Die Braut aus den Highlands
der Nacht abtreten sollen, so hätte jeder wenigsten etwas Schlaf bekommen.â
Merry schnaubte nur über diesen Vorschlag. âOh, aye . Als hätte mich meine Sorge um Euch zur Ruhe kommen lassen. Zudem hätte ich neben Euch gelegen, und niemals hätte ich schlafen können, wenn er dagesessen und uns im Auge behalten hätte.â
â Aye , und womöglich hätte er auch Euch schnarchen gehörtâ, sagte Alex ernst.
Merry fuhr herum und warf ihm einen wütenden Blick zu, aus dem unwillkürlich ein Lächeln wurde, als sie das spöttische Funkeln in seinen Augen sah. Sofort sammelte sie sich aber und erwiderte spitz: âIch verderbe Euch nur ungern den SpaÃ, Mylord, doch solltet Ihr mit Eurer Bemerkung versucht haben, zur allgemeinen Erheiterung beizutragen, so habt Ihr kläglich versagt. Aber die Engländer sind ja ohnehin nicht gerade für ihren Witz bekanntâ, fügte sie an, als er amüsiert eine Braue hob.
âTatsächlich?â, fragte er unbewegt.
â Aye , jeder weià doch, dass die Engländer allesamt mürrische Finsterlinge sind, die sich ständig über alles beklagen und immerzu aussehen, als hätten sie gerade ihren Bruder beerdigt.â
âWie bitte?â, fragte er, nun ungläubig.
Merry zuckte die Schultern. âBestreitet es nur, wenn Ihr wollt, aber es ist die Wahrheit. Die Engländer sind unfähig, sich zu vergnügen oder das Leben zu genieÃen.â
âHa!â, stieà er lachend hervor. âDas klingt mir eher nach den Schotten. Sie sind doch diejenigen, die stets sauertöpfisch und verdrieÃlich dreinblicken und in einem fort jammern. Der Witz der Engländer hingegen besitzt Weltruhm .â
âIn euren Köpfen vielleicht, doch der Rest der Welt weiÃ, dass ihr Engländer allesamt närrisch und miesepetrig seidâ, erwiderte sie, schniefte und reckte hochnäsig das Kinn in die Luft. Allerdings fiel es ihr schwer, den Anflug von Dünkel aufrechtzuerhalten, als ihm angesichts ihres Ausbruchs der Mund offen blieb.
âWie kommt Ihr â¦?â, setzte er an, hielt aber inne, als plötzlich Gerhard vor ihnen auf dem Weg auftauchte.
âIch habe eine Stelle gefunden, gar nicht weit von hierâ, sagte dieser anstelle eines GruÃes. âSie liegt am Fluss und bietet genügend Platz.â
âGut.â Alex nickte. âReite voran.â
Er wartete, bis Gerhard sein Pferd gewendet hatte, um sie zu besagter Stelle zu führen, ehe er auf Merry hinunterblickte und ihr zuraunte: âFür die Beleidigung meiner Landsmänner werde ich Euch später noch angemessen züchtigen, Weib.â
Das Funkeln in seinen Augen und die VerheiÃung, die in seiner Stimme mitschwang, lieÃen ihr einen leichten Schauer über den Rücken laufen. Was er meinte, war nicht etwa, dass er ihr den blanken Hintern versohlen wollte. Ihr Geplänkel war nichts als Neckerei gewesen, und mochte er ihr auch mit Bestrafung drohen, so wusste sie doch, dass bei dieser zwar blanke Hinterteile im Spiel sein mochten, die âZüchtigungâ selbst sie aber höchst zufrieden und beschwingt stimmen würde.
Der Platz, den Gerhard auserkoren hatte, lag nicht weit entfernt. Alex schwang sich aus dem Sattel und half auch ihr vom Pferd. Nachdem er den Ort einer raschen Musterung unterzogen hatte, nickte er beifällig und gab noch ein paar Anweisungen, ehe er Merry an der Hand nahm und mit ihr am Ufer entlangging, um ein trautes Fleckchen für sie beide zu finden. Es war erst später Nachmittag und somit noch früh, doch der Himmel war verhangen und dräute mit Regen, sodass sie schnell hinter sich brachten, wofür sie gekommen waren. Als sie zum Lagerplatz zurückkehrten, hatten die Männer gerade das Zelt errichtet. Alex entschuldigte sich, um seinen Mannen bei den noch anstehenden Arbeiten zur Hand zu gehen, woraufhin sich Merry umgehend ins Zelt begab, um es gemeinsam mit Una für die Nacht herzurichten. Sie hatte gerade die Ãffnung erreicht, als die ersten Regentropfen sie trafen.
Merry sah sich nach den Männern um, die, unberührt von dem Wetter, emsig umherliefen. Sie verzog das Gesicht, zuckte aber nur mit den Achseln und betrat mit eingezogenem Kopf das Zelt. Gegen Regen war wenig auszurichten. Wenn er fiel, dann fiel er, und sie alle würden ihn hinnehmen müssen, so wie es auch die Vögel und übrigen Tiere des Waldes
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