Die Braut des Cowboys
zur Veranda hochstieg, sagte sie nur: "Dass ich ein Mädchen aus der Stadt bin? Das werde ich schwerlich vergessen."
"Das vergessen Mädchen aus der Stadt nie." Grant folgte ihr die zwei Stufen hoch, dann drehte er sich um und schaute auf die verschneite Landschaft. "Sie mögen zwar gern für eine Weile hier sein, wenn es warm und sonnig ist, Kälber zur Welt kommen und die Fohlen fröhlich herumtollen, aber sie würden hier nicht leben können oder wollen."
Kristina, dachte Mercy. Sie hatte fast genau das gleiche gesagt. Für Grant ist die Ranch sein Leben, hatte sie erklärt. Und ich gebe zu, es ist wunderschön dort, auf eine einsame, schlichte Weise, und die Tierkinder sind wirklich niedlich, aber ich brauche das Großstadtleben.
"Kristina ..." begann sie, brach dann aber ab, weil sie nicht wusste, ob sie sich auf sein Territorium wagen sollte, weil sie halb fürchtete, es würde auf sie zurückschlagen.
Wieder zuckte Grant kaum merklich mit den Schultern.
"Wenn sie hier eine Zeitlang leben müsste, fort von dem trügerischen Glitter und den Verlockungen der Stadt, würde sie nicht mehr so verwöhnt sein, wie sie es jetzt ist. Aber sie ist in der Stadt groß geworden, und sie wird sich niemals wirklich ändern."
"Vielleicht kannst auch du eine Erinnerung gebrauchen", erwiderte sie ruhig. "Ich bin nicht Kristina." Oder deine Mutter, fügte sie stumm hinzu, denn sie bezweifelte, dass er es hören wollte.
"Nein, das bist du nicht", gab er ihr Recht. "Aber du bist ebenfalls ein Großstadtkind."
"Einmal ein Großstadtmädchen, immer ein
Großstadtmädchen, stimmt's?" Allmählich nervten sie seine Vorbehalte und Vorurteile, auch wenn sie langsam begriff, woher diese eingleisige Sichtweise stammte.
"Sie umzustellen, würde schwer fallen", sagte er und unternahm damit einen diplomatischen Versuch, von diesem Thema wegzukommen. "Ich könnte auch nicht lernen, in der Stadt zu leben. Das habe ich immer gewusst."
"Seit du vier Jahre alt warst?"
Er lächelte, aber ziemlich unfroh. "Sogar noch vorher. Dies hier ist mein Zuhause. Es ist immer so gewesen, und so wird es immer sein."
Mercy setzte sich auf die breite Verandaschaukel aus Zedernholz, die dem sonst eher nüchtern eingerichteten Haus etwas überraschend Gemütliches gab. Es war ein
wunderschönes altes Stück.
"Mein Vater hat sie meiner Mutter zum Hochzeitstag geschenkt", bemerkte Grant. "Er hat die Schaukel in einem kleinen Laden außerhalb von San Antonio gefunden und herschicken lassen. Er hatte gehofft, wenn sie oft genug hier säße, dann würde sie die Schönheit hier sehen. Sie sah sie auch, aber es reichte nicht aus. Oder aber es war bereits zu spät. Sie hatte sich schon entschlossen zu gehen."
"So hast du Nate Fortune gegen das Scheinbein getreten und deiner Mutter ein Nein um die Ohren gehauen, als sie dich fragte, ob du mit ihnen leben wolltest. Und zwar sehr vehement, kann ich mir vorstellen."
"Ich war erst vier Jahre alt", erklärte Grant, und es klang ein wenig entschuldigend. "Ich wollte, dass meine Mutter und mein Vater wieder zusammen waren. Ich habe wohl gedacht, wenn ich ihr sagte, dass ich bleiben wollte, würde sie irgendwann wieder nach Haus kommen."
"Aber sie und Nate waren bereits verheiratet."
"Für einen Vierjährigen ist das unwichtig." Er schnitt ein Gesicht. "Aber ich hätte Nate nicht treten sollen."
"Er hat es überlebt", meinte Mercy trocken. "Und er liebt deine Mutter."
"Ich weiß. Manchmal denke ich, sie ist die einzige, die er liebt. Er mag seine Kinder, aber ..."
"Ich weiß. Ich habe Jane und Michael zwar nur einmal gesehen, aber mir kam es vor, als wären sie sich nicht sicher, was ihr Vater für sie empfindet." Sie warf ihm einen Seitenblick zu. "Immerhin kannst du nicht daran zweifeln, dass deine Mutter dich liebt."
"Nicht mehr. Als mein kleiner Trick nicht funktionierte, war ich mir nicht so sicher, aber als ich ungefähr zehn war, machte ich meinen Frieden damit."
"Immerhin respektierte sie deine Entscheidung."
"Ja, das tat sie. Sie hat es immer getan. Wenn man überlegt, dass die meisten Leute der Meinung sind, ich würde hier draußen mein Leben vergeuden, ist es wirklich ein
Zugeständnis."
"Dein Leben vergeuden?"
Er verschränkte die Arme vor der Brust, und Mercy fragte sich, was sie gerade gesagt hatte, dass er so in Abwehrhaltung ging.
"Du bist ein smarter Bursche, Grant, du kannst etwas aus deinem Leben machen", wiederholte er das, was er oft genug zu hören bekommen hatte. "Du hast einen
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