Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007
taumelte ihm nach und hielt ihn auf halbem Weg auf. Lorenzo spürte die Schwere der Hand und ahnte, dass der Mann ihn nicht nur zurückhielt, sondern sich auch auf ihn stützen musste.
»Die Männer werden eine Trage für Sie bauen«, sagte Lorenzo. »Verlassen Sie sich auf Buonarotti, seine Kochkünste kommen aus der Hölle, aber als Bader ist er erstklassig. Er wird Sie am Leben erhalten, bis Sie in Florenz sind.«
»Sie … werden … nicht allein … gehen«, sagte Bandini.
Lorenzo löste die Hand von seinem Ärmel. Die beiden Männer sahen sich in die Augen. Beide wussten, dass Bandini zu Boden gesunken wäre, wenn Lorenzo ihm auch nur den Hauch eines Stoßes gegeben hätte. Der Blutfaden war auf Bandinis Wange eingetrocknet, das Blut aus seiner Nase bildete zwei schwarze Ringe um seine Nasenlöcher.
»Seien Sie kein Narr, Bandini«, sagte Lorenzo. »Man hat Ihnen halb den Schädel eingeschlagen. Nichts wird an Ihrer Reputation kratzen, wenn Sie diese Mission nicht beenden. Abgesehen davon wissen Sie so gut wie ich, dass mein Alleingang die einzige Chance ist. Reisen Sie nach Florenz weiter. Meine Männer verehren Sie. Vertrauen Sie ihnen.«
»Sie sind es, dem ich nicht vertraue«, sagte Bandini und machte sich von Lorenzos Griff los. Er stand schwankend wie ein Betrunkener. »Ich habe Sie schon irgendwo einmal gesehen, und ich wette, mit Ihrem Gesicht ist keine gute Erinnerung verbunden.«
Lorenzo wandte sich ab. Bandini torkelte ihm hinterher. Lorenzo war sich bewusst, dass alle Männer ihre Auseinandersetzung verfolgten, auch wenn sie bei dem Toten stehen geblieben waren.
»Sagen Sie’s mir!«, krächzte Bandini. »Woher kenne ich Sie? Sagen Sie’s mir. Bleiben Sie stehen, und sagen Sie mir ins Gesicht, dass ich Sie nicht kenne.«
Lorenzo seufzte und drehte sich um. »Sie kennen mich nicht.«
»Ich vergesse nie ein Gesicht.«
»Wie auch immer«, sagte Lorenzo. »Meine Männer werden nach Florenz zurückkehren, ob Sie mit ihnen gehen oder nicht. Sie stehen ja nicht unter meinem Kommando. Ich kann es nicht verhindern, wenn Sie sich in den Kopf setzen, hinter mir herzulaufen. Aber keiner meiner Männer wird Ihnen sein Pferd abtreten, und keiner wird Sie begleiten.« Er wandte sich ab und begegnete dem Blick Niccolòs, der ihn aus der Gruppe der anderen Männer heraus musterte. Nach ein paar Momenten senkte Niccolò die Augen. Pietro Trovatore sah von einem zum anderen und trat dann zögernd auf Lorenzo zu.
»Wir wollen dasselbe«, sagte Lorenzo zu Bandini. »Leben Sie wohl.«
»Sie wissen nicht, was ich will«, ächzte Bandini. Seine Knie gaben plötzlich nach, und er sank zu Boden. »Wir sind noch nicht fertig, Sie und ich.«
Giuliano löste sich von den anderen und eilte herüber, um seinen Anführer zu stützen. Bandini sank halb in seine Arme. Lorenzo schüttelte den Kopf und stellte den Fuß in den Steigbügel. Pietro Trovatore hielt die Zügel seines Pferdes. Mit der freien Hand reichte er Lorenzo den schlaffen Weinschlauch. Lorenzo musterte ihn, dann machte er eine Kopfbewegung zu Bandini hin. »Gebt ihm, was noch übrig ist. Wenn er betrunken ist, schläft er vielleicht ein. Wenn er keine Ruhe gibt, ist er in zwei Tagen tot. Er mag den Verlust seines Auges und seiner Finger überstanden haben, aber meine Mutter pflegte zu sagen, dass ein Mensch ohne Kopf zeitlebens ein Krüppel ist. Bringt den sturen Bock wohlbehalten nach Florenz.«
»Er ist kein schlechter Mensch, capitano .«
»Er ist ein besserer Mensch als ich, da bin ich sicher. Niccolò ist für die Rückreise euer Anführer, aber ich verlasse mich auf dich und Buonarotti, dass er keinen allzu großen Unfug anstellt.«
Pietro Trovatore sagte: »Dass sie sie gekriegt haben, ist nicht dein Fehler, capitano. Im Gegenteil. Wenn wir pünktlich gewesen wären, lägen wir jetzt zusammen mit den anderen armen Schweinen auf der Erde, ohne dass uns jemand einbuddelt – und monna Clarice wäre doch in der Gewalt der Schurken. Allein hast du keine Chance. Und was die Kleine betrifft: Entweder ist sie jetzt schon verdorben für die Welt, oder sie behüten sie wegen des Lösegelds – und dann werden sie sie weiter behüten und ihr kein Härchen krümmen, bis Ser Bianchi und Ser Tintori sich geeinigt haben, wer von ihnen beiden zahlt.«
»Du hast recht, Pietro.«
»Dann kommst du mit uns zurück?«
»Nein.«
Lorenzo schwang sich in den Sattel. Pietro schaute zu ihm hinauf. Lorenzo nickte ihm zu. Er ließ seinen Blick über den zerstörten
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