Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
Einladung. Er ersucht mich, ihn in einer Stunde zu besuchen.«
»Vielleicht sind es ja gute Nachrichten, mein Lieber?«
»Hoffentlich hält er mich nicht auf«, murrte Robert. »Ich möchte schon morgen Abend mit der Flut in See stechen, um so schnell wie möglich nach St. Pierre zu kommen.«
»Reisen wir tatsächlich schon morgen ab?«, rief Vanessa lebhaft aus. »Oh, ich muss unbedingt einen Brief an Suzanne schreiben! Was mag sie nur durchge…« Sie unterbrach sich hastig, aber Robert, dessen Augen unvermittelt kalt geworden waren, vollendete ihren Satz.
»… durchgemacht haben, wolltest du sagen, Vanessa. Am liebsten würde ich sie mit den noch auf dem Schiff befindlichen Spießgesellen meines Bruders konfrontieren, um herauszufinden, wer von ihnen sich an ihr und den anderen vergangen hat. Es ist mir ein Greuel, daran zu denken, dass diese verdammten Kerle ungestraft davonkommen sollen.«
Vanessa nickte nur und rührte gedankenvoll in ihrer Kaffeetasse. Sie selbst hatte unfassbares Glück gehabt. Ihre Zofe hatte sie zwar verraten, ihr damit jedoch letztendlich einen Gefallen getan. Andernfalls wäre sie wohl nicht in der Kajüte des Captains gelandet, sondern so wie die anderen Frauen von den verkommenen Verbrechern vergewaltigt worden.
Sie hatte vom Gouverneur erfahren, dass die Duchesse von einem vorbeikommenden französischen Freibeuterschiff gerettet und die Leute nach Martinique gebracht worden waren. Ihre Zofe war als Dienstmädchen bei einer Familie, die im Norden der Insel Plantagen betrieb, untergekommen. Die Frau des englischen Kaufmanns war angeblich mit einem niederländischen Schiff nach Jamaika weitergereist. Da die Holländer noch nicht in den Krieg eingetreten waren, galten sie als neutrales Land und konnten sowohl französische als auch englische Häfen ansteuern.
»Es ist wohl kaum Zeit, Suzanne aufzusuchen«, sagte sie nach einigen Minuten, in denen Robert sie nicht aus den Augen gelassen hatte. In seinem Blick lagen Zuneigung, Sorge und ein seltsamer Ausdruck, den sie nicht genau deuten konnte. »Ich werde ihr jedoch schreiben, um ihr zu sagen, was geschehen ist, und ihr etwas Geld schicken. Sie ist ein hübsches Mädchen und wird es nicht schwer haben, einen der Siedler hier zum Mann zu bekommen. Wie ich weiß, sind Frauen aus Europa hier immer noch selten, und Suzanne hat darüber hinaus auch eine gute Ausbildung genossen.«
»Möglicherweise kann ein Bote schnell genug unterwegs sein, um die Familie zu erreichen, bei der sich deine Zofe nun aufhält«, erwiderte Robert langsam, »und ihr Nachricht geben, dass sie nach St. Pierre kommen soll, unserem nächsten Ziel. Du bist sie gewöhnt, und es wäre schön für dich, eine vertraute Frau um dich zu haben.«
Vanessas Blick wurde zärtlich. »Du bist sehr lieb, Robert, aber das ist nicht notwendig. Ich brauche keine Frau um mich, ich komme sehr gut allein zurecht. Mein Vater hat dafür gesorgt, dass mir gewisse hausfrauliche Tätigkeiten nicht fremd sind. Ich kann sehr gut nähen, deine Strümpfe stopfen und deine Sachen in Ordnung halten. Außerdem«, fügte sie nachdenklich hinzu, »glaube ich nicht, dass Suzanne nach allem, was geschehen ist, gern zurückkommt. Und wo sollten wir denn eine Zofe auf dem Schiff unterbringen? Es ist doch so schon kaum Platz genug!«
»Möglich«, murmelte Robert, und ein dunkler Schatten legte sich auf sein Gesicht.
»Robert?« Vanessas Stimme klang beunruhigt. »Was ist denn? Du siehst so ernst aus.«
»Ich dachte nur an etwas«, erwiderte er und zwang sich zu einem Lächeln. »Aber es ist schon vorbei. Reden wir lieber davon, was uns die nächsten Tage bringen werden, meine Liebe.«
Sie hob fragend die Augenbrauen.
»Wir segeln von hier aus die Küste entlang nach St. Pierre. Dort erst nehmen wir Wasser und Proviant auf, um keine Zeit mehr zu verlieren. Und während der gute Finnegan sich um alles kümmert, werden wir beide zwei oder drei wunderschöne Tage zu zweit verbringen. Nur wir beide, ohne Mannschaft. In einem richtigen Haus mit Steinwänden, fern von allen anderen.«
Vanessa lächelte schweigend, aber ihr Blick sprach Bände und enthielt Versprechen für zukünftige Freuden, die Roberts Herz sofort höher schlagen ließen.
Dennoch machte er sich eine knappe Stunde später niedergeschlagen auf den Weg zum Gouverneur. Er hatte versucht, es vor Vanessa zu verbergen, aber ihre Bemerkungen hatten ihn zutiefst getroffen. Sie schien es tatsächlich für selbstverständlich zu
Weitere Kostenlose Bücher