Die Braut des Cowboys
gab, kein Protest, sondern Überraschung. Und dann half sie ihm, stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm entgegenzukommen, die Entfernung zwischen ihnen zu verringern.
Ihre Lippen waren sanft, warm und der reinste Himmel nach der Kälte des Tages. Sie schmeckten nach Zucker und Keksen, und etwas Heißem und Süßem, etwas, das eindeutig Mercy war.
Irgendwie hatte er gewusst, sie würde so schmecken. Aber er hatte nicht gewusst, dass dieser Kuss ihn wie ein Schlag durchfahren würde, jede Kälte aus ihm vertrieb, die sich noch in seinem Körper befinden mochte. Das Gefühl ihrer zierlichen Gestalt in seinen Armen weckte den übermächtigen Wunsch, ihre nackte Haut an seiner zu spüren. Alles um ihn herum versank, und ihm wurde beinahe schwindlig von ihrem Duft o und dem Geschmack ihrer Lippen.
Und dieser Kuss löste auch die Spannung in ihm nicht, die sich seit Tagen aufgebaut hatte. Stattdessen nahm sie zu, so heftig und plötzlich, dass er bezweifelte, sie noch länger beherrschen zu können.
Er musste aufhören. Es musste sein, er wusste es genau. Noch mehr davon, und er würde sterben, wenn er sie nicht haben konnte, gleich hier auf der Stelle. Sie hatte ihn so angeheizt, dass er sie am liebsten direkt auf dem Küchentresen genommen hätte...
Mit einem unterdrückten Stöhnen riss er sich von ihr los. War ihm dieser Raum eben wirklich gemütlich warm vorgekommen?
Jetzt erschien er ihm kalt, ohne ihre Wärme, ohne die Berührung ihrer Lippen, ohne dass sich ihre Rundungen an ihn pressten.
Er hörte, wie sie einen leisen Laut von sich gab, halb Seufzer, halb ... Er wusste nicht, was. Er wusste nur, er hätte ebenfalls wimmern können.
Mercy griff blindlings nach der Ecke des Tresens. Sie blickte Grant an. Ihre Augen waren groß, voller Erstaunen. Er wusste, er sollte jetzt etwas sagen, etwas tun, aber er war nicht in der Lage dazu.
Mercy schluckte sichtlich.
"Ich..."
Sie schluckte nochmals und versuchte es wieder. Diesmal kamen ihre Worte fast normal heraus, ihre Stimme bebte kaum merklich.
"Du machst wohl keine halben Sachen, wenn du danke sagst."
Grant blinzelte überrascht. Schlagfertige Antworten gehörten wahrscheinlich zu ihrem Job, aber er war nicht sicher, ob ihm diese gefiel.
"Das hat nichts mit danke sagen zu tun", grollte er.
"Grant..."
"Danke sagt man für ... Kekse." Er drehte sich auf dem Absatz um und fügte hinzu: "Und für warme Socken."
Er verschwand aus der Küche und redete sich dabei ein, er täte es, um endlich seine feuchten Sachen zu wechseln. Aber er konnte sich nichts vormachen: Er flüchtete aus der Küche wie ein getretener junger Hund. Denn wenn er noch blieb, dann würde er sie noch einmal küssen, und er wollte nicht darüber nachdenken, was dann geschah.
Mercy fragte sich, ob Grant überhaupt hereinkommen würde.
Sie wusste, und er hatte es ihr oft genug gesagt, dass auf einer Ranch ein Feiertag keine Rolle spielte. Es fiel die gleiche Arbeit an wie an jedem anderen Tag auch. Am Weihnachtstag würde es nicht anders sein.
Aber sie wusste auch, Walt hatte bereits die meisten Sachen erledigt, bevor er heute morgen in den Laster gesprungen und in die Stadt gerast war, Chipper auf dem Beifahrersitz. Der junge Mann wollte nach Haus und dort Weihnachten feiern. Der Rest der Ranchhelfer war dann gegen Mittag verschwunden. Einige waren geritten, die übrigen hatten sich gruppenweise auf die zwei anderen Fahrzeuge der Ranch verteilt. Der Mann, der am weitesten entfernt wohnte, würde den Wagen mitnehmen und die anderen am Morgen nach Weihnachten wieder einsammeln.
Aber Grant war immer noch im Sattelraum. Er hatte ihr ziemlich brummig mitgeteilt, heute würden die Reitstunden ausfallen. Mehr hatte er dann kaum mit ihr gesprochen.
Über das, was gestern in der Küche geschehen war, hatte er kein einziges Wort verloren. Und Mercy wusste nicht, sollte sie nun verletzt oder erleichtert seih. Aber wie sollte sie sich entscheiden, wenn sie sich immer noch in einer Art Schockzustand befand? Grants Kuss hatte in ihr Gefühle ausgelöst, wie sie sie noch nie empfunden hatte. Niemals hätte sie sich vorstellen können, dass ein einziger Kuss eine solche Wirkung haben könnte.
Und sie musste sich eingestehen, aus dem Jungen, in den sie damals verknallt gewesen war, war nun ein Mann geworden, der sie mit einem einzigen Kuss bis ins Innerste erschüttern konnte.
Sie atmete tief durch. Sie musste sich beschäftigen.
Irgendwie. Sonst würde sie noch aus der Haut fahren. Schon jetzt
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