Die Braut des Herzogs (German Edition)
meinem Mann verlassen zu haben.«
Olivia war noch nicht vollständig überzeugt. »Wenn du meinst«, sagte sie dennoch. »Ich werde mich als die Freundin von Miss Laroche ausgeben. Du darfst nicht vergessen mir alles über sie zu erzählen, was du weißt.«
Marilla strahlte: »Ich bin dir ja so dankbar, daß du mir helfen willst«, sagte sie. »Und du versprichst mir, keiner Menschenseele davon zu erzählen, daß du dich in meinem Auftrag nach Mat erkundigst?«
Olivia versprach es.
»Auch deiner Tante gegenüber nicht, meine Liebe. So liebenswert sie auch sein mag, so kann ich mir doch nicht vorstellen, daß sie unser Geheimnis für sich behalten mag und …«
»Auch meiner Tante gegenüber nicht«, bestätigte Olivia.
»Gut.« Marilla war zufrieden.
»Dann laß uns jetzt Pläne für deinen Aufenthalt in der Hauptstadt schmieden.« Sie nahm auf einem kleinen Hocker ihrer Stieftochter gegenüber Platz: »Ich werde dir die Adresse von Madame Christine mitgeben. Ihr Modesalon ist zur Zeit noch ein Geheimtip. Sie ist eine jener unzähligen Emigranten, die in England Zuflucht gesucht haben. In Paris hat sie einen der bekanntesten Salons geführt, und die ganze vornehme Gesellschaft ließ bei ihr arbeiten. Ihre Modelle sind hinreißend, unnachahmlich in ihrer raffinierten Eleganz. Madame wird dich in allen Modefragen bestens beraten.«
In der nächsten halben Stunde hörte Olivia ihrer Stiefmutter mit immer größer werdendem Vergnügen zu, wie diese Pläne für ihre Saison machte. »Natürlich mußt du selbst kutschieren«, hörte sie sie sagen. »Jede Dame, die etwas auf sich hält, tut das«, setzte Marilla energisch hinzu, als Olivia widersprechen wollte. Dann überlegte sie kurz: »Ich habe mir vor nicht allzulanger Zeit ein Phaeton zugelegt, der genau das richtige für dich sein dürfte. Nicht zu hochrädrig, aber doch ziemlich extravagant. Denkst du, daß du damit zu Rande kommen könntest?«
»Ja sicher, aber …«, wollte ihre Stieftochter einwenden.
»Fein. Dann werde ich veranlassen, daß dir der Wagen zur Verfügung gestellt wird. Natürlich muß das Wappen am Schlagübermalt werden, aber sonst ist der Wagen ideal. Nein, bitte widerspreche mir nicht. Ich habe für das Fahrzeug derzeit ohnehin keine Verwendung. Für die Pferde ist es gut, wenn sie bewegt werden. Und dir wird das Fahrzeug gute Dienste leisten. Zu dumm, daß ich bereits alle Reitpferde hierher kommen ließ, denn natürlich muß du ausreiten können.«
In diesem Punkt konnte Olivia sie beruhigen. »Tante Mable hat immer einige Reitpferde im Stall. Sie wird mir sicher eines für meinen Aufenthalt zur Verfügung stellen.«
»Sehr gut«, sagte Marilla aufatmend. »Was den Schmuck betrifft, den du brauchen wirst …«
»… werde ich die Perlen meiner Mutter tragen,« ergänzte Olivia. »Und Papa hat mir bereits erlaubt, das Diamantenkollier mitzunehmen. Es ist ein besonders schönes Stück aus der Familie von Vaters Mutter. Die dazu passenden Ohrgehänge trage ich am liebsten. Außerdem habe ich noch die Türkise, die mir meine Großmama zu meinem ersten Debüt schenkte.«
»Fein«, sagte Marilla, die aus dem entschiedenen Tonfall ihrer Stieftochter erkannt hatte, daß es nicht angebracht war, ihr auch noch einige Stücke aus ihrer eigenen reichhaltigen Schmuckschatulle anzubieten. »Dann steht deinem Erfolg nichts mehr im Wege. Schade, daß ich dich nicht begleiten kann. Ich bin wirklich neugierig, wie du in schicken, modischen Kleidern wirkst. Und wie dein Gesicht mit einer weicheren Frisur zur Geltung kommt. Sicher wirst du dich vor Bewunderern kaum retten können.«
»Wir werden sehen«, meinte Olivia skeptisch.
VII .
Es war am selben Tag, ungefähr zu dem Zeitpunkt, als sein Sekretär in Redbridge Manor eintraf, als der Herzog in Begleitung seines Freundes MacAlister sein Fahrzeug vor seinem Haus zum Stehen brachte. Er warf dem Stallburschen, der herbeigeeilt war, die Zügel zu und sprang behende aus dem Wagen.
»Das wäre geschafft, Andrew«, sagte er zufrieden und klopfte seinem Freund auf die Schulter.
»Komm, laß uns auf unseren Sieg anstoßen.«
Sein Freund stimmte bereitwillig zu, und zusammen eilten sie die breite Treppe zum Haustor empor, wo sie bereits vom Butler erwartet wurden.
»Meine allerherzlichsten Glückwünsche, Sir!« sagte dieser während er Hüte und Handschuhe entgegennahm. »Ich bin sicher, daß Sie einen grandiosen Sieg davongetragen haben.«
»Natürlich hat er das, Hindley«, erwiderte MacAlister
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