Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
Teufel tut ihr hier drinnen?«
Smithy und Jack fuhren von ihren Stühlen hoch, und Vanessa, der allein schon der Geruch des Rums in den Kopf gestiegen war, lächelte verliebt. » Monsieur le Capitaine! Wir haben dich schon sehnsüchtig erwartet!«
»Das scheint mir aber nicht so.« Robert nahm ihr den Krug aus der Hand, roch daran und stellte ihn angewidert auf den Tisch. »Schöne Sitten reißen hier ein, kaum dass ich mich umdrehe. Kann man euch denn nirgendwo allein lassen? Komm, wir gehen.«
Er schob sie vor sich hinaus, wobei er einige Betrunkene zur Seite stieß, und trat mit einem erleichterten Aufatmen ins Freie. »Was habt ihr euch nur dabei gedacht?«, schnauzte er Smithy und die anderen an, die etwas langsamer und sichtlich von schlechtem Gewissen gepeinigt folgten. »Das ist doch kein Aufenthaltsort für eine Dame!«
»Ich weiß, Captain«, sagte Smithy ziemlich zerknirscht, »aber …«
»Aber ich habe ihnen so zugesetzt, mon Capitaine «, ergänzte Vanessa seinen Satz und unterstrich ihre Worte mit ihrem berüchtigten Lächeln, mit dem sie von Robert alles haben konnte. »Nimm es uns nicht übel. Und wirf uns bitte nicht ins Wasser.«
»Verprügeln würde ich euch alle am liebsten«, knurrte Robert, schon halb versöhnt von diesem Lächeln. Er machte sich auf den Weg zum Hafen, während Vanessa neben ihm herlief und nach seiner Hand fasste, bemüht, seine gute Stimmung wiederherzustellen. Sie wollte ihm noch etwas Schmeichelndes sagen, wurde jedoch von dem Fremden unterbrochen, der ihnen gefolgt war.
»McRawley?« Seine Stimme klang heiser und unangenehm.
Robert blieb stehen, als er so unvermutet angesprochen wurde, und wandte sich um. Der andere schlenderte näher. »Dachte ich’s mir doch, dass Sie es sind. Erinnern Sie sich nicht an mich? Wir waren beide auf der Columbus, als sie ihre erste Fahrt machte.«
Robert nickte langsam, aber es war ihm anzumerken, dass er sich über das Wiedersehen nicht sonderlich freute. »Ja, natürlich. James Stranec. Sie waren Zweiter Maat.«
Stranec grinste. »Und jetzt bin ich Maat auf der Chase. « Er deutete zum Hafen hinunter.
Robert hatte die Barke mit der amerikanischen Fahne im Hafen gesehen und auch vom Gouverneur gehört, dass sich einige seiner Landsleute auf der Insel befanden. Dass dieser Mann dazugehörte, gefiel ihm weniger.
»Das dort ist die Independence, nicht wahr?«, redete Stranec weiter. »Schönes Schiff, hat aber schlecht von sich reden gemacht, als der Kommandant einige Franzosen angriff, die Leute beraubte und tötete. Macht böses Blut, wenn eines unserer Schiffe gegen unsere Verbündeten zieht.«
»Das wird auch nicht wieder vorkommen«, antwortete Robert kalt. Er nahm Vanessas Arm. »Jetzt entschuldigen Sie uns bitte.«
»Warum denn so unfreundlich?«, rief ihm der andere nach. »Haben Sie Angst, ich könnte Ihnen die kleine Nutte wegschnappen?«
Robert blieb wie angewurzelt stehen und wandte sich dann langsam um. »Was haben Sie da gesagt?«
Stranecs Blick glitt über Vanessa, und ein gehässiges Grinsen überzog sein Gesicht. »Ziemlich hübsche Mannschaft haben Sie da, muss ich schon sagen. Wenn Sie abreisen, können Sie die Kleine getrost mir überlassen. Sie werden Sie ja wohl nicht mit aufs Schiff nehmen wollen, oder?«
Vanessa griff nach Roberts Hand. Das Gesicht ihres Liebsten hatte sich in der letzten Minute bedenklich verdunkelt, und eine tiefe Röte war ihm in die Stirn gestiegen. »Nicht, mon Capitaine. Der Mann ist betrunken. Lass uns weitergehen.«
In diesem Moment beschloss Jack, sich in den Wortwechsel einzumischen, und baute sich vor dem Offizier auf. »Das nehmen Sie sofort zurück, Sie …«
Der andere blickte ihn nur verächtlich an. »Mach dich davon, Bursche, sonst lernst du mich kennen.«
»Oder Sie mich!«, fauchte Jack los. Er ging dem Mann kaum bis zum Kinn, war wohl kaum halb so schwer, aber wild entschlossen, seine angebetete Vanessa zu verteidigen. Dass es nicht so weit kam, lag allein an Robert, der den Jungen wegschob.
»Das ist meine Sache, Jack, verschwinde.«
»Nicht nur Ihre, Sir«, knurrte Smithy, der sich soeben die Ärmel aufkrempelte. »Die Lady steht unter unser aller Schutz. Wer sie beleidigt, beleidigt auch uns.« Hendricks und Dudley zögerten keinen Moment, ebenfalls drohend näher zu kommen.
»Bitte nicht!«, machte Vanessa einen Versuch, die Situation zu entschärfen. »Lasst uns doch bitte gehen, Messieurs! «
Keiner hörte auf sie.
Stranec blickte höhnisch auf
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