Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
seufzte nur innerlich. Sie hatte sich fest entschlossen, eine würdige Seemannsgattin zu werden, die vollstes Verständnis dafür hatte, dass für ihren Mann das Schiff an erster Stelle stand. Sie wusste jedoch jetzt schon, dass es nicht leicht für sie werden würde. Für Albert, der nur aus Freude und Interesse seinen Beschäftigungen nachgegangen war, hatte sein Mündel und seine spätere Frau im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit gestanden, und Vanessa war es gewohnt gewesen, an erster Stelle zu stehen. Nun aber musste sie sich damit abfinden, dass es in Roberts Leben noch andere Prioritäten außer seiner Liebe zu ihr gab: sein Schiff, sein Land und seine Aufgabe, die er nach Männerart so unverhältnismäßig ernst nahm.
Robert, der keinen Tag länger als notwendig auf die süßen Mußestunden mit Vanessa warten wollte, entschloss sich, das andere Schiff im Hafen von Fort-Royal zu lassen, wo es unter Millers Kommando und kompetenter Aufsicht instand gesetzt wurde, und mit der Independence nach St. Pierre zu segeln.
Vanessa stand neben Robert an der Reling, als sie ihr Ziel erreichten und in den Hafen von St. Pierre einliefen. Sie konnte große gemauerte Häuser erkennen, Gärten mit Bäumen und blühenden Sträuchern und bunte Vögel, die, sobald man in ihre Nähe kam, mit ohrenbetäubendem Gekreisch aufflogen. Ein sehr netter Ort, fand sie, um einige Tage allein mit ihrem Capitaine zu verbringen.
Robert hatte es eilig, Finnegan die letzten Befehle zu erteilen und ihm dann die Independence zu überlassen, die er bei seinem Freund und Ersten Maat in guten Händen wusste. Er hatte gleich nach seiner Ankunft einen alten Bekannten aufgesucht, um ihn zu bitten, ihm ein abgelegenes Haus, das dieser früher benutzt hatte, bevor er in die Stadt gezogen war, zu überlassen, und hatte sogar einige seiner verlässlichsten Leute hingeschickt, um dort alles für Vanessas Ankunft vorzubereiten.
Vanessa strahlte, als Robert sie am Hafen auf ein Pferd hob, in dessen Zaumzeug Blüten steckten und um dessen Hals ein ganzer Kranz aus wunderbaren weißen Blumen hing.
Er stieg hinter ihr in den Sattel und nahm die Zügel auf. Vanessa fühlte seinen warmen Atem auf ihrem Nacken, seine Arme, seinen Körper und lehnte sich mit einem tiefen Aufatmen zurück, um sich völlig dem Gefühl der Geborgenheit und der Vorfreude auf die nähere und fernere Zukunft hinzugeben.
Einige ihrer engsten Freunde vom Schiff standen dabei, lachten, winkten, einer – Smithy natürlich – stimmte ein fröhliches, wenn auch dieses Mal sehr ehrenwertes Lied an, und dann ritten sie unter Martins scharfem Blick davon.
Sie neigte sich ein wenig in Roberts Armen auf die Seite und wandte den Kopf, um ihn ansehen zu können, als er das Pferd antrieb und es fort von den Häusern in die grüne Wildnis lenkte. »Wohin bringst du mich denn, mon Capitaine? «
»Zu einem Haus, das nur uns allein gehört«, flüsterte er an ihrer Schläfe, »mit steinernen Wänden und ohne Leute, die uns stören könnten. So, wie ich es dir versprochen habe.«
Vanessa lächelte, drehte den Kopf noch ein wenig mehr, bis ihre Lippen die seinen erreichten und sie beide in einen Kuss versanken, der sie alles um sich herum vergessen ließ.
Als sie sich wieder voneinander lösten, bemerkte Robert, dass das Pferd stehen geblieben war und die Gelegenheit nutzte, ein paar frische Blätter von einem Strauch zu naschen. Er trieb das Tier wieder an und legte seinen Arm fester um Vanessa. »Es ist zum Glück nicht mehr weit, sonst würde ich jetzt vor Ungeduld vergehen. Ich kann es kaum fassen, dass ich dich seit unserer Ankunft auf Martinique kein einziges Mal mehr in den Armen gehalten habe.«
»Du warst ja so versessen darauf, mich dort als anständige Frau auszugeben und den seriösen Captain zu spielen«, grinste Vanessa. »Am Ende war ich schon selbst davon überzeugt, dass wir bisher nie mehr als einen verschämten Kuss getauscht haben.«
»Dann wird es höchste Zeit, dich in dieser Hinsicht wieder eines Besseren zu belehren.« Robert ließ das Pferd in Trab verfallen.
Obwohl ihr Ziel in einer knappen Viertelstunde hätte erreicht werden können, brauchten sie – bedingt durch eine ganze Reihe kleinerer Pausen – fast eine halbe Stunde, bis sie zu einem steinernen Häuschen kamen, das von wunderbaren, üppig blühenden exotischen Blumen umwuchert war, einen überdachten Brunnen vor der Haustür hatte und einen Stall, der sich an das kleine Gebäude drängte.
Robert
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