Die Braut des Cowboys
zu sprechen. "Verlier niemals den Glauben an dich, Mercy. Du bist ein Diamant. Du wirst es immer bleiben."
Seine unerschütterliche Sicherheit rührte Mercy zutiefst. Er gab ihr hier und jetzt den Mut wieder, den sie verloren geglaubt hatte.
Es gibt nur wenige Menschen auf der Welt, denen ich instinktiv so vertraue wie Grant, dachte sie. Durfte sie da nicht auch seinem Urteilsvermögen vertrauen?
Er sah aus, als wollte er noch etwas sagen, tat es dann aber doch nicht. Stattdessen wandte er sich abrupt ab, und Mercy fragte sich, ob es für ihn wirklich so hart war, wie es aussah. Sie hoffte es, auch wenn es eigensüchtig war.
Lange nachdem er gegangen war, kämpfte sie insgeheim immer noch mit sich. Fragte sich, ob es nicht ein schrecklicher Fehler gewesen war, ihn fortzuschicken. Würde sie ihn jemals wieder sehen, und wenn, würde er dann überhaupt mit ihr sprechen wollen? Sie wünschte, sie hätte jemanden, mit dem sie darüber reden konnte.
Und dann weinte sie, denn die einzigen Menschen, denen sie jemals genügend vertraut hatte, um darüber zu sprechen, waren Jack ... und Grant selbst.
Ich habe schon schwerere Situationen durchgestanden, sagte Grant zu sich. Er konnte sich nur nicht daran erinnern, was ihm schwerer gefallen war, als Mercy allein zu lassen, damit sie ihre Dämonen bekämpfte - auf ihre Art. Besonders wenn er sie am liebsten über die Schulter geworfen und zu seiner Ranch zurückgeschleppt hätte. Er blieb bis Montagabend und sah sich die Fernsehnachrichten in seinem Hotelzimmer an. Als er dann die kräftigen Männer sah, die für ihren Schutz verantwortlich waren, begriff er, dass sie unter den gegebenen Umständen so sicher wie möglich war. Noch mehr hatte ihn ihr Anblick erschüttert: Die Frau in gepflegtem dunklem Kostüm und hohen Pumps, mit straff zurückgekämmten Haaren glich nur noch wenig der Mercy, wie er sie von der Ranch her kannte.
Großstadtmädchen. Voll und ganz.
So war er nach Haus gefahren, allein schon voller
Schuldgefühle, weil er weder seine Mutter noch Kristina besucht hatte.
Aber er wusste, er hätte es nicht gekonnt, nicht, bis seine verwirrten Gefühle wieder entwirrt waren.
Als er in Mercys Apartment stand, da war ihm bewusst geworden, dass nur ein einziges seiner Gefühle wirklich zählte.
Das eine, von dem er nie gesprochen und das er in sich getragen hatte, als er davongegangen war. Grant war sich nicht sicher, wann es geschehen war - vielleicht als sie damals von seinem Laster stieg, vielleicht auch, als sie zum ersten Mal über die Ranch geschaut und ihre Schönheit gesehen hatte ... Oder vielleicht, als sie ihn vor zwölf Jahren angesehen hatte, als wäre er ihre Sonne und ihr Leben. Eigentlich spielte es keine Rolle.
Wichtig war hur, dass es da war. Und weil er sich endlich eingestanden hatte, dass er sie liebte, konnte er es ihr nicht gestehen. Nicht jetzt, wo sie ihren eigenen Kampf ausfechten musste. Es würde sie nur noch mehr unter Druck setzen, in einem Moment, wo sie sich so etwas absolut nicht leisten konnte.
Und außerdem war er davon überzeugt zu wissen, welche Wahl sie treffen würde. Wenn sie erst einmal mit diesen Dämonen in sich fertig geworden war, dann würde sie wieder die begeisterte und engagierte Polizistin werden, die sie vorher gewesen war. Die begeisterte und engagierte Polizistin, die nicht im Traum daran denken würde, ihren Job oder die Stadt zu verlassen, die ihre wirkliche Heimat war.
Und er würde sie nicht wieder sehen. Er würde noch eine Frau an die Großstadt verlieren, in der er niemals leben könnte.
Eigentlich kannst du sie nicht verlieren, weil du sie niemals richtig besessen hast, stellte er sich der bitteren Wahrheit und legte soviel Kraft in die Pferdebürste, dass Joker den Kopf wandte und ihn neugierig anschaute. Seit Mercys Abreise benahm sich der Hengst ausgesprochen merkwürdig. Tag für Tag stand er am anderen Ende des Korrals, als warte er auf eine junge Frau mit Apfelduft im Haar.
"Darauf wartest du besser nicht", murmelte Grant zu dem großen Appaloosa. Und für dich gilt das gleiche, fügte er stumm für sich hinzu.
Er wandte seine Gedanken nun den weiteren Arbeiten zu, die er noch zu erledigen hatte, um sich davon abzulenken, ständig an ein grünäugiges, zierliches Wesen zu denken, das es irgendwie geschafft hatte, sich in sein Leben einzuschleichen.
Und in sein Herz.
14. KAPITEL
"Er hätte es eigentlich besser wissen müssen ..."
"Ja, aber er hatte es auf Franco abgesehen, seit
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