Die Braut der Bestie (German Edition)
„Verdammt seist du!“ Mit diesen Worten rannte sie einfach davon. „Öffnet das Tor!“, rief sie den Wachen zu. Die schauten zögerlich zu Alberic herüber und er gab ihnen durch ein Kopfschütteln zu verstehen, dass sie den Befehl seiner Gattin nicht ausführen sollten.
„Gisela!“, rief er ihr hinterher.
„Was hat das alles zu bedeuten?“, wollte seine Mutter wissen. „Wieso weißt du nicht, wer Cheldric ist?“
Alberic starrte seine Mutter irritiert an.
„Was ... was geht hier vor?“, fragte er verwirrt.
„Das könnte ich dich auch fragen“, entgegnete seine Mutter barsch. „Erst kommen deine Männer zu mir ins Kloster und berichten mir, dass du verwundet bist und meine Anwesenheit auf Trugstein notwendig ist. Dann, nach meiner Ankunft, erfahre ich, dass du gar nicht hier bist und ich einen Enkel habe, um den ich mich wegen deiner Abwesenheit kümmern soll. Als Nächstes erzählt man mir, dass deine Schwester sich kurz nach der Geburt das Leben nahm und du schuld daran bist und dass mein Schwiegersohn im Kerker sitzt. Jetzt kommst du auf einmal daher mit deiner Gattin, die, wie ich hörte, seit über einem Jahr verschwunden war, und du scheinst nicht einmal zu wissen, dass Cheldric dein Neffe ist, den du seit Genovefas Geburt unter deine Fittiche genommen hattest. Ich muss sagen, dass ich nicht weiß, was ich davon halten soll!“
Alberic schaute seine Mutter ungläubig an. Das waren zu viele Informationen über sein Leben gewesen, um sie auf einmal verarbeiten zu können, doch es rührte etwas in seinem Inneren an. Er konnte sich zwar nicht bildlich seiner Schwester entsinnen, doch irgendwie waren da schemenhafte Erinnerungen, die langsam an die Oberfläche zu drängen begannen. Er war sich sicher, dass er dem Rätsel seiner Vergangenheit langsam näher kam. Er musste sich hier alles und jeden genau ansehen. Das würde bestimmt noch mehr Bilder heraufbeschwören. Mit einem Blick auf seine Gattin, die noch immer verloren am Tor stand, schwor er sich, dass er allem auf den Grund gehen würde, damit er endlich wusste, was er zu tun hatte, um sie wieder glücklich zu machen. Als Erstes würde er diese Fara hinauswerfen. Und alle anderen Frauen, von denen er herausfand, dass er mit ihnen etwas gehabt hatte. Er wollte seiner Gattin nicht zumuten, mit seinen Exgeliebten unter demselben Dach zu schlafen, denn er hatte nicht vor, seine schöne Gemahlin je wieder zu betrügen. Schlimm genug, dass er es überhaupt getan hatte.
Alberic ließ seinen Blick zurück zu seiner Mutter gleiten und er nahm ihr den Jungen aus den Armen.
„Ich habe keine Erinnerungen, Mutter“, erklärte er ruhig. „Ich erhielt einen Schlag auf den Kopf. Alle meine Erinnerungen sind ausgelöscht. Ich beginne, einige Bilder zu sehen, seit ich hier bin, und ich hoffe, dass nach und nach alles zurückkommt, doch im Moment weiß ich kaum etwas von dem, was vor meiner Verwundung war. Jetzt entschuldige mich bitte. Ich habe meiner Gattin etwas zu erklären.“
Gräfin Elenor starrte ihn mit offenem Mund an, doch sie brachte keinen Ton heraus. Alberic gab dem Jungen auf seinem Arm einen Kuss auf die Wange und der Kleine lächelte.
„Komm Cheldric, lass uns deine Mutter begrüßen.“
Mit dem Kind auf den Armen überquerte er den Hof und hielt auf seine Gattin am Tor zu.
***
Gisela sah, wie Alberic dem Jungen einen Kuss gab, und ein Stich bohrte sich schmerzhaft in ihr Herz. Wie gern hätte sie Alberic einen Sohn geschenkt. Doch anscheinend brauchte er sie auch dazu nicht. Mit weichen Knien beobachtete sie, wie Alberic mit dem Jungen auf sie zukam, bis er dicht vor ihr stehen blieb. Der Junge hatte rotbraune Locken und sie ging im Geiste durch, wer die Mutter des Kindes sein könnte.
„Gisela, darf ich dir Cheldric vorstellen?“, sagte Alberic und schaute Gisela flehentlich in die Augen. „Cheldric, das ist deine Mutter Gisela. Sie war lange Zeit weg, aber jetzt bleibt sie hier bei uns. Was sagst du dazu?“
Der Junge schaute Gisela so strahlend an, dass ihr Herz schmolz, und sie streckte die Arme aus, um ihn entgegenzunehmen. Die kleinen dicken Ärmchen schlossen sich sofort um ihren Hals und sie drückte das Kind an sich. Sie warf Alberic einen kalten Blick zu, dann stapfte sie mit dem Kind davon.
„Ich könnte einen Becher Milch verkraften“, sagte sie zu dem Jungen. „Was hältst du davon?“
„Mmimmi“, sagte er begeistert und sie lachte.
Als sie bei Gräfin Elenor ankamen, nickte sie der Frau nur kurz zu und
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