Die Braut aus den Highlands
Auge mehr zutun. Ich habe unter dem Wagen gehockt und immerzu gefürchtet, dass er mich findet, und zugleich innerlich vor Wut gekocht. So saà ich da, bis die Männer sich endlich regten.â
âWie bitte?â, fragte Merry bestürzt. âAber er war doch krank gestern Abend. Deshalb hat Alex ihn überhaupt zum Schlafen auf den Wagen geschickt.
â Aye , nun, er war jedenfalls nicht zu hinfällig, um sein Schwert zu führen und zu versuchen, mir damit die Jungfräulichkeit zu rauben.â Sie stockte und biss sich auf die Lippe, ehe sie gestand: âEr ist übrigens ganz gut bestückt, was das angeht. Hat ein stattliches Schwert zwischen den Beinen, wo die meisten anderen Männer allenfalls einen Dolch haben. Obwohl ich letzte Nacht nahe daran war, ihm die Klinge zu stutzen.â
Merry kaute auf ihrer Unterlippe ob dieser Worte, schüttelte schlieÃlich aber den Kopf. âIch kann einfach nicht â¦â Sie stockte. âGodfrey wirkt so sanftmütig. Ich begreife nicht, wie â¦â
âOh ja, ich weiÃ, was Ihr meint.â Una stieà seufzend die Luft aus und schüttelte ihrerseits den Kopf. âAuch ich konnte es kaum glauben. Es passt so ganz und gar nicht zu ihm. Der Junge ist scheu wie ein Reh, wenn ich oder irgendein anderes weibliches Wesen in der Nähe bin. Und nachdem ich heute darüber nachgedacht habe, frage ich mich, ob ihm nicht vielleicht das Fieber zu Kopf gestiegen ist ⦠obgleich er mir nicht allzu sehr zu glühen schien.â Sie legte die Stirn in Falten. âEs könnte das Fieber zusammen mit dem Wein gewesen sein.â
âWein?â, fragte Merry überrascht.
â Aye , sein Atem roch nach Weinâ, erklärte die Magd.
Merry überlegte. âIch bin mir sicher, dass mein Gemahl nur wenige Flaschen Wein mitgenommen hat, und diese sind auch noch als Geschenk für seine Schwester gedacht. Gestern Abend hat er allerdings eine geöffnet und â¦â Sie hielt inne. âIch habe Godfrey ein paar Heilkräuter in einen Becher Wein gegeben, weil ich nichts anderes zur Hand hatte. Doch der war nur halb voll. Ich habe den erstbesten gegriffen, und wie sich herausstellte, war es der meines Mannes. Einen Gutteil hatte er bereits getrunken, doch was übrig war, genügte für meine Zwecke, und daher â¦â Sie dachte kurz nach, die Miene angespannt, ehe sie unfroh den Kopf schüttelte. âNein, so wenig Wein kann unmöglich bewirkt haben, dass er sich derart aufführt, oder?â
âWer weiÃ?â, gab Una zu bedenken. âVielleicht war es alles zusammen â die Krankheit, der Wein, und schlaftrunken war er auch.â Sie zuckte mit den Schultern. âIrgendetwas ist jedenfalls schuldâ, fuhr sie ungerührt fort. âEr lallte und war schwerfällig wie ein Ochse, dabei aber trotzdem hart und brünstig.â Sie verzog das Gesicht. âGanz gewiss war er nicht er selbst, soviel steht fest.â
Merry sann noch über das Gehörte nach, als einer der Krieger kam, um ihnen mitzuteilen, dass das Nachtmahl bereitet sei, falls sie sich zum Essen zu den anderen gesellen wollten. Sie murmelte einen Dank und folgte Una aus dem Zelt, doch innerlich war sie bei Godfrey. Es fiel ihr schwer sich vorzustellen, dass der Junge sich derart schlecht benommen haben sollte, doch andererseits war sie sicher, dass Una etwas so Ungeheuerliches nicht erfinden würde. Merry wusste nicht, was sie davon halten sollte.
Als sie das Feuer erreichten, erhob sich Alex und begrüÃte sie mit einem Kuss auf die Wange. Merry brachte mühsam ein Lächeln zu Stande, doch ihr Blick irrte über die Gesichter der Versammelten auf der Suche nach dem Jungen, der sie so beschäftigte. âWo ist Godfrey?â
âIch habe ihn zum Schlafen auf den Wagen geschickt, sobald wir gehalten haben. Es scheint ihm heute schlechter zu gehen als gestern, und er braucht Ruhe.â
Merry sah seine bekümmerte Miene und wusste, dass es Godfrey wirklich miserabel gehen musste, wenn Alex derart besorgt war. Sie zauderte kurz, ehe sie vorschlug: âVielleicht sollte ich nach ihm sehen.â
âNachdem Ihr gegessen habtâ, erwiderte Alex bestimmt. âIch möchte, dass Ihr Acht gebt auf Euch, damit Ihr nicht auch noch krank werdet.â
Merry zögerte nur noch einen Moment, ehe sie nickte und sich neben ihrem Mann niederlieÃ. Wahrscheinlich hätte
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