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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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und es genügte ein Blick in ihre Augen, um festzustellen, dass und wobei sie einen durchschaut hatte. Lorenzo wäre nicht im Traum auf den Gedanken gekommen, dass er der Einzige war, dem es gelang, derart in Magdalenas Augen zu lesen.
    Irgendwie hatte er es geschafft, sich zu verraten. Die Erwähnung von Buonarotti und Ser Bianchi hätte ihn beinahe ans Messer geliefert, doch er hatte sogar Enricos Misstrauen zerstreuen können. Lediglich Schwester Magdalena … Es war, als wären seine Worte nichts weiter gewesen als ein Mittel, ihr seine Gedanken zu offenbaren, wie eine Brieftaube, die nur als Übermittler der Botschaft wichtig ist, die sie trägt. Wie auch immer, sie wusste, welches Ziel er bei Corto tatsächlich verfolgte. Lorenzo wäre nicht überrascht gewesen, wenn sie geahnt hätte, welche Chancen zur Erreichung seines Ziels er seither hatte verstreichen lassen und wie schwer es ihm fiel, die richtige Entscheidung zu treffen. Er starrte blicklos zu den Mauern Reveres hinüber und roch den Duft, der von Häusern ausgeht, in denen Menschen wohnen und in Frieden ihrem Tagwerk nachgehen können. Zog man den Kloakengeruch und den ganz allgemeinen Schmutz einer großen Stadt ab, dann duftete Florenz auf die gleiche Weise und mit ihm das Haus Bianchi … seine Heimat.
    Er war Schwester Magdalena heute nicht zufällig ins Gebüsch gefolgt. Als er gesehen hatte, wie sie dort hineingekrochen war, hatte er gedacht, die Gelegenheit beim Schopf ergreifen und mit ihr sprechen zu können. Sie musste verstehen, dass sie ihn nicht verraten durfte. Er hatte sich nicht bewusst bis auf die Bruche ausgezogen – das hatte er schon vorher getan, ohne das Beispiel der Dörfler dazu zu benötigen –, doch er hatte sich bewusst nicht wieder angezogen. Er wusste, dass die meisten Klosterschwestern sich vor einem Mann, der keine Mönchskutte trug, beklommen fühlten und dass nicht wenige davon vollkommen verwirrt wurden, wenn der Mann nicht züchtig genug gekleidet war. Er hatte damit gerechnet, dass er Schwester Magdalena leichter würde einschüchtern können, wenn er sie verwirrte. Stattdessen …
    … wie konnte es geschehen, dass zwei Menschen so völlig und uneingeschränkt miteinander in Kontakt gerieten?
    … stattdessen war die Verwirrung auf seiner Seite gewesen, als er gesehen hatte, dass sie sich bis aufs Hemd ausgezogen hatte. Er hatte sofort gewusst, dass sie nur noch nicht genügend Mut gesammelt hatte, sich völlig zu entkleiden, sonst hätte er sie nackt angetroffen. Eine Klosterschwester ohne Habit … Er hatte das zerzauste, kurze, abgefressene Haar gesehen und Mitleid gefühlt … Er hatte das Entsetzen in ihrem Gesicht gesehen, als sie sich zu ihm umgedreht hatte, und das Bedürfnis verspürt, sich zu entschuldigen … Er hatte ihren Körper unter dem feuchten Hemd gesehen, das an ihrer Haut klebte, und hatte eine plötzlich emporschießende Erregung verspürt, die er nicht einmal empfunden hatte, als Ser Domenico ihn einmal in das teuerste Hurenhaus von Padua mitgenommen hatte, wo die Frauen Göttinnen des Eros gewesen waren und jede ihrer Bewegungen dies verdeutlicht hatte; damals war seine Erregung heiß und fiebrig und rein körperlich gewesen, aber im Gebüsch mit Schwester Magdalena … Er hatte ihre Erregung gespürt, ihren Willen, die Schranken zu überwinden, die bisher für sie gegolten hatten, und die Angst davor, es zu tun, und sein Herz, sein Kern, der eigentliche Mensch tief in seinem Inneren war davon berührt gewesen.
    Während er all dies in Gedanken aufs Neue durchlebte, ergriff die Erregung ihn so stark wie zuvor. Sie war untrennbar mit den anderen Gefühlen verbunden, die Magdalena in ihm hervorrief. Er erkannte, dass es ihn ebenso verlangte, die Frau, die unter dem Habit von Schwester Magdalena steckte, zu erkennen und ihre Gedanken zu teilen, wie ihren Körper zu besitzen; dass er genauso stark wünschte, seine Gedanken, seine Sehnsüchte, seine Pläne mit ihr zu teilen, wie sich ihr hinzugeben und ihr Führer auf dem Weg der Lust zu sein; ihr Innerstes zu erkunden und jeden Quadratzoll ihres Körpers und welche Berührung dazu führen mochte, dass sie vor Wonne keuchte; von ihr zu lernen und sie im Gegenzug zu lehren, und nicht nur über Glaubensphilosophien oder wie man im Freien überleben konnte, sondern wie er ihr die höchste Lust schenken konnte und was ihm die höchste Lust bereitete …
    Sein Glied war so prall, dass es schmerzte in der engen Schamkapsel seiner Kleidung, und

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