    »Das Haus bezahlt Herr Schumacher.«
    »Schumacher? Dein Geliebter?« sagte Koeberle gehässig. Er konnte sich nicht dagegen wehren: Er haßte diese Frau. Ihre schönen, blonden Haare, die wie Gold leuchten konnten. Ihre weiße Haut, ihren schönen Körper, die langen, schlanken Beine … er haßte alles an ihr, weil vor ihm ein Neger diese Schönheit berührt hatte. Eine Schönheit, die ihm gehören konnte.
    »Der Vater von Bert Schumacher. Ein Freund Harriets.«
    »Ach, die Kleine fängt auch schon an?« Koeberle lachte etwas schrill. »Natürlich, mit dieser Hautfarbe sind die Kinder schon reifer als bei uns die Zwanzigjährigen. Ich hoffe, du bist nicht so geschmacklos, mich zur Taufe einzuladen.«
    »Man müßte Harry Bob Shirer wirklich schreiben, wer dieser Eduard Koeberle ist«, sagte Marianne gefährlich leise. Koeberle zuckte hoch.
    »Erpressen lasse ich mich nicht!« schrie er. »Das lasse ich nicht! Ich werde mich zu schützen wissen –«
    »Es ist mir unbegreiflich, daß ich dich wirklich einmal geliebt habe«, sagte sie mitleidig. »Tatsächlich, das habe ich damals. Ich hatte in dir einen Mann gesehen, der stark genug sein konnte, das Leben zu erobern. Ich hatte das Gefühl, zu dir aufsehen zu können. Und was bist du geworden? Ein feiger, erbärmlicher Wicht.«
    »Ich glaube, wir haben uns nichts mehr zu sagen.«
    Koeberle strebte zur Tür, aber Marianne hielt ihn an der Jacke fest. Einen Augenblick war er versucht, auf ihre Finger zu schlagen, aber dann unterließ er es doch. Ein Stadtrat hat in jeder Situation ein Ehrenmann zu sein, auch wenn es manchmal unmöglich scheint.
    »Du gibst mir also keinen Rat?« fragte sie.
    »Was soll

Weitere Kostenlose Bücher