Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
vor sich hin, sah aber sehr erfreut aus und stolzierte mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck davon.
Vanessa sah ihm nach, bis er hinter einem Haus verschwunden war, dann wandte sie sich an ihre Gefolgschaft. »Und jetzt, Messieurs, sehen wir uns die Insel an!«
Sie lief in Begleitung der Männer, die ebenso bei der Sache waren wie sie selbst, durch die Straßen, erstaunt darüber, wie viele unterschiedliche Geschäfte und Herrlichkeiten diese Stadt zu bieten hatte. Sie kaufte bei einem Bäcker für alle süßes Naschwerk und nahm noch ausreichend für die anderen mit, zog Jack zu einem Händler, suchte ihm eine Jacke und eine Hose aus sowie Schuhe und erstand dann auch Kleidung für Martin und ein Hemd für Smithy, das sie ihm heimlich schenken wollte. Schließlich fand sie mit einem erfreuten Ausruf noch einen Laden, der Kakao verkaufte, wovon sie ein gutes Pfund erwarb. Smithy gab ihre Einkäufe ohne zu zögern an Hendricks und Dudley weiter, die alles gehorsam hinter ihnen hertrugen, und achtete peinlichst genau darauf, dass sich kein Fremder seiner Schutzbefohlenen auf mehr als fünf Schritte näherte.
Smithy hatte, gleich nachdem sie sich von Robert getrennt hatten, Erkundigungen über die Familie von Vanessas Freundin eingeholt und dabei herausgefunden, dass die Plantage auf der anderen Seite der Insel lag, was einen kurzen Besuch unmöglich machte. Zuerst war Vanessas Laune etwas getrübt, die Freude darüber, endlich wieder an Land zu sein und alles kaufen zu können, was mit Roberts Geld zu erwerben war, ließ sie die Enttäuschung jedoch schnell verschmerzen. Und so kehrten sie und ihre treue Gefolgschaft nach zwei Stunden zufrieden wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück.
Robert war noch nicht erschienen, und sie beobachtete neugierig das Kommen und Gehen in der Taverne gegenüber. Normalerweise wäre es für eine Vanessa de Chastel völlig undenkbar gewesen, einen solchen Ort zu betreten, aber seitdem sie die Geliebte ihres hinreißenden Freibeutercaptains war, gab es wohl keinen Grund mehr für sie, sich an solche Konventionen zu halten. Also gab sie ihrer Neugierde nach und äußerte den Wunsch, die Kaschemme zu betreten. Sie wollte endlich einmal eine dieser verruchten Tavernen sehen, in denen sich die Seemänner aufhielten, leichte Mädchen herumliefen und der Würfelbecher die Runde machte. Es kostete sie zwar einige Mühe, den sich sträubenden Smithy zu überreden, aber als Jack, der ebenfalls neugierig war, genauso begann, auf den gutmütigen Seemann einzureden, und sich die anderen beiden auch nicht abgeneigt zeigten, gab dieser schließlich nach.
»Aber Sie bleiben immer dicht bei mir, M’am«, wies er Vanessa energisch an. Diese nickte, während ihre Augen vor Abenteuerlust funkelten. Ein Glück, dass Martin nicht dabei war, der hätte ihr diesen Spaß niemals erlaubt. Smithy und die anderen bildeten einen Kreis um sie, als sie die Taverne betraten. Vanessas erste Reaktion war sofortige Umkehr, als ihr der Dunst aus Alkohol und Schweiß entgegenschlug, aber dann siegte die Neugier, und sie ging tapfer weiter. Die Schenke war mit zwei kleinen glaslosen Fenstern nur ungenügend erhellt, aber Vanessa erkannte deutlich die gemischte Gesellschaft, die hier Unterhaltung jeglicher Art suchte. Smithy ging voran und kämpfte sich durch bis zu einem Tisch in der Ecke, an dem nur ein einzelner Mann saß. Vanessa nahm mit Jack Platz, und einer der Männer ging für alle Grog holen. Als Smithy ihr den Krug hinschob, beugte er sich ein wenig vor. »Vorsicht, M’am, das ist verflixt stark. Was anderes haben die hier nicht.« Vanessa nickte und hob den Krug an die Lippen. Ein starker Geruch nach Alkohol drang ihr in die Nase, und noch bevor sie den ersten Schluck genommen hatte, musste sie husten.
Der Fremde, der ihr gegenübersaß, lachte. »Das ist auch nichts für Frauen.« Er hatte eine dunkelblaue Jacke an, derjenigen, die Robert heute für den Besuch beim Gouverneur angezogen hatte, sehr ähnlich. Sie stand offen, und darunter trug er eine Weste und ein fleckiges weißes Hemd.
Smithy warf ihm einen finsteren Blick zu, doch Vanessa ignorierte ihn einfach und widmete sich dem Grog. Es war viel Zucker in dem Gebräu, das nach dem ersten Schluck gar nicht so übel schmeckte, und so kostete sie abermals. Das Getränk gewann nach diesem weiteren Versuch, und sie wollte soeben ihren dritten Schluck nehmen, als eine Stimme neben ihr ertönte: »Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Was zum
Weitere Kostenlose Bücher