Die Braut des Cowboys
mitschleppen und dort als ihre letzte Eroberung vorzeigen konnte. Einen gutaussehenden, reichen Cowboy. Aber als sie dann herausfand, dass er überhaupt nicht die Absicht hatte, die Ranch zu verlassen und in die Stadt zu ziehen ... als ihr Ehemann, ließ sie ihn fallen wie eine heiße Kartoffel. Sie sagte ihm deutlich ihre Meinung, er könne doch nicht ernsthaft von ihr erwartet haben, an einem solch unzivilisierten Ort leben zu wollen."
Zorn klang aus ihrer Stimme, und Kristina sah nicht einmal die Ironie in ihren eigenen Worten, empfand sie das Leben auf der Ranch doch ebenso wie die verabscheute Constance Carter.
"Nun, es ist ziemlich einsam hier", sagte Mercy.
"Das brauchst du mir nicht zu sagen", lachte Kristina. "Ich bin auch schon dort gewesen, hast du das vergessen? Als Grant mich einmal einlud, den Sommer dort zu verleben, hielt ich es gerade drei Wochen lang aus. Ich verstehe gar nicht, wie Mom es so lange ertragen konnte. Sie ist hier in der Stadt viel glücklicher, unter Leuten."
Da begriff Mercy wirklich. Die drei Frauen in Carters Leben, seine Mutter, seine Schwester und eine Frau, die er offenbar genügend geliebt hatte, um ihr einen Heiratsantrag zu machen, hatte er allesamt an die Großstadt verloren. Kein Wunder, dass er verbittert war. Und sie konnte es ihm nicht einmal übel nehmen, dass er so empfand.
Erst als sie die Unterhaltung mit Kristina endlich beendet hatte, traf sie eine weitere Erkenntnis. Sie nahm ihre Jacke und ging langsam nach draußen, nachdenklich.
Waren Grants Worte von heute morgen, dass er von ihr nur erwartete, dass sie wieder fortgehen würde, gar nicht als Warnung gedacht gewesen? Zumindest nicht für sie? Sollte es vielmehr eine Warnung an ihn selbst sein, eine Erinnerung daran, dass alle Frauen, die ihm etwas bedeuteten, in die Großstadt zurückgekehrt waren?
Etwas, das er als unausweichlich ansah?
Sie schlug den Jackenkragen hoch und knöpfte ihn gegen die kalte Luft zu.
Er hatte doch recht, oder? Es war unausweichlich. Sie würde zurückgehen. Sie musste es tun. Nicht nur, um Jacks Mördern von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, sondern auch, um sich ihren eigenen Dämonen zu stellen, die sie jagten, seit Jack in ihren Armen sein Leben ausgehaucht hatte.
Ein Frösteln überlief sie, und es hatte nichts mit der Kälte zu tun. Die Sonne schien hell und warm, selbst an diesem-Wintertag. Sie beschleunigte ihre Schritte, auch wenn sie wusste, es würde nicht helfen, diese Kälte in ihr zu vertreiben.
Natürlich würde sie zurückgehen. Ihr Leben, ihre Arbeit warteten auf sie. Was sollte sie sonst wohl machen? Sich hier für immer und ewig verstecken? Bei dem Gedanken, hier für immer mit Grant zu leben, überkam sie eine heftige Sehnsucht.
"Feigling!" fuhr sie sich ha lblaut an und schritt schneller aus.
"Du hast deine Nerven wirklich in diesem Lagerhaus zurückgelassen, stimmt's?"
Sie presste die Lippen zusammen, senkte den Kopf und rannte nun fast. Schließlich zwangen sie ihre Lungen, langsamer zu gehen, erinnerten sie daran, dass ihre Kondition zwar in Minneapolis gut sein mochte, aber nicht in einem Bundesstaat, der im Durchschnitt zweitausend Meter über dem Meer lag.
Sie hatte nicht bewusst den Weg eingeschlagen, den sie jetzt ging, aber als sie schließlich sah, wo sie sich befand, wunderte sie sich nicht. Sie wünschte, sie würde jetzt auf Joker sitzen, damit er sie weitertrug.
Mercy musste die Hände aus den Taschen nehmen, um bald darauf den kurzen Aufstieg zu dem überhängenden Felsen zu schaffen, der eine weite Aussicht auf die Ranch bot. Dieser Ort hatte ihr vor allen anderen, die Grant ihr gezeigt hatte, am meisten inneren Frieden wiedergegeben.
War es seltsam, dass sie hier willkommene Einsamkeit fand, wo andere nur Isoliertheit sahen? Fehlte ihr etwas, dass sie hier Frieden fand, wo andere sich einsam fühlen würden? Während andere Menschen über ihre Probleme sprachen, brauchte sie solche ruhigen, abgeschiedenen Winkel der Natur, um über ihr Leben nachzudenken ... und darüber, was sie mit dem Rest anfangen würde.
Grants Worte fielen ihr wieder ein, dass er hier oben oft Zuflucht gesucht hatte, als sein Dad im Sterben lag, und wenn alles zuviel für ihn wurde.
Er verstand sie, fühlte auf die gleiche Weise. Sie war nicht wirklich allein. Und vielleicht auch nicht so seltsam, wie sie manchmal befürchtete.
Aber sie hatte recht gehabt mit den Narben, die er davongetragen hatte. Er trägt sie allerdings mit sehr viel mehr
Weitere Kostenlose Bücher