Die Braut des Cowboys
lassen.
"Meri?"
Sie brauchte einen Moment. Sie hatte sich so an Mercy gewöhnt, dass der andere Name ihr nun seltsam in den Ohren klang. "Hallo, Kristina. Frohe Weihnachten."
"Dir auch", sagte ihre Freundin. "Ich kann dir sagen, hier ist etwas los! Dad ist noch immer schockiert über Onkel Jake und Großvater. Mom versucht ihm zu helfen, aber ... das kann Grant dir erzählen. Mom hat ihm alles berichtet. Erzähl mir von dir.
Wie geht es dir?"
"Mir geht es gut." Es ist ja keine wirkliche Lüge, dachte sie dabei. Soweit es Kristinas Sorgen um sie betraf, stimmte es auch. Nur der Rest ihres Lebens war völlig durcheinander.
"Du hörst dich aber gar nicht so an", sagte Kristina.
Mercy zog sich ihre schwere Jacke aus, es war zu warm in der Küche. Hastig versuchte sie, vom Thema abzukommen. "Ich
... mir geht es wirklich gut. Sehr viel besser, was Jack betrifft.
Ich komme damit inzwischen zurecht."
"Keine Alpträume?"
Mercys Hand umkrampfte den Hörer, als sie sich an den schrecklichen Traum erinnerte, der sie aus dem Haus gejagt hatte. Erinnerte sich daran, wie Grant sie getröstet hatte, so sanft, so verständnisvoll, bis der Schrecken an Macht verloren hatte.
"Nein, nicht mehr", erklärte sie leise.
"Dann hat es geholfen. Hatte ich es mir doch gedacht. Du warst schon immer der Typ, der Probleme allein angehen und lösen musste."
Manchmal erstaunte sie Kristinas Einfühlungsvermögen. Es war leicht, sie als reiche, verwöhnte Prinzessin abzutun, aber an der hübschen Blonden war mehr dran.
"Und Grant ist ein guter Zuhörer", setzte Kristina hinzu.
Kristina war wirklich voller Überraschungen. "Ja", stimmte sie zu. "Das ist er."
"Wir würden ihn gern wieder einmal bei uns sehen, aber ich möchte dich nicht allein dort draußen wissen. Ich bin froh, dass er dort geblieben ist."
Mercy hatte auf einmal einen dicken Kloß im Hals. "Es tut mir leid, dass ich ihn anscheinend von seinen ursprünglichen Plänen abgehalten habe."
"Mach dir deswegen keine Sorgen. Es ist wichtiger, dass du nicht allein bist. Und es ist ja nicht so, dass es Grant hier gefällt.
Er kommt sowieso nur einmal im Jahr, um uns zu besuchen."
Mercy hatte es vermutet. Die Hinweise waren deutlich gewesen: die Reaktion der Männer auf seine
Weihnachtsvorbereitungen, Ritas Kommentare ... Aber dennoch, jetzt von Kristina die Bestätigung zu bekommen, dass er ihretwegen auf diesen Familienbesuch verzichtet hatte, löste ein warmes Gefühl in ihrem Herzen aus.
"Wenn es nur nach ihm ginge, würde er wohl niemals diese dumme Ranch verlassen, glaube ich", fuhr Kristina fort, aber es schwang verständnisvolle Zuwendung in ihrer Stimme mit.
Mercy schluckte trocken. "Ich möchte dir danken ... dass du mir diesen Aufenthalt vorgeschlagen hast. Es ist wundervoll hier. So friedlich. Und so schön."
"Schön? Friedlich, das will ich ja noch glauben, aber schön?
Vergiss nicht, ich bin auch schon dort gewesen."
"Es ist wirklich traumhaft hier. Mit all dem Schnee ..."
"Wir haben hier auch Schnee, aber zumindest bedeckt er etwas Interessantes. Nicht nur Ställe und Zäune und Kühe."
"Rinder", berichtigte Mercy sie.
"Himmel, jetzt hörst du dich schon wie Grant an. Erzähl mit bloß nicht, dass es dir dort tatsächlich gefällt! In der nächsten Stadt gibt es keinen einzigen akzeptablen Laden, und in meilenweitem Umkreis keine anständige Maniküre."
"Gesprochen wie ein richtiges Großstadtmädchen", erwiderte Mercy spontan, bedauerte aber sogleich ihre Worte.
Aber Kristina lachte nur. "Nun, das bin ich auch." Dann, plötzlich ernst, fragte sie: "Es hört sich schon wieder nach Grant an. Ist er immer noch ... verbittert?"
"Verbittert?"
"Wegen der Stadtmädchen."
"Ich ... Er scheint sie nicht sonderlich zu mögen."
"Nachdem, was die Carter getan hat, ist das für mich nicht verwunderlich."
Mercy hielt den Atem an. Sie hatte gewusst, für Grants Abneigung musste es einen Grund geben, dafür war sie viel zu ausgeprägt.
Ritas Worte kamen ihr wieder in den Sinn, dass er seine Gründe hätte. Offenbar war zumindest einer dieser Gründe eine Frau namens Carter.
"Carter?" fragte sie, versuchte nicht allzu neugierig zu klingen und hoffte, Kristinas Gesprächigkeit würde den Rest leisten.
"Constance Carter. Sie gehörte dem Country Club meines Vaters, an. Dort hat sie auch Grant kennen gelernt, vor einigen Jahren. Sie benahm sich so, als würde sie ihn wirklich mö gen, aber er machte sie einfach nur neugierig, war jemand, den sie auf Partys
Weitere Kostenlose Bücher