Die Braut der Bestie (German Edition)
keine Haare ziehen oder kratzen. Aus dir soll doch mal ein guter Krieger werden.“
Tatsächlich ließ der Junge los, als ob er ihn verstanden hätte, und Alberic grinste. Vielleicht hatte er doch Talent mit Kindern. Es schien gar nicht so schwierig zu sein. Er wackelte etwas mit den Knien und der Junge gluckste.
„Das gefällt dir, ja? Daran kannst du dich schon mal gewöhnen, damit später mal ein guter Reiter aus dir wird.“
„Die Bestie von Trugstein gibt ein ganz passables Kindermädchen ab“, erklang die spöttische Stimme von Fulk hinter ihm. „Wer hätte das gedacht?“
„Hey!“, sagte Alberic grimmig. „Du hast mir den Hosenscheißer einfach so auf den Schoß gesetzt. Was sollte ich machen?“
Fulk lachte.
„Mein Freund, es ist keine Schande, Kinder zu mögen. Das wird deinem guten Ruf als Bestie von Trugstein schon nicht schaden. Ich sag’s auch nicht weiter.“
Eine zweite Magd kam und nahm Alberic das Kind aus den Armen.
„Was hast du mit deinem Weib gemacht?“, fragte er neugierig.
Fulk grinste.
„Sie an mein Bett gekettet.“
Alberic schaute seinen Schwager verdutzt an. Konnte es sein, dass Fulk auch auf Spielchen stand?
„Sie wird später wieder befreit“, sagte Fulk mit einem Augenzwinkern. „Eine Magd hat den Schlüssel. Sobald wir weg sind, lässt sie mein Weib wieder frei. Wahrscheinlich wird Ylfa mich kastrieren, wenn ich nach Hause komme.“
***
Ylfa riss an der Kette, mit der sie ans Bett gefesselt war. Sie war wütend. Wütend, weil er sie hier ans Bett gefesselt hatte, und aufgebracht, weil er es trotz ihrer Wut wieder einmal geschafft hatte. Egal, wie heiß ihr Zorn schwelte, er schaffte es immer, ihre Glut für etwas ganz anderes anzufachen. Dieser Bastard! Nachdem er sie hier angekettet hatte, da hatte er sie kurz und heftig geliebt und sie einfach hier so zurückgelassen. Wenn sie jetzt ihre Finger an ihn legen könnte, sie würde ihn kastrieren. Nein! Nicht das. Dafür mochte sie Sex mit ihm viel zu sehr. Aber ... Sie überlegte. Dann verzog sich ihr Mund zu einem gemeinen Grinsen. O ja, sie könnte ihm die verdammte Nase brechen. Das würde sie tun. Er sollte sich in Acht nehmen, wenn er wieder nach Hause kam. Man sollte meinen, er hätte mittlerweile gelernt, dass man eine Wikingerin nicht zu sehr reizen durfte.
***
Gisela stand an Deck und starrte in den Nachthimmel. Sie fragte sich, was Alberic jetzt gerade tat. Trieb er es mit Fara? Tat er Dinge mit ihr, die er mit ihr nicht tun wollte? Der Schmerz, der ihr Herz fest im Griff hielt, wollte einfach nicht weniger werden. Sie würde nicht zu ihm zurückkehren. Sollte er doch einen Erben mit seiner Magd zeugen. Sie war fest entschlossen, ihn nie wieder zu sehen. Ihr Entschluss stand fest, sie würde in ein Kloster gehen.
„So traurig“, erklang die raue Stimme von Ylfas Vater hinter ihr. Der Jarl hatte seine Geschäfte eher abgebrochen als geplant und sie waren schon am nächsten Tag losgesegelt. Gisela hatte ihn nicht erzählt, was zwischen ihr und ihrem Gatten vorgefallen war, doch allein die Tatsache, dass sie zu ihrem Bruder anstatt zu ihrem Gemahl gebracht werden wollte, musste ihm einiges deutlich gemacht haben.
„Ich schaue mir nur die Sterne an“, wich sie aus.
Der Jarl legte eine große Hand auf ihre Schulter.
„Was ist der Grund, dass du nicht zu deinem Gatten nach Hause willst? Hat er dir etwas angetan? Hat er dich verkauft, um dich loszuwerden?“
„So ähnlich“, erwiderte sie mit tränenerstickter Stimme.
„Soll ich ihn für dich zur Rechenschaft ziehen, Mädchen?“
„Nein!“, sagte Gisela. Egal, was er ihr angetan hatte, seinen Tod wollte sie nicht. „Ich will nur nicht zu ihm zurück.“
„Hm. Ist gut. Aber jetzt solltest du dich schlafen legen. Ich denke, dass wir kurz nach Sonnenaufgang unser Ziel erreichen werden.“
Kapitel 7
D a sie keine Pferde besaßen, hatte sie den Weg von der Küste bis zur Festung auf einem Ochsenkarren zurücklegen müssen. Der Jarl und vier seiner Männer begleiteten sie zu Fuß. Die restlichen Wikinger waren bei dem Schiff geblieben.
Als die Festung in Sicht kam, wurde Gisela immer aufgeregter. Was ihr Bruder wohl sagen würde zu ihrer Geschichte und zu ihrer Entscheidung, nicht zu ihrem Gatten zurückzukehren? Sie hoffte, dass er Verständnis haben und sie unterstützen würde. Sie war fest davon überzeugt, dass sie nur in einem Kloster zur Ruhe kommen würde. Vielleicht nicht einmal dort. Nur die Zeit konnte das verraten. Im
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