Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
Mannschaften bestehen nur aus Freiwilligen? Mindestens die Hälfte davon ist gepresst, Vanessa. Ohne Rücksicht auf Herkunft oder Beruf. Da kann es passieren, dass ein Familienvater morgens aus dem Haus geht und am Abend schon mit einem Schiff davonsegelt.«
»Das ist unmenschlich und kaum besser als Sklaverei«, sagte Vanessa betroffen.
»Ja, das stimmt. Aber es ist eben so«, erwiderte Robert ruhig. Sie gingen eine schmale Straße entlang, die ein wenig bergauf führte.
Miller hatte sich hinter ihnen gehalten, holte sie jetzt jedoch ein. »Sehen Sie dort, Captain?« Er deutete auf ein weißes Haus, das auf einer kleinen Anhöhe stand. »Das ist der Wohnsitz des Gouverneurs. Wenn mich nicht alles täuscht, hat man unsere Ankunft schon bemerkt.«
Roberts Augen folgten seinem ausgestreckten Zeigefinger. Tatsächlich. Einige Soldaten hatten Aufstellung genommen, und die Fahne wurde gehisst. »Die glauben vermutlich, dass wir gekommen sind, um uns ihrer Flotte anzuschließen«, brummte er. »Da haben sie aber Pech. Auch mit dem zweiten Schiff.«
Vanessa sah zu dem Haus hinauf. »Der Flotte anschließen?«
»Um die Angriffe der Engländer abzuwehren«, erwiderte Robert. »Jetzt da der Krieg offen ausgebrochen ist, wird die Krone nicht lange zögern, Martinique unter ihre Herrschaft zu bringen. Sie haben das bereits früher mit Erfolg versucht.« Er lachte spöttisch auf. »Nur, wir können nicht hierbleiben, sondern sind darauf angewiesen, von ihnen Hilfe zu bekommen. Aus diesem Grund bin ich hier.«
»Aber Frankreich hat die Kolonien doch unterstützt! Weshalb sollte einer seiner Gouverneure euch jetzt seine Hilfe versagen?«
»Die eigenen Interessen zählen immer mehr als die der anderen, meine Liebe. Das ist völlig normal.«
»Aber«, rief Vanessa empört aus, »das ist doch unerhört von ihm!«
Robert zog sie weiter. »Ja, mein Herz. Aber so ist die Welt nun einmal. Und«, setzte er ehrlich hinzu, »vermutlich würde ich an seiner Stelle auch nicht anders handeln.«
Sie gingen weiter in die Stadt hinein, bestaunt von den alten Frauen, die vor den Türen saßen und Körbe und Netze flochten oder Fische reinigten, und von den Kindern, die ein Stück neben ihnen herliefen. Vor einer Taverne blieben sie stehen, und Robert zog das Tuch zurecht, das Vanessas leuchtendes Haar verdeckte. »Du kannst dir die Insel etwas ansehen, Vanessa. Zusammen mit Smithy und den anderen. Ich kann dich leider nicht zu den Verhandlungen mitnehmen, aber du bist bei ihnen gut aufgehoben. Wir treffen uns dann wieder hier, in etwa drei Stunden.«
»Vielleicht sollte ich mit dem Gouverneur sprechen?«, schlug Vanessa vor.
»Nein«, entgegnete er entschieden. »Ich werde ganz bestimmt nicht mit dir dort hingehen.«
»Aber ich bin doch ebenso aus Frankreich«, widersprach sie, »ich könnte doch …«
»Nein. Und dabei bleibt es. Und wenn ich dich auch nur in der Nähe des Gouverneurspalastes sehe, so …«
»Wirfst du mich ich ins Wasser?«, fragte Vanessa mit hochgezogenen Augenbrauen. Sie überlegte kurz, ob die Angelegenheit es wert war, jetzt vor den anderen mit Robert eine längere Diskussion zu führen, und entschied sich dann, die Sache vorläufig auf sich beruhen zu lassen. Männer waren oft eigen in diesen Dingen und fühlten sich schnell in ihrem Stolz gekränkt, wenn sie von einer Frau Hilfe annehmen sollten. Sie würden noch länger auf der Insel verweilen, und sollte Robert vom Gouverneur abgewiesen werden, so hatte sie zweifellos noch Gelegenheit, mit diesem zu sprechen.
»Nein, dann werfe ich diese drei ins Wasser, weil sie nicht auf dich aufgepasst haben«, erwiderte Robert gleichmütig. »Und den Knaben, der dich so anhimmelt, gleich dazu.«
Diese Worte entlockten Smithy ein amüsiertes Grinsen und Jack und Vanessa ein Kichern, woraufhin Robert sich resigniert abwandte und mit Miller davonging. Nach einigen Schritten blieb er stehen und kam zurück. Vanessa sah ihm erwartungsvoll entgegen »Soll ich doch mitgehen, mon Capitaine? «
»Nein«, antwortete er gereizt. Er griff in die Tasche und zog seinen mageren Geldbeutel hervor, den er Smithy reichte. »Hier, für die Einkäufe. Du bezahlst alles, was sich die Lady aussucht, klar?« Smithy nickte beeindruckt und verwahrte den Beutel sorgfältig in seiner Jackentasche.
Als Robert sich wieder umwenden wollte, hielt ihn Vanessa fest und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. » Merci beaucoup, mon Capitaine. « Die anderen grinsten, Robert brummte verlegen etwas
Weitere Kostenlose Bücher