Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)

Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)

Titel: Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
Vom Netzwerk:
Segel abgebrochen und über Bord gerissen, der hintere Mast war über der Hälfte abgeknickt. Ein Teil der Reling war zerborsten, und von den Segeln, die wenige Stunden zuvor noch stolz das Schiff geschmückt hatten, hingen die meisten, im immer noch frischen Wind gefährlich hin und her schlagend, in traurigen Fetzen herunter.
    Vanessa hielt sich an einem Querbalken fest und starrte fassungslos auf das Ausmaß des Schadens. Sie hörte entsetzt, wie sich einige der Matrosen darüber unterhielten, dass das Schiff ein Wrack wäre und sie kaum eine Möglichkeit sähen, damit jemals Land zu erreichen. Sie sah dankbar auf, als Martin neben sie trat und sie tröstend am Arm berührte. »Die anderen Schiffe sind zwar auch in den Sturm geraten«, sagte er ruhig, »aber es wird nicht alle so schwer getroffen haben wie uns. Man wird uns finden und von Bord holen. Ihr müsst Euch keine Sorgen machen, Madame. « Er sah in die Höhe. Der Sturm hatte auch die letzten dunklen Wolkenfetzen fortgetrieben, der Himmel war nun so klar und blau wie zuvor, und nur die Zerstörung um sie herum zeugte von der Naturgewalt, die sie getroffen hatte.
    »Jack …?«
    Martin drückte beruhigend ihre Hand. »Er ist unter Deck und hilft dort mit. Der Junge ist vollkommen unverletzt.«
    Sie atmete auf. »Aber sind …«, Vanessas Stimme war belegt, und sie musste sich räuspern, bevor sie weitersprechen konnte, »… sind Leute umgekommen, Martin?« Es war unvorstellbar für sie, wie auch nur ein einziger der Matrosen, die während des Hurrikans an Deck gewesen waren, diesen hatte überleben können.
    Er sah sich um. »Ich weiß es nicht. Einige der Mannschaft sind unter Deck. Zwei Kanonen haben sich losgerissen und im Zwischendeck beträchtlichen Schaden angerichtet, aber zum Glück wurden die Seitenwände dabei nicht durchbrochen, sonst wären wir vermutlich schon gesunken.«
    Vanessas romantische Abenteuerlust war einem eisigen Gefühl des Entsetzens gewichen, und sie klammerte sich an Martins sicheren Arm, als der Zweite Maat auf sie zukam. Er hatte einen blutigen Streifen quer über der Stirn und zog das rechte Bein etwas nach. »Sie gehen besser wieder unter Deck, Madam, das ist jetzt kein Aufenthaltsort für eine Frau.«
    »Vielleicht kann ich helfen«, erwiderte sie tapfer. Die Erschütterung saß ihr zwar immer noch in den Knochen, aber Vanessa de Chastel gehörte nicht zu diesen zartbesaiteten Damen, die vor Aufregung oder Angst in Ohnmacht fielen. »Ihr habt zweifellos viele Verletzte, Monsieur, so wie Ihr selbst. Ich kann mich um diese Leute kümmern.«
    Er machte eine unbestimmte Handbewegung Richtung Vorderdeck. »Dann will ich Sie nicht aufhalten. Wir haben die Verwundeten dort hinuntergebracht. Aber es ist kein schöner Anblick, das sage ich Ihnen gleich.«
    »Ich habe mich entschlossen, dem Arzt zu helfen«, sagte sie, um jede mögliche Widerrede Martins sofort im Keim zu ersticken. Zu ihrer Überraschung nickte ihr treuer Gefährte jedoch ungewöhnlich nachgiebig und hielt stützend ihren Arm, während sie auf dem nassen Deck das Gleichgewicht zu halten versuchte. Der Wellengang war immer noch recht hoch, und das Schiff legte sich gelegentlich etwas tiefer zur Seite, als Vanessa angenehm war. Endlich waren sie an der Leiter angelangt, und Martin half ihr, unbeschadet hinunterzuklettern. Unter Deck schlug ihr der Geruch von nassen, schmutzigen Kleidern, Blut, Erbrochenem und Exkrementen entgegen, und sie brauchte ihre ganze Willenskraft, um nicht sofort wieder kehrtzumachen, die Leiter hinaufzuklettern und sich in ihrer eigenen, weitaus saubereren Kabine, in der Suzanne die einzige Kranke war, zu verstecken.
    Dann fiel ihr Blick auf einen Mann, den man auf eine feuchte Decke gebettet hatte. Sie erstarrte und erkannte erst nach einigen Sekunden in dem bleichen, schmerzverzerrten Gesicht das des gut aussehenden Ersten Maats, der noch wenige Stunden zuvor mit ihr an der Reling gestanden hatte. Mit zwei Schritten war sie bei ihm und sah zu ihrem Grauen einen fast ellenlangen und etwa zwei Finger dicken Holzsplitter aus seiner rechten Brustseite ragen. Er hatte die blutigen Finger darum gelegt und hielt ihn fest, als könne er damit den Schmerz betäuben, den er bei jedem Atemzug fühlen musste. Seine vollen Lippen waren weiß, und aus seinem Mundwinkel lief ein dünner, roter Faden. Er hatte die Augen geschlossen und hob halb die Lider, als Vanessa, die aus Mitleid und Entsetzen alles andere um sich herum vergessen hatte, sich neben

Weitere Kostenlose Bücher