Die Braut der Bestie (German Edition)
ging an ihr vorbei die Treppe hinauf. Eine Magd hielt ihr die Tür auf und sie durchquerte die Halle und bog in den Gang ab, der zur Küche führte.
„Emma, der junge Mann hier und ich brauchen einen Becher Milch“, sagte sie zu der stämmigen Köchin.
Emma strahlte und nahm sofort zwei Becher vom Regal und schenkte Milch aus einer Kanne ein.
„Tut gut, dich zu sehen, Herrin“, sagte die Köchin. „Ich hoffe, die Anwesenheit der Hex... der Gräfin ist jetzt nicht mehr vonnöten.“
Gisela lachte.
„Sag es ruhig“, meinte sie mit einem Augenzwinkern. „Hexe. Sie ist doch eine. Und ja, ich hoffe auch, dass ihre Anwesenheit jetzt überflüssig ist.“
Sie setzte Cheldric auf den Tisch und hielt ihm den Becher an die Lippen. Der Junge trank in großen Schlucken.
„Langsam, junger Mann“, warnte Emma. „Du verschluckst dich noch.“
„Ist ... ist Fara noch hier?“, fragte Gisela mit klopfendem Herzen.
Emma schüttelte den Kopf.
„Nein, sie ist schon lange weg. Gleich nach deinem Verschwinden setzte der Herr sie vor die Tür. Sie war zusammen mit Frau Genovefa für deine Entführung verantwortlich. Frau Genovefa hat sich kurz nach Cheldrics Geburt das Leben genommen und ...“
„Er ist Genovefas Sohn“, unterbrach Gisela die Köchin aufgeregt.
„Ja, sie hat ihn mit in den Tod nehmen wollen, doch der Herr konnte das Kind auffangen. Seitdem hat er den Kleinen wie seinen eigenen Sohn aufgezogen. Er liebt den Jungen sehr.“
Gisela starrte die Köchin an. Ihre Gedanken rasten. Das Kind war nicht Alberics, also gab es vielleicht gar keine andere Geliebte und Fara war weg. Dass er sich anscheinend liebevoll um das Kind seiner verräterischen Schwester gekümmert hatte, warf ein ganz anderes Licht auf ihren Gatten. Vielleicht hatte sie ihm Unrecht getan.
„Emma, ich ... Mir ist bewusst, dass es sich eigentlich nicht geziemt, eine solche Frage zu stellen, aber ...“
„Nur heraus damit“, munterte Emma sie auf. „Was willst du wissen?“
„Seitdem Fara gegangen ist, hat mein Gatte da ...“
„Andere Frauen gehabt?“, half Emma nach, als Gisela zögerte.
Gisela nickte.
Emma schüttelte den Kopf.
„Nein, Herrin. Dein Gatte hatte sich vollkommen abgeschottet, nachdem er zurückgekommen war. Er trauerte um dich, als wärst du tot und nicht nur verschwunden. Cheldric war der Einzige, der ihn zum Lachen bringen konnte.“
Tränen liefen über Giselas Wangen. Die Köchin nahm Gisela den Becher aus der Hand und drückte ihr stattdessen einen Becher Ale hinein.
„Hier, das hilft dir jetzt mehr als Milch.“
„Danke“, schniefte Gisela und trank einen kräftigen Zug.
„Jetzt bist du ja wieder hier“, sagte Emma tröstend. „Nun kann alles wieder gut werden zwischen dir und dem Herrn.“
„Er ... er kann sich an nichts erinnern“, sagte Gisela verzweifelt.
„Was meinst du damit?“
„Er wurde im Kampf schwer verwundet und erhielt einen Schlag auf den Kopf. Seitdem hat er alle Erinnerung verloren. Er weiß nur, wer ich bin, weil man es ihm gesagt hat. Er wusste ja nicht einmal, wer er selbst war.“
„Gütiger Himmel!“, rief die Köchin erschrocken aus und schlug sich die Hand vor den Mund. „Das ist ja furchtbar.“
Gisela nickte.
„Ja, das ist es.“
„Vielleicht kommen die Erinnerungen zurück“, meinte Emma. „Das passiert oft. Hab Geduld und bete für seine Heilung.“
Gisela nickte erneut.
„Wo ... wo schläft der Junge?“, wollte sie wissen.
„Im Zimmer neben dem Herrn.“
„Ich bringe ihn jetzt in sein Zimmer und spiele ein wenig mit ihm.“
„Tu das, Herrin. Und versuch, nicht den Mut zu verlieren. Der Herr liebt dich, das weiß ich ganz bestimmt.“
Die Worte der Köchin hallten in Giselas Kopf nach, als sie sich auf den Weg zu Cheldrics Zimmer machte. Sie drückte das Kind fest an sich.
Der Herr liebt dich, das weiß ich ganz bestimmt!
***
Alberic durchquerte die Halle mit großen Schritten und eilte die Treppe hinauf. Wohin konnte Gisela mit dem Jungen verschwunden sein? In ihr Gemach? Sollte er sie erst einmal in Ruhe lassen? Die unausgesprochenen Probleme zwischen ihnen trieben ihn in den Wahnsinn. Er wollte nicht, dass sie unglücklich war oder wütend auf ihn. Er wollte viel lieber sie und jeden seidigen Zentimeter ihrer Haut küssen. Er wollte sich in ihrer süßen Hitze verlieren und ... Alberic blieb in dem dunklen Gang stehen, als ganz andere Bilder in seinem Kopf auftauchten. Er sah sie vor sich, nackt und gefesselt. Er spürte, wie er
Weitere Kostenlose Bücher