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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ganze Welt ist hinter Gittern – außer mir.«
    Lorenzo blickte dem Kahlkopf in die Augen. Dieser hatte nicht einmal geblinzelt oder den Blick abschweifen lassen. Unverwandt starrte er Lorenzo ins Gesicht.
    »Ist das einer von deinen Männern da hinter mir?«, fragte Lorenzo.
    Der Kahlkopf nickte. »Das ist Enrico«, sagte er schließlich. »Wir nennen ihn auch den Erzähler.«
    Lorenzo nickte ebenfalls. Er drehte sich nicht um. »Hat er eine Waffe?«
    »Es war einmal eine gespannte Armbrust«, fuhr Enrico der Erzähler fort, »die zielte auf den Hinterkopf eines ganz bestimmten Idioten und hoffte, dass der Idiot eine weitere Dummheit begehen würde und sie losgehen dürfe.«
    »Na ja«, sagte Lorenzo und reichte dem Kahlkopf seinen Dolch zurück, mit dem Griff voran. »Leider ist meine Rückendeckung gerade nicht vor Ort.«
    »Manchmal hat man eben Pech«, sagte der Kahlkopf. Er nahm den Dolch an sich. Noch immer hatte er sich nicht von der Stelle gerührt. Schließlich blickte er über Lorenzos Schulter und nickte, und Lorenzo war nicht überrascht, dass etwas mit großer Wucht auf die Stelle traf, an der sein Kopf in den Nacken überging, und ihn kopfüber neben seinem Beinahe-Gefangenen in die Brennnesseln fallen ließ – was er bereits nicht mehr spürte.

Kapitel 10.
    S elbstverständlich weigerte sich Antonio Bandini, etwas zu besteigen, das einer Trage auch nur im Entferntesten ähnlich sah.
    Buonarotti hatte den Kopfverband gelöst und die üble Schwellung begutachtet, die sich unter der Platzwunde an der Seite von Bandinis Schädel gebildet hatte. Mit der geübten Grobheit des langjährig Erfahrenen hatte er an den Knochen herumgedrückt, bis Bandini Funken an der Peripherie seines Gesichtsfelds herumschwimmen sah und die Männer, die um sie beide herumstanden, sich hinter einem verzerrenden Glas zu befinden schienen. »Die Schädelknochen sind heil, capitano Bandini«, sagte er dann. »Aber was sich dahinter befindet, hat einen ordentlichen Stoß abbekommen und wird sich noch eine Weile so anfühlen wie rohes Fleisch.« Buonarotti deutete auf die vernarbte Augenhöhle, und Bandini lernte, dass der Mann absolut respektlos war und in seiner, Bandinis, Truppe keinen Tag lang geduldet worden wäre. »Sie haben das ja auch überlebt, selbst wenn es nicht zu Ihrer Schönheit beigetragen hat. Dagegen ist ein Schädel, in dem das Hirn noch eine Weile herumschlackert, bis es wieder seinen Platz gefunden hat, ein Klacks.«
    »Meine Leute nennen mich patron «, sagte Bandini und schob die verrutschte Augenklappe wieder an ihren Platz.
    »Das mag schon sein, capitano Bandini«, erklärte Buonarotti und begann, einen neuen Verband aus Leinenstreifen, die er aus seiner Satteltasche gekramt hatte, um Bandinis Schädel zu wickeln. Als er die Platzwunde bedeckt hatte, quetschte er aus einem Ledersäckchen eine bräunliche Paste, die eine scharfe Geruchsmischung aus Schweineschmalz und Kräutern ausströmte. »Das ist eine Salbe aus Bockskraut, Sempervivum, Wundkraut und Totenblume. Sie lässt die Schwellung zurückgehen und verhindert, dass die Wunde sich entzündet. Ich schmiere sie nicht direkt drauf, weil sie auf offenen Stellen brennt wie ein Teufelsfurz und ich keine Lust habe, sie wieder abzukratzen, weil Sie wie ein Irrer rumlaufen und kreischen: Mach es ab, mach es ab!«
    »Tu dir keinen Zwang an«, knurrte Bandini. Der Geruch der Salbe ließ seinen Magen eine langsame Rolle beschreiben, doch er konnte sich beherrschen, nicht erneut zu würgen. Er fing einen Blick des Mannes auf, der als Pietro vorgestellt worden war; dieser lächelte Bandini an und schüttelte kaum merklich den Kopf. »Na gut«, sagte Bandini. »Danke.«
    Nachdem der Verband erneuert war und Bandini mühsam aufstand, erkannte er überrascht, dass der pochende Schmerz leichter geworden war. Entweder die Salbe oder die Art, wie Buonarotti den Verband kontrolliert stramm angelegt hatte, zeigte Wirkung. Bandini wusste nun, weshalb Buonarotti unter seinen Kameraden geduldet war. Giuliano musterte ihn besorgt. Bandini straffte sich und schritt auf das nächstbeste Pferd zu.
    »Giuliano und ich nehmen zwei Pferde«, erklärte er. Er sah den Mann an, den Lorenzo Ghirardi zu seinem Truppführer gemacht hatte – Nicodemo? Nino? Auf jeden Fall eine Fehlentscheidung – und zwang dessen Blick nieder.
    »In Ordnung, patron «, sagte die Fehlentscheidung.
    »Jetzt aber mal langsam, Niccolò«, protestierte der Kerl namens Pietro. »Lorenzo hat gesagt

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