Die braune Rose
Verkauf ein Geschäft macht. Aber das Problem ist diese Anne in Germany. Gut, sie kommt mit. Sie hat ja ein Kind von Bob. Aber dann? In Gadsden … ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.«
Mami nickte. »Warum genieren Sie sich, Bill? Sagen Sie es frei heraus: Man wird Harry aufhängen, wenn er mit einer weißen Frau über die Straße geht. Er ist ein Nigger … und diese weiße, kleine Hure ist ein kleiner Gott, nur weil sie weiß ist, auch wenn sie eben nur eine Hure ist. So ist's doch, Purdom?«
»Ja, Mam – leider. Ich kann nichts dafür. Aber Bob sollte nun einmal nicht mit dem dicken Kopf gegen die Wand rennen. Auch wenn er wegzieht – und das will er dann –, sie wird immer etwas Fremdes sein, diese Weiße. Ich denke mir das wenigstens so.«
»Wo ist er jetzt?« fragte sie.
»Er trifft sich mit dem Mann aus Birmingham zu einer Vorbesprechung.« Purdom stand schnell auf. Sein Auftrag war erledigt, er hatte es jetzt eilig, aus dem Gebiet der Shirers herauszukommen. »Das wäre alles, Mam.«
»Ich danke Ihnen, Bill.« Mami gab ihm ihre schwarze, glänzende Hand. Es war so hoheitsvoll, daß Purdom in einer Aufwallung weißen Stolzes erwog, diese Hand zu übersehen. Schließlich ist es eine Auszeichnung für einen Schwarzen, wenn ihm ein Weißer die Hand bietet. Es kommt selten genug vor. Aber dann nahm er sie doch und drückte sie schnell.
Zum Mittagessen kam Harry Bob Shirer nach Hause. Er war in gehobener Laune. Der Farmer aus Birmingham zeigte sich willig, die Drugstorekette zu kaufen. Er hatte die Bücher durchgesehen, die letzte Bilanz nachgerechnet und hatte Shirer mürrisch zugenickt.
»Kein großer Fisch, mein Lieber, aber man kann es ausbauen, wenn man kein schwarzes Gehirn hat. Vierhunderttausend Dollar –«
»Fünfhunderttausend, Sir.«
»Nein.«
»Ich habe mich eben auf die Zahl Fünfhunderttausend versteift, Sir.«
»Dann werd beweglicher, Nigger, und geh auf Vierhunderttausend. Schon das ist mehr, als der Laden wert ist.«
Shirer wußte, daß dies eine fromme Lüge war. Er lächelte und packte seine Unterlagen ein. »Wir kommen morgen wieder zusammen, Sir. Bis dahin werden Sie einsehen, daß mein Preis richtig ist. Sagen wir, morgen um die gleiche Zeit.«
Der Farmer aus Birmingham knurrte und blieb sitzen, als Shirer ging. Beide waren sich einig, daß Fünfhunderttausend ein guter Preis sei. Aber ihn zu akzeptieren war beim ersten Anlauf unmöglich. So etwas tat man nicht.
Shirer hatte also allen Grund, fröhlich und gelockert zu sein. Wie ein Bulle schreiend – er nannte es singen – kam er durch den Garten und breitete vor Mami die Arme weit aus.
»Die Welt ist schön!« schrie er.
Mami nickte zustimmend. »Herrlich ist sie«, sagte sie. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen, ihr dicker Leib schwebte fast eine Sekunde über dem Terrassenboden, und dann gab sie Harry eine Ohrfeige, hinter der das ganze Gewicht ihres zurückfallenden Körpers lag. Es klatschte, als wenn ein nasses Badetuch gegen eine Wand geworfen würde.
Harry Bob Shirer stand erstarrt und sah seine Mami dumm an.
»Was war das?« fragte er.
»Die erste seit zwanzig Jahren!« schrie Mami. »Und du bekommst noch mehr, du Idiot. Habe ich einen Kretin großgezogen, he? Hat Gott bei deiner Geburt vergessen, dir ein Gehirn in den Schädel zu legen? Hat man so etwas schon gesehen? Verkaufen will er wirklich. Sein Lebenswerk verkaufen … wegen einer Weißen!«
Shirer sank auf einen der Korbstühle. Nun war er gleichgroß mit Mami, sie brauchte sich nicht mehr zu strecken. Wie ein runder Turm kam sie näher und baute sich vor ihren Sohn auf.
»Woher weißt du das?« fragte Shirer dumpf.
»Ich weiß alles. Glaubst du, Idiot, mir etwas verbergen zu können? Deiner Mami? Oh, ich könnte dich prügeln wie einen jungen Hund, der in die Ecken pißt. Mehr bist du nicht … eine Riesenbulldogge, die unter sich macht. Die sich selbst besudelt!«
»Mami!«
»Schweig!« Sie hob die Hand und schlug ihn wieder. Da er den Kopf schnell senkte, traf sie seine Stirn und die Schläfen. Der Schlag auf die harten Knochen durchzitterte schmerzhaft ihre Hand. Sie trat zurück und schüttelte sie. »Was hast du davon, wenn sie hier ist?« schrie sie noch lauter.
»Sie hat ein Kind. Mein Kind! Meine Harriet-Rose.«
»Ein Bastard.«
»Mami!« Shirer sprang auf. Er nahm seine Mutter, schlang beide Arme um sie, und wie sie sich auch wehrte und wie ein junges Ferkel kreischte, trug er sie zum Tisch und setzte sie auf die Platte.
Weitere Kostenlose Bücher