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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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schrie Girolamo zurück, ohne sich umzudrehen. »Schieß einen Mann Gottes in den Rücken, du Heide! Verdammt sei deine Seele!« Er breitete die Arme aus, schloss die Augen und warf den Kopf in den Nacken. »Schieß, wenn du es wagst! Ich werde nicht weichen!«
    Der Kahlkopf sah zu dem Mönch auf. Er hatte weder geblinzelt, noch war er auch nur einen Zoll zurückgewichen.
    »Die Arme runter!«, schrie der Schütze. »Ich mach dich kalt, du Narr! Corto, geh beiseite, dann mach ich Schluss mit dem Trottel!«
    Die anderen Männer wechselten nervös die Griffe an ihren Piken. Magdalena sah von einem zum anderen. Ihr Herz raste. Sie wusste, wenn Girolamo hier starb, dann würde das zumindest Immaculata über eine Grenze stoßen, über die sie niemals mehr wieder würde zurückschreiten können.
    »Ganz ruhig, Enrico«, sagte der Kahlkopf.
    »Diesen Kuttenträgern ist nicht zu trauen!«, schrie Enrico. »Wenn er ein Messer hätte, wärst du jetzt schon Würmerfraß, Corto!«
    »Ich besitze kein Messer«, rief Bruder Girolamo mit noch immer geschlossenen Augen. »Drück ab, und töte einen weiteren Unschuldigen, du Ungeheuer! Ich weiche nicht, bis meine Glaubensschwestern wieder frei sind.«
    Enrico schäumte. Er hob die Armbrust und zielte. »Du blödes Schwein!«, brüllte er. »Wen nennst du ein Ungeheuer?«
    »Gottverdammt, Enrico«, sagte eine Stimme etwas abseits. »Wenn du abdrückst, wird deine Seele mit der seinen Händchen halten, wenn ihr beide zur Hölle fahrt.«
    Magdalena starrte den Mann an, der gesprochen hatte. Es war der Reiter, der sie auf der Straße zuerst angesprochen hatte. Er hatte einen Bogen gespannt und zielte über die Breite der Straße hinweg auf Enrico.
    »Fabio!«, kreischte Enrico, ohne den Blick von Bruder Girolamos Rücken abzuwenden. »Bist du verrückt geworden?«
    »Ich bin nicht so gut wie Corto, aber auf die Distanz würde sogar Verruca irgendwas treffen. Tu die Armbrust weg, Enrico.«
    »Dieses blöde Arschloch! Er hätte Corto abstechen können, mitten unter uns.«
    »Corto lebt aber noch. Und wir alle möchten, dass der Mönch ebenfalls am Leben bleibt. Wir haben uns gegenseitig was versprochen, erinnerst du dich?«
    »Lass die Armbrust sinken, Enrico«, sagte der Kahlkopf – Corto. »Und du, Fabio, leg den Pfeil weg. Das möchte ich nicht noch mal sehen, dass zwei meiner Männer aufeinander zielen.«
    »Dein Wunsch ist mir Befehl, Vetter«, sagte Fabio zwischen den Zähnen. »Aber Enrico ist zuerst dran.«
    Corto sah von einem zum anderen. An Fabios linkem Arm, mit dem er den Bogen hielt, wölbten sich Muskelstränge, und doch zitterte seine Hand. Unter Enricos Haar liefen Schweißtropfen über seine Stirn. Der schmale Mann stöhnte. Die Armbrust bebte.
    »Meine Güte«, erklärte ein Mann, der sich in der Nähe Cortos aufgehalten hatte. »Da, wo ich herkomme, kreischen nur die Weiber, wenn sie auf der Straße eine Kröte sehen. Die Männer packen sie und tragen sie weg.«
    Er trat vor, umfing Bruder Girolamo um die Mitte und hob ihn auf, als wäre er ein Kind. Girolamo riss die Augen auf. Für fünf lange Sekunden und fünf lange Schritte wanderte die Armbrust Enricos mit, als Bruder Girolamo beiseitegetragen wurde, und es war nicht klar, auf wen Enrico zielte: auf den Mönch oder auf den, der ihn davontrug. Dann wurde Girolamo unsanft zwischen seinen Brüdern auf die Beine gestellt. Der Mann trat zurück, richtete die Kapuze und die aufgerissene Kutte des Mönchs, tätschelte ihm freundlich die Wange und ging dorthin zurück, wo er hergekommen war. Die Armbrust folgte ihm. Magdalena schluckte. Girolamo schwankte, wie es jeder getan hätte, der sich auf den Tod vorbereitet hatte und feststellte, dass die Situation vorüber war und er immer noch lebte. Enrico atmete mit einem Winseln aus und senkte die Armbrust. Fabio entspannte den Bogen. Es war so still auf der Straße, dass man das Knacken des Holzes hören konnte.
    Corto stapfte zu Enrico hinüber und reichte ihm die Hand nach oben. Enricos schweißüberströmtes Gesicht zuckte. Zögernd schlug er ein. Corto drückte Enricos Hand und legte seine andere darüber. »Danke, dass du auf mich aufpassen wolltest, Enrico«, sagte Corto ruhig. »Du bist ein guter Mann.«
    Enrico blinzelte verwirrt. Sein Atmen hörte sich fast wie Schluchzen an. Corto wandte sich ab, kniff ein Auge in Richtung Fabio zu und erntete ein schiefes Lächeln. Dann stapfte er zurück, passierte den Mann, der sich eingemischt hatte, und schlug ihm leicht

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