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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ihre Antwort ab.
    »Wir sind in dringenden Geschäften unterwegs«, sagte sie schließlich. »Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen. Gott der Herr wird dich und die deinen zu besseren Menschen führen, als wir es sind.«
    Der Kahlkopf hatte nur ein paar Worte mit den Reitern gewechselt, die sie aufgehalten hatten, dann hatte er die Kutsche bis zu ihnen lenken lassen und sofort Magdalena angesprochen. Magdalenas Gedanken arbeiteten fieberhaft. Sie wünschte sich, dass sie die Bürde der Führerschaft niemals angenommen hätte und dass Bruder Girolamo an ihrer Stelle über ihr Geschick mit diesem kahlköpfigen Mann verhandelte. Ganz offensichtlich war jener der Anführer einer Räuberbande, die Geiseln mit sich führte, wenn auch nicht verantwortlich für das Massaker in dem Bauerngehöft, jedenfalls nicht, wenn sie den Schwingungen trauen durfte, die sie empfing. Wie so oft war ihre Gabe mehr Fluch als Geschenk: Wer konnte ihr versichern, dass das, was sie zu vernehmen meinte, die Wahrheit war und nicht bloßes Wunschdenken, das die Angst ihr eingab?
    »Nun, Schwester«, erklärte der Kahlkopf, »es liegt mir nicht, eine Dienerin Gottes zu etwas zu zwingen …«
    »… aber wenn es nichts hilft, wirst du es trotzdem tun«, vollendete sie.
    Er breitete die Arme aus. »Sehen Sie es so: Wenn Sie und Ihre Schwestern aus freien Stücken mitkommen, muss ich mich nicht sorgen, dass Sie bei der nächsten Gelegenheit das Weite suchen. Dann muss ich Sie nicht ständig bewachen und in der Nacht nicht festbinden lassen. Außerdem denke ich, dass Sie Ihrer Aufgabe, sich um unsere Gäste zu kümmern, freudvoller nachkommen, wenn Sie es ohne Zwang tun, und das ist es, worauf es meiner Meinung nach letztlich ankommt: dass es hier gute Christen gibt, die in eine missliche Lage geraten sind«, sein Grinsen verriet keinerlei Zweifel daran, dass er mit der misslichen Lage den Umstand meinte, dass sie ihm und seinen Männern in die Hände gefallen waren, »und die Beistand brauchen. Sie können den Unglücklichen nicht den Beistand der Kirche verweigern, wenn Sie sich nicht versündigen wollen.«
    Sie sah in das schmale, grinsende Gesicht mit seinen tausend Lachfalten, seinem kahlen Schädel, über dessen Flanken sich feine Adern zogen und ihm einen feinnervigen Ausdruck verliehen, die blauen Augen. Sie hatte das Gefühl, einem Wolf ins Antlitz zu blicken, der sie über seine Beute hinweg anlächelte, im Augenblick zu satt, um mehr zu tun als über seine nächste Mahlzeit nachzudenken, aber nichtsdestoweniger sofort in der Lage, sie zu seiner Mahlzeit zu machen, wenn es ihm plötzlich in den Sinn kam. Seine Argumentation war unlogisch und plump, doch das half nichts gegen die Erkenntnis, dass die Wahrheit immer in den Händen derer ist, die über die nötigen Mittel verfügen, sie auch durchzusetzen. Das eine kleine, unpassende Signal aus der Mitte der Männer verwirrte sie und brachte ihre Gedanken durcheinander.
    »Wir werden in unserem Zielkloster erwartet«, sagte sie.
    »So viele Menschen werden irgendwo erwartet. Wer kommt in diesen Zeiten schon pünktlich an? Wir wollen euch ja nicht kaufen, Schwester, wir wollen euch nur für kurze Zeit zu unseren Weggefährten machen.«
    »Mein Sohn«, sagte Bruder Girolamo plötzlich, »es ist eine große Sünde, die Diener des Herrn von ihren Verrichtungen abzuhalten. Wir stehen nicht zu deiner Verfügung.«
    »Es sind ja die Dienerinnen des Herrn, an denen ich interessiert bin«, erwiderte der Kahlkopf. »Du und deine kuttentragenden Freunde, ihr könnt euch verziehen, wohin ihr wollt.«
    Es war die eine halbe Sekunde des Zögerns vor Bruder Girolamos Protest, die ihn verriet. »Wir werden uns auf keinen Fall trennen«, sagte er.
    »Also, Schwester«, sagte der Kahlkopf, ohne weiter auf den Mönch zu achten. »So sind die Waagschalen gefüllt. Auf der einen Seite das Bedürfnis von drei Unschuldigen, die Beistand brauchen, mein Wunsch, dass Sie und Ihre Schwestern diesen Beistand spenden, und die Tatsache, dass es nur für eine überschaubare Zeit ist. Auf der anderen Seite: die Notwendigkeit, Sie ansonsten unter Zwang mitzunehmen, sowie die Notwendigkeit, die drei Kuttengesichter in Ihrer Begleitung umzubringen und zu verscharren, damit sie nicht zum nächsten Abt oder Prior laufen und dafür sorgen, dass sich eine Meute auf unsere Fersen setzt, weil wir drei Nonnen entführt haben.«
    »Jetzt zeigst du dein wahres Gesicht.«
    »Aber, aber, Schwester«, die blauen Augen sahen mühelos

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