Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
Land und See aufbauen. Es würde mich nicht wundern, wenn das Quecksilber bald so tief fällt, dass es fast den Boden ausschlägt.«
»Sind wir in Gefahr?« Vanessa fühlte ein aufgeregtes Kribbeln in ihren Fingerspitzen, das sich schnell fortsetzte und ihren ganzen Körper zu erfassen schien. Sie hatte ein bisschen Angst vor dem Unbekannten, das sie erwartete, aber darüber hinaus versetzte sie die Aussicht, ein Abenteuer zu erleben, in Hochstimmung. Die Reise war bisher viel zu glatt verlaufen, das Einerlei an Bord hatte ihre Laune getrübt, und nun geschah endlich etwas außerhalb der täglichen Routine.
Martin, der seinen Schützling viel zu gut kannte, um nicht sofort zu sehen, dass Vanessa wieder dieses abenteuerlustige Funkeln in den Augen hatte, warf ihr einen unwilligen Blick zu, als er sie in die Kajüte schob und neben ihre Zofe auf die Bank drückte. »Ihr werdet Euch nicht lange über diese Ablenkung freuen, Madame, sondern spätestens, wenn Ihr verzweifelt an den Balken geklammert um Euer Leben zittert, das Schiff sich neigt und die Wogen bis zu den Segeln hinaufpeitschen, darum beten, heil und sicher an Land zu sitzen und mit Euren langweiligen Freundinnen gepflegte Konversation zu betreiben. Wir hatten bisher nur Glück, dass wir eine so leichte Überfahrt hatten. Ich habe allerdings schon Reisen erlebt, auf denen unser Schiff von einem Sturm in den anderen segelte und keiner von uns mehr glaubte, jemals wieder anderes Land zu sehen als den Meeresboden unter uns.«
Vanessa horchte auf. Sie hatte aus einigen Andeutungen, die ihr Freund gelegentlich fallen ließ, schon vermutet, dass er längere Zeit zur See gefahren war; auch die Tatsache, dass er auf einem Schiff so gut Bescheid wusste, und seine Vorkehrungen, die er für diese Reise getroffen hatte, sprachen dafür.
Sie konnte diesen Gedanken jedoch nicht mehr weiterverfolgen, denn ihr Magen schien sich selbständig zu machen, die Bank, auf der sie saß, hob sich plötzlich in die Höhe, und im selben Moment setzte der Sturm mit aller Heftigkeit ein.
5. Kapitel
I ch kann es immer noch nicht fassen, dass es geklappt hat«, grinste Finnegan, als sie am Bug standen und in den Hafen von Willemstadt, der Hauptstadt von Curaçao, blickten. Jetzt, nachdem er wieder völlig genesen war, verriet jede seiner Bewegungen die gewohnte Kraft und Wendigkeit. »Mit den zwölf Augen müssen Ihnen sämtliche Heiligen und Seligen geholfen haben.«
Robert grinste zurück. Es war wirklich riskant gewesen, mit dem Captain dieses Schiffes um die Überfahrt zu würfeln. Aber er hatte keine andere Wahl gehabt, und so hatte er die letzten Goldstücke eingesetzt, und das Schicksal – zusammen mit einem heftigen Stoßgebet – hatte die Würfel zu seinen Gunsten über den Tisch rollen lassen. Es war der Rest des Geldes gewesen, das ihnen die Lady geschenkt hatte. Vielleicht hatte ihnen das Glück gebracht.
Robert hatte in den letzten Tagen nur noch selten an sie gedacht. Sie war wie ein unerreichbarer Traum gewesen, den man am besten vergaß, doch jetzt glitten seine Gedanken wieder zurück zu dem Moment, in dem er sie gesehen hatte, und die Gefühle, die er damals empfunden hatte, überschwemmten seinen Körper. »Ich wollte, ich könnte sie wiedertreffen«, murmelte er, ohne sich bewusst zu sein, wie sehnsüchtig er dabei klang.
Finnegan musste nicht fragen, von wem sein Captain sprach. Dieser hatte in den Wochen, in denen sie nach Hause gesegelt waren, oft genug von ihr gesprochen und überlegt, was aus ihr geworden sein könnte und wo sie jetzt lebte. »Würde nichts bringen, Captain. Solche Damen sind nichts für unsereins. Oder glauben Sie, die würde ihren Palast, in dem sie wohnt, gegen ein Schiff eintauschen? Oder daheim sitzen, die Kinder großziehen, Wäsche waschen, nähen, kochen, Deckchen häkeln und geduldig warten, dass Sie von einer Reise zurückkommen, so wie meine Alice?«
Robert legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. »Alice wird heilfroh sein, wenn der Krieg zu Ende ist und sie Sie in die Arme schließen kann. Es wundert mich überhaupt, dass Sie wieder mitsegeln durften, nachdem wir endlich zu Hause waren.«
Finnegan lächelte. »Sie weiß, dass mich nichts davon hätte abhalten können, mit Ihnen zu gehen, Captain, und unsere schöne Independence zurückzuerobern.« Sein Lächeln verstärkte sich. »Sie war vermutlich noch wütender auf Malcolm als wir beide, und ich würde keinen Penny auf sein Leben setzen, wenn sie ihn in ihre
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