Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007
…«
»Es ist mir egal, was euer verdammter capitano gesagt hat«, zischte Bandini. Er drängte die Funken, die wieder vom Rand seines Gesichtsfelds her auf ihn zuschwammen, zurück. »Giuliano und ich nehmen zwei Pferde und reiten ihm hinterher.«
»Sie sind hier nicht der Anführer, ser Bandini«, erklärte Pietro betont.
»Für dich immer noch patron !«, fauchte Giuliano.
Bandini stellte den Fuß in den Steigbügel und stieß sich ab, um sich in den Sattel zu schwingen. Nach einem kurzen Augenblick des Schwindels sah er zu seinem Erstaunen eine Anzahl von Gesichtern, die auf ihn herabblickten, und hörte das Gemurmel des Kerls namens Buonarotti bei seinem Ohr. Die Funken am Rand seines Gesichtsfeldes tanzten träge durcheinander, einige wanderten quer über das Bild, das er sah, sein Magen fühlte sich an wie etwas, in dem der Hund geschlafen hatte, und die Kopfschmerzen waren so schlimm, dass er dachte, Blut im Mund zu spüren; sie wurden nur von den Schmerzen am entgegengesetzten Ende seines Körpers übertroffen.
Mit der Zeit realisierte er, dass er einfach auf der anderen Seite des Pferdes wieder heruntergefallen war.
»Wenn Sie auf Ihren Dickschädel gefallen wären, würden wir Sie jetzt mit den anderen da drüben einscharren«, sagte Buonarotti und zerrte den Kopfverband wieder fest. »Ich weiß gar nicht, ob ich mich darüber freuen soll, dass Sie stattdessen auf dem Hintern gelandet sind.«
Bandini war ein Mann mit Grundsätzen, und einer davon war, der Vernunft nachzugeben, wenn sie sich hartnäckig genug zeigte. Er seufzte und schloss sein verbliebenes Auge. »Gut«, flüsterte er mit schmerzender Kehle. »Bringt mich nach Florenz. Aber der Teufel soll euch holen, wenn ihr glaubt, ich lasse mich auf eine Trage schnallen.«
Am folgenden Morgen hatte eine Art von Fieber Antonio Bandini ergriffen, das alle Töne und Geräusche hallen ließ wie in einer großen Kirche und dafür sorgte, dass er das, was um ihn herum gesprochen wurde, erst verstand, wenn das Gespräch sich schon lange um etwas anderes drehte.
»Wird ihn das Ding halten?«, hörte er eine Stimme, die nicht die Buonarottis war, während Buonarottis Gesicht vor ihm schwebte und die Lippen bewegte.
»So eine Konstruktion hat den Cid im Sattel gehalten, und der war tot«, sagte Buonarotti, nur dass es nicht Buonarotti war, der sich nun in seinem Blickfeld befand, sondern Giuliano. »Was das Fieber angeht, das wird ihn entweder umbringen oder heilen.«
»Glauben Sie wirklich, dass Sie reiten können, patron ?«, fragte Giuliano, oder vielmehr schien das Pferd dies zu fragen, vor dem er plötzlich stand, irgendwie aufrecht gehalten von Händen unter seinen Achselhöhlen.
»Natürlich«, sagte Bandini oder glaubte wenigstens, es zu sagen.
Buonarotti schwamm in Bandinis Sichtfeld, starrte in sein Auge und bewegte den Mund. Dann war er wieder verschwunden, und Bandini fand sich halbwegs auf dem Pferd, an dessen Sattel etwas wie ein Rattenkäfig geschnallt war, der aus den Bruchstücken des Reisewagendachs bestand und mit Riemen zusammengebunden war. Eine Seite war offen.
»Macht vorsichtig«, sagte die Geisterstimme Buonarottis zu dem Bild von der groben Konstruktion, die auf dem Pferderücken schwankte. Bandini spürte, wie er in den Sattel geschoben wurde, versuchte nachzuhelfen und musste die Demütigung über sich ergehen lassen, dass jemand auf der einen Seite des Pferdes seinen Fuß in den Steigbügel schob, während auf der anderen Seite jemand anderer sein Bein unter der Käfigkonstruktion hindurchzog und ihn auch dort mit dem Fuß im Bügel verankerte. Hände griffen von hinten nach ihm und verhalfen ihm zu der Erkenntnis, dass einer der Männer auf der Hinterhand des Pferdes saß und von dort mitgeholfen hatte; jetzt schnallten ihn diese Hände vorsichtig an das Tragegitter. Er wandte den Kopf und sah Giulianos besorgtes Gesicht.
»Keine Bange, es geht mir gut«, sagte Bandini, aber mittlerweile kamen seinem träge herumrudernden Geist Zweifel, ob er sich wirklich verständlich machte.
»Wir nehmen die Pilgerroute«, sagte jemand, vermutlich Buonarotti oder der Mann namens Pietro. Wenn es darum ging, Befehle zu erteilen, war jener Niccolò, den der verfluchte Ghirardi zu seinem Vertreter ernannt hatte, nie zu hören; aber wenn es darum ging, sie infrage zu stellen …
»Das ist ein Umweg«, sagte Niccolò. »Wir müssen auf dem schnellsten Weg zu Ser Bianchi zurück, damit er weiß, was passiert ist.«
»Willst du die
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