Die Braut aus den Highlands
nicht. Das ist das Letzte, was ich sollte. Ich brauche Bewegung. Ich bin kein siecher Greis, Evie.â
Sie lächelte leicht, als sie ihren alten Spitznamen hörte, legte sich dabei aber Alexâ rechten Arm über die Schultern, während Merry ihn auf der anderen Seite stützte. Alex seufzte im Stillen und befreite sich.
âMeinen Beinen geht es hervorragendâ, versicherte er den beiden Frauen ruhig. âIch war nur ungeschickt.â Das stimmte nicht ganz. Nach diesem Sturz fühlten sich seine Beine durchaus nicht ganz standfest an, doch eher würde er sich die Zunge abbeiÃen, als dies zuzugeben und zurück ins Bett geschickt zu werden. âErlaubt mir, Euch zurück zur Tafel zu geleiten, Myladies.â
Alex winkelte beide Ellenbogen an, damit Gemahlin und Schwester ihren Arm um je einen der seinen legen konnten, und nach kurzem Zögern taten die beiden dies auch. Erleichtert atmete er auf und führte sie zum Tisch, wo sie gesessen hatten, ehe er seinen groÃen Auftritt gehabt hatte.
âWie fühlt Ihr Euch?â, fragte Merry besorgt, als sie an ihren Plätzen angekommen waren und sich niederlieÃen.
âGutâ, beteuerte Alex. Er setzte sich ans Ende der Bank und saà damit zwischen seiner Gemahlin und dem Stuhl, den seine Schwester einnahm. âMein Kopf schmerzt noch ein wenig, aber ansonsten fehlt mir nichts.â
âIch werde Euch dennoch einen stärkenden Trank bereiten und â¦â Merry hatte sich schon halb erhoben, als sie innehielt und Alex fragend ansah, weil er sie am Arm ergriffen hatte.
âIch möchte keinen stärkenden Trankâ, entgegnete er fest und runzelte die Stirn, weil er Ãrger und Kränkung in ihrer Miene sah.
Beide Regungen verstand er nicht, bis sie sich wieder setzte und ein wenig steif sagte: âVielleicht wäre Evelinde oder Tande Biddy ja so freundlich, Euch einen Heiltrank zuzubereiten.â
Erst da ging Alex auf, dass sie dachte, er habe abgelehnt, weil er ihr nicht vertraue und womöglich glaube, sie sei diejenige, die ihm etwas untermische. Er verfluchte sich innerlich, doch da er die Angelegenheit nicht hier in aller Ãffentlichkeit bereden wollte, sagte er lediglich: âIch möchte überhaupt keinen Trank. Die Schmerzen werden von allein verschwinden, und ich möchte einen klaren Kopf für die Reise behalten.â
âFür die Reise?â, fragten Merry und Evelinde im Chor.
Alex spürte regelrecht, wie sie ihn aus groÃen Augen anstarrten, erwiderte ihre Blicke jedoch nicht. Stattdessen lächelte er der Magd zu, die einen Becher Met und ein wenig Brot und Käse vor ihm abstellte, damit auch er essen konnte. â Aye â, wandte er sich wieder den Frauen zu. âGerhard trommelt gerade die Männer zusammen, damit wir nach dâAumesbery zurückkehren können.â
Er schaute Merry an, um zu sehen, wie sie die Neuigkeit auffasste. Sie wirkte erst erstaunt und runzelte dann die Stirn, wohl weil sie überlegte, was dies zu bedeuten habe. Evelinde war diejenige, die Einwände erhob. âAber du bist doch gerade erst angekommenâ, entgegnete sie.
â Aye. â Er klang ernst und sah seine Schwester schuldbewusst an. âUnd ich wünschte, ich könnte länger bleiben. Doch ich habe dich hier glücklich und wohlauf angetroffen, und vor allem dessen wollte ich mich versichern. Auf dem Ritt hierher hat sich herausgestellt, dass ich einige Dinge in Angriff nehmen muss, um so glücklich werden zu können wie du. Es scheint mir das Beste zu sein, mich sofort darum zu kümmern, ehe der Ãbeltäter erreicht, was er will. Und da alles auf dâAumesbery begann, werde ich des Rätsels Lösung wohl dort suchen müssen.â
Evelinde sah aus, als wolle sie noch etwas sagen, blieb jedoch stumm, wofür Alex ihr dankbar war. Er wusste, wie enttäuscht sie war, glaubte aber, dass er die gegenwärtigen Schwierigkeiten, die ihnen allen zu schaffen machten, nur unnötig in die Länge ziehen würde, wenn er bliebe. Bis die Sache geklärt war, würde Alex mit ansehen müssen, wie Gerhard Merry und ihre Magd bezichtigte und Merry ihrerseits Gerhard und alle übrigen. Alex wusste, er würde keine traute Zweisamkeit mit seiner Gemahlin finden, ehe diese Angelegenheit nicht aus der Welt geschafft war.
Bei diesem Gedanken sah er wieder zu Merry hinüber. Sie wirkte nachdenklich und betrübt.
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