Die Braut des Herzogs (German Edition)
Trinkkur gewesen?«
»Unsinn!« wies Wellbrooks diese Vermutung zurück. »Um die Wahrheit zu gestehen, und nun brülle mich bitte nicht wieder an …, ich kenne diese Miss auch nicht persönlich.«
»Du kennst sie nicht?« rief Andrew völlig entgeistert. »Nun, aber Schluß, Julian. Welchen Bären versuchst du mir denn da aufzubinden? Ist denn überhaupt etwas wahr an der Geschichte?«
Der Herzog lächelte etwas gequält, als er erklärte: »Alles, was ich dir gesagt habe, stimmt. Ich habe um die Hand von Miss Olivia Redbridge angehalten. Die Dame kenne ich persönlich nicht. Meine Großmutter hat mich auf sie verwiesen.« Er grinste, als er das fassungslose Gesicht seines Freundes sah.
»Julian«, sagte dieser streng. »Wenn du dich nicht endlich hinsetzt und mir die ganze verworrene Geschichte haargenau schilderst, dann stehe ich auf, gehe auf der Stelle nach Hause und spreche nie mehr wieder ein Wort mit dir. Warum hast du dich denn überhaupt so Hals über Kopf entschieden zu heiraten?«
»Da fragt der Richtige!« höhnte Wellbrooks. »Wer liegt mir denn dauernd in den Ohren, daß ich endlich heiraten soll? Wer sagt denn …«
»Also ich liege dir sicher nicht dauernd in den Ohren!« verteidigte sich MacAlister empört.
»Ach nein?« widersprach Wellbrooks höflich: »Und was sagtest du gerade vor ein paar Tagen, auf dem Ball meiner Nichte Linham: ›Heirate Julian, dann bist du das Getue um deine Person los!‹«
»Ach, daher weht der Wind!« rief Andrew in plötzlichem Verstehen. »Das ist also dein Heiratsgrund. Ist es denn wirklich so schlimm, Wellbrooks?«
Der Herzog hatte sich zu einem der hohen Fenster begeben, einen der schweren Vorhänge beiseite geschoben und blickte hinaus auf die Gärten, die sich hinter seinem Haus erstreckten. Auf die Frage seines Freundes wandte er sich um und sagte bitter: »Mein Gott, hast du denn vergessen, wie es bei dir war, ehe deine Verlobung mit Maria bekanntgegeben wurde. Dir ist es doch nicht viel anders ergangen. Wo immer ich auch hinkomme, werde ich von den heiratsfähigen Mädchen von ganz England umlagert. Und was noch schlimmer ist: Vor allem von ihren Müttern! Ja stell’ dir vor, sogar der alte Lord Salbourough fing neulich im Club damit an, mir die Vorzüge seiner ältesten Tochter anzupreisen! Mitten zwischen zwei Rubbern, als ich eben dabei war, die Karten auszuteilen.«
»Der meint doch wohl nicht seine Tochter Heather!« warf MacAlister lachend ein: »Hast du die je gesehen, Wellbrooks? Ich möchte bloß wissen, was es bei diesem Blaustrumpf anzupreisen gibt?«
»Ist doch egal«, unterbrach ihn der Herzog.
»Tatsache ist, daß ich dieses Leben als umzingeltes Subjekt gründlich satt habe und daß ich beschlossen habe, diesen Nachstellungen ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. Ich will wieder in meinem Club sitzen können, in aller Ruhe – ohne einen Vater im Nacken, der mich als seinen Schwiegersohn sehen will. Ich möchte mich auf Bällen vergnügen … vergnügen, Andrew! Ich will mich zu den Spieltischen zurückziehen können, ohne auf Schritt und Tritt über heiratswütige Jungfrauen zu stolpern, die mir von noch besesseneren Müttern vor die Füße geworfen werden.Ich möchte – verdammt noch mal – bei meinen, nun, intimeren Bekanntschaften meine Freuden genießen, ohne in deren Blicken deutlich die Absicht zu entdecken, daß sie sich wünschten, nicht nur mein Bett mit mir zu teilen …«
Andrew, der der leidenschaftlichen Rede seines Freundes amüsiert zugehört hatte, sah sich nun doch veranlaßt zu unterbrechen: »Julian, du hast doch nicht etwa vor, neben deiner Ehefrau noch deine zahlreichen Liebschaften zu behalten?«
Der Herzog blickte ihn erstaunt an: »Was stellst du dir denn sonst vor?« fragte er verständnislos. »Ich glaube, ich habe dir klargemacht, daß ich eine reine Vernunftehe einzugehen gedenke. Diese Heirat dient doch alleine dazu, mir den ganzen unliebsamen Ballast vom Hals zu schaffen. Sogar du mußt zugeben, daß niemand mehr versuchen wird mich einzufangen, wenn ich erst einmal offiziell verlobt bin. Aber du kannst doch nicht im Ernst annehmen, daß ich wegen eines Landmädchens, das nicht mehr in der ersten Blüte steht und das ich noch nie im Leben zu Gesicht bekommen habe, mein Leben ändern und meine Vergnügungen aufgeben werde, um den Hausvater zu spielen. Was für einen Sinn hätte denn da die ganze Sache?«
Seinem Freund war bei diesen Worten ziemlich bang geworden: »Julian, das gefällt mir alles
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