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Die braune Rose

Die braune Rose

Titel: Die braune Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Garten arbeiten sehen. Von diesem Ausflug erfuhr nie jemand etwas, nur Arnold Schumacher traf am Abend seine Frau wieder mit einer Migräne an.
    Die Liebe zwischen Harriet und Bert war eine merkwürdige Liebe. Zart, behutsam, rein, eine Liebe aus kleinen Zärtlichkeiten, einem Kuß, einem Streicheln der Hände, dem beglückenden Gefühl, den anderen zu sehen, zu hören, zu fühlen. Weiter nichts. Manchmal fiel es ihnen schwer, nicht der Erfüllung entgegenzutreiben … aber Vernunft und Scheu hielten sie zurück. Auch waren sie nie allein, wenn sie zusammensaßen. Marianne war immer um sie. Bert Schumacher wußte, daß er Harriet mit der Stunde verlor, in der er ihr mehr wurde als nur ein Freund. Er hatte es Marianne versprechen müssen, als er zu ihnen zog. Es war wie ein Schwur gewesen, dessen Befolgung ihn in den letzten Wochen eine ungeheure Selbstbezwingung kostete.
    Im Herbst, an einem dunkelgrauen Regentage, sah Bert am Eingang zur Mensa seinen Vater stehen. Er sah leidend aus, in seinem nassen Mantel wie ein Hausierer; es war ein jämmerlicher Anblick, wie er so dastand und jeden in die Mensa gehenden Studenten anstarrte, als wollte er ihm etwas verkaufen.
    Mit großen Schritten rannte Bert auf ihn zu.
    »Vater!« rief er schon von weitem. »Vater!«
    »Junge!«
    Arnold Schumacher nahm den Hut ab und schüttelte die Nässe aus ihm. Er war in diesen Monaten grauer geworden. Auch schien sein Haar schütterer zu sein, wie überhaupt das glänzend Gesunde an ihm nicht mehr vorhanden war. Er war ein alter Mann. Bert erkannte es mit Schrecken.
    »Vater, das ist schön, daß du mich sehen willst.«
    »Ich wollte dich zum Essen einladen, Junge. Du hast doch Zeit.« in der Frage klang die Angst wider, daß das Wiedersehen nur kurz sein könnte.
    »Natürlich habe ich Zeit, Vater. Soviel du willst.«
    »Deine Vorlesungen?«
    »Die schwänze ich heute.« Er legte in einer Aufwallung von Freude den Arm um seinen Vater. Arnold Schumacher senkte den Kopf und klopfte liebevoll auf die Hand seines Sohnes.
    »Mein Junge«, sagte er stockend. »Mein lieber Junge. Komm, gehen wir.«
    »Ich warne dich, Paps … ich habe einen wilden Hunger.«
    Schumacher lachte schwach. »Und wenn du Nachtigallenzungen essen wolltest … komm.«
    Sie gingen in ein ruhiges Speiselokal in der Nähe der Universität und bestellten erst einmal ein Viertel Wein. Bert wählte aus der Karte Sauerbraten mit Klößen, Arnold Schumacher eine kleine Königinpastete. Sie stießen mit den Gläsern an und sahen sich mit leuchtenden Augen an.
    »Gut siehst du aus, Junge«, sagte Schumacher. »Du bist kräftiger geworden. Breiter in den Schultern. Und glücklich siehst du aus.«
    »Ich bin auch glücklich, Paps.«
    »Das freut mich für dich.«
    »Aber du schaust nicht besonders gut aus. Mein alter Herr beginnt wirklich alt zu werden. Was ist los, Paps? Kein Spaß mehr an Paris? Meinst du, ich hätte dir – wie Mutter – deine kunsthistorischen Studien in Paris abgenommen? Das hat die Koeberle gemacht. Wenn mein alter Herr aus Paris zurückkam, wiegte er sich auf den Zehenspitzen wie ein erfolgreicher Playboy.« Bert boxte seinem Vater über den Tisch gegen die Schulter.
    »Was ist los, alter Herr?«
    Arnold Schumacher sah zu dem Kellner. Das Essen kam noch nicht. Eigentlich wollte er damit warten, bis sie gegessen hatten, aber die direkte Frage Berts konnte er nicht ausweichend beantworten. Sein eingefallenes Gesicht wurde noch älter.
    »Es wird dich vielleicht wenig berühren, Junge«, sagte er leise. Er kaute an den Worten wie an bitteren Bissen. »Aber ich stehe nahe vor dem Konkurs.«
    Bert umklammerte das Weinglas. »Pachtner« sagte er. Schumacher nickte.
    »Seit Wochen liefert er keine Furniere mehr. Immer ist es etwas anderes. Lieferschwierigkeiten der ausländischen Hölzer, Maschinenschaden, Arbeitsausfall durch Krankheit, Unfälle, ein eingeschleppter Holzkäfer, Defekte an der Trockenanlage … man kann ihm nicht das Gegenteil nachweisen. Außerdem hat er den Vertrag gekündigt. Du weißt, daß wir nie Furniere auf Vorrat hatten, eben, weil Pachtner und wir …« Schumacher wischte sich über das Gesicht. Das Zittern seiner Hand löste einen Krampf in Berts Herz aus. »Ich habe natürlich versucht, andere Furniere zu bekommen. Aber es hatte sich herumgesprochen. Sie verlangen Preise, die völlig sinnlos sind. Noch zwei Monatsproduktionen … dann ist die Firma Schumacher am Ende.«
    »Meinetwegen?« fragte Bert dumpf.
    »Das habe ich nicht

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