Die Braut des Herzogs (German Edition)
gutgelaunt, »wie hast du denn vom Ausgang des Rennens erfahren?«
Der Butler verbeugte sich ein wenig: »Man sieht es beiden Herren am Gesicht an, wenn Sie mir diese Bemerkung erlauben, Mylord«, sagte er und ging voran, um die Türe zur Bibliothek des Herzogs aufzuhalten.
»So weit ist es also mit uns schon gekommen, daß man uns unsere Gefühle vom Gesicht ablesen kann«, stöhnte Seine Gnaden mit gespieltem Entsetzen, als sich der Butler zurückgezogen hatte. Dann begab er sich zu dem kleinen Beistelltisch, auf dem in geschliffenen Glaskaraffen verschiedene alkoholische Getränke bereitstanden.
»Sherry, Andrew?« fragte er. »Oder lieber einen Brandy?«
»Mir ist alles recht, solange du mir nicht Limonade anbietest.« Sein Freund grinste und warf sich in einen der ausladenden Ledersessel: »Hast du das Gesicht gesehen, das Greenhood machte, als man dir den Lorbeerkranz überreichte? Ich glaube, er hätte dich am liebsten erwürgt. Man muß allerdings zugeben, daß die Entscheidung knapper ausgefallen ist, als die meisten gedacht haben. Er hat da ein erstklassiges Paar erstanden. Wirklich gute Renner. Du hast sie in der ersten Etappe der Strecke ja auch ordentlich wegziehen lassen, Julian. Jetzt weiß ich, daß du das aus taktischen Gründen tatest. Du hast vorhergesehen, daß seine Pferde, wenn sie erst einmal ermüdet waren, die lange Steigung gegen Ende des Rennens nicht mehr schnell genug schaffen würden. Und da bist du ja dann auch an ihm vorbeigegangen. Es war wirklich eine Meisterleistung.« Als er merkte,daß er von seinem Freund keinerlei Reaktion erhielt, unterbrach er seine Schwelgerei über das gewonnene Wettrennen und fragte: »Stimmt etwas nicht, Julian?«
Der Herzog stand mit dem Rücken zum leeren Kamin, die Ellbogen auf den Sims gestützt und betrachtete nachdenklich seine Stiefelspitzen, in der rechten Hand das Glas Sherry. Er trank einen großen Schluck und starrte vor sich hin. Dann seufzte er auf: »Es ist so schwer, es dir zu erklären«, sagte er. Schließlich gab er sich einen Ruck. »Ich heirate in Kürze.«
Andrew, der sich bequem in den großen Sessel gelehnt hatte, setzte sich kerzengerade hin: »Wann?« fragte er, um sich dann auf das Wesentlichere zu besinnen: »Und vor allem: wen?«
Dann kam ihm ein Verdacht: »Du hast dich doch nicht entschlossen, Elisabeth Ordelga zu deiner Frau zu machen, Wellbrooks, oder?«
Der Herzog blickte von seinen Stiefelspitzen auf: »Für wen hältst du mich?« fragte er eisig: »Traust du mir wirklich zu, daß ich meine Mätresse heirate. Nein, da kann ich dich beruhigen. Ich habe noch meine fünf Sinne beieinander.«
»Ja, aber wer ist es denn? Hat die kleine Morgan deinen Antrag angenommen? Da wirst du dir viele Feinde machen, kann ich mir vorstellen. Kein Mädchen wird zur Zeit so umschwärmt wie sie.«
Der Herzog schüttelte den Kopf: »Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mich in die Schar ihrer zahlreichen Bewunderer einzureihen. Ich muß zugeben, Miss Morgan ist wirklich ein sehr hübsches Mädchen. Aber hattest du nicht auch schon den Verdacht, daß sie ziemlich oberflächlich ist? Im übrigen ist sie fast noch ein Kind. Ich bin jetzt dreißig, und da heiratet man keine Siebzehnjährige.«
»Ach, nein?« fragte MacAlister erstaunt über diese überraschende Erkenntnis. »Nun sag schon, Ju, welche Witwe ist es?«
Der Herzog lachte kurz auf und versicherte seinem Freund, daß es sich bei seiner Auserwählten keineswegs um eine Witwe handelte, obwohl ihre erste Saison bereits einige Jahre zurückliege. »Ich habe Miss Olivia Redbridge einen Antrag gemacht.«
»Miss Olivia Redbridge«, wiederholte sein Freund und versuchte vergeblich sich zu erinnern: »Ist es ein großer Makel, wenn ich sage, daß ich diese Dame nicht kenne? Ich muß gestehen, der Name sagt mir gar nichts. Redbridge. Nein, habe ich wirklich noch nie gehört.«
»Du bist entschuldigt«, antwortete der Herzog amüsiert. »Du kannst sie nicht kennen. Sie wohnt in der Nähe von Bath, ziemlich zurückgezogen mit ihrem Vater, einem Lord Redbridge, und ihren Geschwistern. Sie hat eine Anzahl von Geschwistern, vier oder fünf, wenn ich mich recht erinnere. Zwei Brüder und drei Schwestern, es kann aber auch umgekehrt …«
»Sei doch nicht so aufreizend«, fuhr ihn Andrew an, »es ist doch egal, wie viele Geschwister die Dame hat. Sag endlich, wo du sie kennengelernt hast. Du warst doch noch nie in Bath. Oder willst du mir weismachen, du seist dort kürzlich zu einer
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