Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
Bestenfalls kann ich es dem Prisengericht übergeben und hoffen, dass mir ein Anteil ausbezahlt wird.«
»Dem Prisengericht?,« rief Vanessa entsetzt aus. »Weshalb denn?«
»Weil es Beute ist, Vanessa, wie du ganz richtig gesagt hast. Diebesgut. Ich kann das nicht nehmen. Es gehört mir nicht!« Er schüttelte indigniert den Kopf. Frauen. Warfen das Geld für unnötigen Tand zum Fenster raus, und wenn es dann nicht reichte, bedienten sie sich zwanglos an fremdem.
»Aber das kannst du guten Gewissens nehmen!«, erwiderte sie lebhaft. »Es gehört mir – jedenfalls ein Teil davon.«
»Dir?« Roberts Gesicht drückte absolutes Unverständnis aus.
Sie nickte nachdrücklich. »Ja, Robert. Ein Teil des Geldes in der Schatulle ist meines, das mir dein Bruder weggenommen hat. Komm, sieh selbst!«
Sie zog ihn zum Schrank hin, er nahm die schwere, reich mit Schnitzereien und Gold verzierte Kassette heraus und stellte sie auf den Tisch. Der Schlüssel lag obenauf, Vanessa steckte ihn ganz selbstverständlich ins Schloss und sperrte auf. Als sie den Deckel hochklappte, blitzten Gold- und Schmuckstücke im Licht der Talgkerze auf. Er blickte in die Schatulle, geblendet von dem Vermögen, das sein Bruder darin gehortet hatte. Perlenketten, Smaragdringe, Rubinohrgehänge, vermischt mit glänzenden Goldstücken.
»Siehst du, das ist mein Geld. Und vieles von dem Schmuck gehört mir ebenfalls. Ich hatte dies alles mitgenommen, als ich Frankreich verließ.« Sie griff hinein und zog einen prall gefüllten Lederbeutel heraus.
Robert vergaß den Schmuck und starrte auf den Geldbeutel. Solche Taschen glichen sich natürlich, aber diese Stickerei … Einen ähnlichen musste er schon einmal gesehen haben, aber wo war das gewesen …
Vanessa unterbrach seine Gedanken, indem sie ihm einfach den Beutel in die Jackentasche schob und ihn zur Tür hinausdrängte, bevor er noch protestieren konnte. »Wir reden später weiter, Robert. Nun musst du dich beeilen.«
Das Säckchen zerrte ungewohnt schwer an seiner Jacke, als er ins Boot kletterte. Als seine Männer in die Ruder griffen und die Küste ansteuerten, wandte er sich um und sah Vanessa noch lange an der Reling stehen und winken.
Als Robert einige Stunden später in völliger Dunkelheit zurückkam und vorsichtig in ihre Kajüte hineinsah, fand er Vanessa schlafend vor. Er stellte die Laterne mit dem Talglicht auf den Tisch und strich ihr zart über die Wange. Sie regte sich leicht, blinzelte und zog ihn an sich. »War es nett, mon Capitaine? «
»Es geht«, murmelte er an ihrer Wange. »Aber ich wollte dich nicht wecken.«
»Ich freue mich darüber«, lächelte sie müde. »Hast du jetzt die Zusicherung des Gouverneurs, dich zu unterstützen?«
»Nicht mehr als zuvor. Wir werden einige Tage hierbleiben, um endlich die Reparaturen am Schiff vornehmen zu können. Wir haben die Erlaubnis, uns alles aus dem Lager zu nehmen, was wir dafür brauchen, und noch etliche Ersatzteile zusätzlich.«
»Bleibst du bei mir?«, flüsterte sie an seinem Ohr.
»Nein. Nein, heute nicht, mein Herz. Wir sehen uns dann morgen früh. Schlaf gut.« Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und richtete sich auf. Dann legte er den Geldbeutel auf den Stuhl neben ihrem Bett, wandte sich um und ging wieder an Deck. Es gab einiges, worüber er nachdenken musste, und das konnte er am besten an der frischen Luft.
14. Kapitel
Z eitig am nächsten Morgen kam Finnegan zu Robert, der in seiner Kajüte saß und das Logbuch durchsah.
»Sir, was gestern Abend betrifft …«
Robert sah mit hochgezogenen Augenbrauen auf. »Ja, Mr. Finnegan?«
Sein Freund zupfte an seinem Bart. »Blöde Sache.«
»Blöd für Stranec«, erwiderte Robert gelassen.
»Stranec soll ein ziemlich guter Schütze sein – ich habe schon von ihm gehört. Sollte er Sie zum Duell fordern, so gibt es die Möglichkeit, dass ein Stellvertreter Ihren Part übernimmt. Darf ich Ihnen vorschlagen, dass ich …«
»Nein danke, Mr. Finnegan.« Robert sah mit einem leichten Grinsen hoch. »Das Vergnügen behalte ich mir selbst vor. Außerdem – geht es um meine Braut oder um Ihre? Abgesehen davon glaube ich nicht, dass Stranec mir seine Sekundanten schicken wird. Ich kenne ihn von früher. Es ist zwar billig, über einen Kontrahenten schlecht zu reden, aber er war schon auf dem Schiff, auf dem wir gemeinsam gedient haben, für seine Neigung bekannt, zu sehr dem Alkohol zuzusprechen und dann Dinge zu sagen, die er sonst nicht gewagt
Weitere Kostenlose Bücher