Die Braut aus den Highlands
ihnen gesellt und lauschten ungeniert, aber das kümmerte Merry nicht. Je mehr Menschen sich daranmachten, das Rätsel zu lösen, desto besser standen ihre Chancen. Sie überdachte, was ihre Schwägerin gesagt hatte, erwiderte aber schlieÃlich: âEdda sagte mir bereits, dass Ihr nicht gut auf sie zu sprechen sein würdet, und aus gutem Grund. Sie erzählte mir, dass sie äuÃerst unglücklich auf dâAumesbery gewesen sei und sich Euch gegenüber scheuÃlich verhalten habe.â
â Aye , das hat sieâ, erwiderte Evelinde leise. âUnd nicht nur zu mir war sie so, sondern auch gegenüber den Bediensteten und übrigen Bewohnern von dâAumesbery.â
Merry betrachtete Evelindes Miene, seufzte und wechselte das Thema. âNun, ich wünschte, ich könnte sagen, was man Alexander eingeflöÃt hat und warum. Ich denke, das würde ein wenig Licht in die Angelegenheit bringen. Es könnte uns helfen, den Grund herauszufinden.â
âEinen Augenblick.â Evelinde war aufgesprungen und eilte in Richtung Küche davon.
Merry sah ihr verwundert nach und blickte fragend zu Cullen hinüber. Der hochgewachsene Mann zuckte nur ergeben lächelnd mit den Schultern und griff nach seinem Bier. Kurz darauf schwang die Küchentür auf, und Evelinde kam zurückgehastet, eine ältere Frau im Schlepptau.
âDies ist Cullens Tante Biddy. Und nun auch meineâ, fügte sie hinzu und schenkte der Dame ein liebevolles Lächeln. Die Tante lieà sich an der Tafel nieder, und auch Evelinde setzte sich wieder. âBiddy hat ein helles Köpfchenâ, sagte sie an Merry gewandt. âWomöglich findet sie heraus, was man Alex gegeben hat.â
âWomöglich auch nichtâ, wandte Biddy trocken ein. âDoch ich werde mein Bestes tun. Berichtet mir zunächst einmal, was Euch glauben lässt, Eurem Gemahl sei etwas eingeflöÃt worden.â
Merry nickte und fasste zusammen, wie Alex sich in den vergangenen drei Wochen allabendlich verhalten hatte. Sie erzählte auch, wie Godfrey sich in jener Nacht aufgeführt hatte, nachdem sie ihm einen Heiltrank bereitet hatte, und lieà auch Alexâ schonungsloses Gebaren nachts darauf nicht aus. Als sie geendet hatte, schürzte die ältere Frau nachdenklich die Lippen und starrte lange ins Leere, ehe sie den Kopf schüttelte. âIch kenne nichts, was all dies hervorruft. Es muss eine Zusammenstellung aus zwei oder drei Dingen sein: Etwas, das sein Feuer schürt, etwas, das ihm die Beherrschung nimmt, und etwas, das ihm die Kraft verleiht ⦠nun ⦠so lange durchzuhalten. Und aus dem, was Ihr sagtet, schlieÃe ich, dass man ihm die Mischung wahrscheinlich beim Nachtmahl ins Bier getan hat.â
âIns Bier wohl nichtâ, erwiderte Merry versonnen. âOder zumindest nicht immer. Alexander hatte nämlich ebenfalls das Bier in Verdacht und hat an zwei aufeinander folgenden Abenden nichts getrunken. Dennoch zeigte er dieselben Anzeichen wie üblich. Daher nahm er an, dass er eine Krankheit in sich trage, gegen die sein Körper sich wehrt. Dass man ihm etwas untermischte, wurde erst offenkundig, als ich aus seinem Wein einen Heiltrank für seinen Knappen bereitete und dieser sich auffällig verhielt.â
âIn jener Nacht war es in seinem Wein?â
âEs muss so gewesen sein. Denn es war Alexanders Wein, den ich dem Jungen gegeben habe.â
âGewiss nicht der Eure?â
âNeinâ, entgegnete Merry, stockte und runzelte die Stirn.
âWas ist?â Evelinde beugte sich vor.
âNun, an jenem Abend habe ich meinen Becher kaum angerührt, da Gerhard kam und uns mitteilte, dass etwas mit meinem Pferd nicht stimmeâ, erklärte sie. âUnd als wir wieder ins Zelt zurückkehrten, hatte ich keine Gelegenheit mehr zu trinken.â Sie zuckte hilflos mit den Schultern.
âAlso könnte die ganze Flasche mit etwas versetzt gewesen seinâ, sinnierte Evelinde.
âIn dieser einen Nacht, aye â, stimmte Merry zu. âDoch der Trank kann kaum an den beiden Abenden der Ãbeltäter gewesen sein, an denen Alexander nichts getrunken hat.â
âKönnte es in seinem Essen gewesen sein?â, schlug Evelinde vor. âOder in einem Getränk, das er zu sich nahm, ehe er an die Tafel kam? Trinkt er vor dem Nachtmahl vielleicht ein Bier oder einen Becher Wein auf dem Ãbungsplatz
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