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Die Braut des Cowboys

Die Braut des Cowboys

Titel: Die Braut des Cowboys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Davis
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mich nur so hilflos gefühlt. Und nutzlos."
    "Hör mir gut zu, meine liebe Freundin", fuhr Eileen streng fort. "Niemand kannte Jack besser als ich, und ich weiß, welchen unglaublichen Respekt er vor dir hatte, sowohl als Polizistin als auch als Freundin. Es wäre sehr schmerzlich zu sehen, dass du an dem Selbstvorwurf zerbrichst, du hättest alles verhindern müssen. Und es tut mir auch weh, Meri. Bitte, du darfst dir keine Schuld geben. Niemand tut es. Am
    allerwenigsten ich."
    Da fühlte Mercy plötzlich, wie sich etwas in ihr löste, eine Bedrückung, die sie so lange schon in sich trug, dass sie sich fast daran gewöhnt hatte. Sie hatte sich ihren Dämonen gestellt, und vier davon würden die Strafe erhalten, die sie verdienten, und zwar ihretwegen. Selbst der Richter hatte ihr einen anerkennenden Blick zugeworfen, nachdem sie unerschütterlich und unerschrocken ausgesagt hatte. Und auf einmal verspürte sie ihr altes, gewohntes Selbstvertrauen zurückkehren. Und mit ihm kam die Erkenntnis, dass sie ihr altes Leben wiederaufnehmen konnte, ihren Job, mit all dem Glauben an sich selbst und ihre Fähigkeiten, die sie bis eben für immer verloren geglaubt hatte.
    Sie schaute ihre Freundin an. "Eileen, ist wirklich alles in Ordnung?"
    "Ich komme zurecht. Matt und Lisa sind eine große Hilfe.
    Man kann nicht zerbrechen, wenn man jemanden hat, der von einem abhängig ist."
    "Sind sie ...?"
    "Sie vermissen ihre Patentante. Wann also kommst du uns besuchen?"
    "Sie ... wollen mich sehen? "
    "Natürlich wollen sie das. Sie haben ihren Vater verloren. Sie brauchen uns beide. Und sie machen sich Sorgen um dich, denn sie haben dich seitdem noch nicht wieder gesehen. Es ist wichtig für sie, zu sehen, dass du okay bist." Eileen sah sie abschätzend an. "Du bist doch wieder okay, oder?"
    Mercy holte tief Luft. "Ja", sagte sie weich. "Ja, ich glaube, ich bin wieder okay."
    "Gut. Dann kannst du ja Silvester mit uns verbringen."
    "Ich ... das wird nicht gehen, weißt du. Ich werde sicherlich die Kinder besuchen kommen, aber... ich habe noch etwas anderes zu erledigen. Etwas sehr Wichtiges."
    Kaum waren die Worte heraus, da wusste sie, sie hatte schrecklich untertrieben. Nichts in ihrem Leben konnte wichtiger sein als das, was sie zu tun hatte.
    Ja, sie konnte ihr altes Leben wiederaufnehmen, das so brutal unterbrochen worden war. Und auch ihren Job. Aber sie würde nicht mehr mit der alten Begeisterung dabei sein. Und auch nicht mit ihrem Herzen und ihrer Seele. Dazu hatte sie zuviel von beiden zurückgelassen, draußen auf einer Ranch in Wyoming.
    Grant schleuderte einen Heuballen auf die Ladefläche des Lasters. Die lange, anstrengende Winterfütterung stand ihm bevor, aber er hatte sich damit abgefunden. Natürlich konnte er es sich auch einfach machen, einen Hubschrauber mieten und die verfluchten Ballen hinunterwerfen lassen, dann wäre alles in einigen Stunden erledigt. So aber sah er zwei Tage harter Arbeit und mühseliger Fahrerei durch tiefen Schnee vor sich. Dann musste er umdrehen, und die ganze Sache ging wieder von vorn los. Allerdings war er nicht der Typ dazu, es sich einfach zu machen.
    Gamblers freudiges Bellen durchdrang die Stille. Es musste Walt sein, der von der Stute und ihrem Fohlen zurückkehrte, das heute seine ersten unbeholfenen Schritte im Korral gemacht hatte. Er hatte dabei zugesehen, über die ersten vorsichtigen Gehversuche des Kleinen im Schnee gelächelt. Und ihm war bewusst geworden, dass er schon lange nicht mehr gelächelt hatte.
    Er vertrieb diese Erkenntnis wieder aus seinem Kopf und mühte sich mit dem nächsten Ballen ab. Dabei stellte er sich ernsthaft die Frage, ob es tatsächlich klug war, unbedingt darauf zu bestehen, einen, Job zu verrichten, den normalerweise zwei Leute erledigten. Aber in der letzten Zeit hatte er vieles allein gemacht, und seine Leute hatten sich daran gewöhnt, nicht nach dem Grund zu fragen. Selbst Chipper und Walt hielten sich von ihm fern, seit er sie ein paar Mal unwirsch angefahren hatte. Ihm gefiel sein Verhalten auch nicht, aber er konnte sich einfach nicht beherrschen, was ihn wiederum noch gereizter machte.
    Grant hörte Jokers trompetendes Wiehern vom Korral her.
    Dieser Klang erstaunte ihn, denn der Hengst war in der letzten Zeit fast ebenso unleidlich gewesen wie er selbst, und diesen besonderen, fröhlichen Klang hatte er schon lange nicht mehr von ihm vernommen. Er beugte sich vor, schaute hinüber zum Stall, dann zum Haus, konnte aber nichts sehen.

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