Die Braut des Herzogs (German Edition)
überrascht aus. »Ich weiß nicht, wie diese Italiener das machen, aber in der Kunst des Frisierens kommt ihnen keiner gleich. Ich hoffe nur, deine Zofe wird es in Zukunft auch zustande bringen, dich derart bezaubernd zu frisieren! Wirklich, meine Liebe, du bist kaum wiederzuerkennen.«
Olivia stand vor dem großen Spiegel und blickte mit leicht geröteten Wangen zufrieden auf den Anblick, der sich ihr bot. Der italienische Friseur, den ihre Tante herbeigerufen hatte, hatte ein wahres Wunder vollbracht. Die rotblonden Locken waren frisch gewaschen und mit Essigwasser gespült worden, bis sie glänzten. Dann hatte sie Signor Fabricio ein wenig gekürzt. Der Meister hatte mit südländischer Begeisterung die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und erklärt, daß die Signorina wundervolles Haar habe, bellissimo! Eine von Natur aus füllige Lockenpracht, die nicht der Hilfe eines heißen Eisens bedurfte, um die nötigen Wellen zu bekommen. Er hatte die Haare locker aufgesteckt, nur einige vorwitzige Löckchen ringelten sich an den Ohren und im Nacken. Da sich Olivia entschlossen hatte, für ihr erstes öffentliches Auftreten eine zartgelbe Toilette zu wählen, hatte der Meister ein Seidenband im selben Farbton ins Haar geflochten.
Mit Augen, die vor Freude strahlten, wandte sich Olivia ihrer Tante zu: »Du meinst, ich werde Erfolg haben?« fragte sie unerwartet schüchtern.
»Davon bin ich überzeugt«, rief die Tante voll Zuversicht. »Und dieses Kleid ist genau das richtige für den heutigen Abend. Bestechend durch seine schlichte Eleganz. Wie hübsch die Silberfäden im Kerzenlicht funkeln, die im Oberteil eingewebtsind! Diese Christine ist wirklich eine Meisterin ihres Faches. Doch nun komm, meine Liebe. Wir wollen uns nicht über Gebühr verspäten.«
Olivia griff nach ihrem Retikül, während ihr die Zofe den farblich mit dem Kleid abgestimmten, mit Daunenfedern besetzten Umhang über die Schultern legte.
Nach einem letzten kritischen Blick in den Spiegel, schenkte sie ihrer treuen Zofe ein warmes Lächeln und bat: »Halte mir bitte die Daumen, Molly, daß heute alles gutgeht. Der erste Auftritt in der Gesellschaft ist der entscheidende.« Dann schritt sie hinter ihrer Tante die breite Treppe hinunter. Die Kutsche wartete schon vor dem Haustor.
»Wir haben Glück, daß gerade heute eine Abendunterhaltung bei Lady Seltic auf dem Programm steht«, erklärte die Tante, als sie in das Fahrzeug gestiegen waren. »Ein großer Ball wäre nicht das richtige für deinen ersten Auftritt gewesen. So eine Einladung wie diese hilft dir, dich langsam wieder in der Gesellschaft zurechtzufinden. Es werden Spieltische aufgestellt sein, und sicher ist auch eine Kapelle angestellt worden, damit ihr jungen Leute tanzen könnt. Zu später Stunde wird ein Souper serviert. Und natürlich wird Miss Seltic einige Klavierstücke zum besten geben. Sie durchläuft jetzt schon ihre zweite Saison, und es hat noch keinen Abend bei Seltics gegeben, an dem sie nicht gespielt hätte. Nicht überragend, aber ganz nett. Es werden nicht allzu viele Leute zugegen sein. Nur ein kleiner, exquisiter Kreis. Es hätte nicht besser kommen können.«
Nur ein kleiner, exquisiter Kreis, dachte Olivia mit ungutem Gefühl in der Magengegend. Da konnte sie sicher sein, daß Seine Gnaden, der Herzog nicht fehlen würde.
»Lady Sefton wird auch da sein«, unterbrach Lady Darlington ihre Gedanken. »Du weißt, sie ist eine der Patroninnen von Almack’s und eine besonders liebe Freundin von mir. Ich habe sie bereits um Karten für dich gebeten. Du erinnerst dich doch sicher noch daran, daß ein gesellschaftlicher Erfolg in erster Linie auch davon abhängt, daß du in den geheiligten Hallen des Clubs Eingang findest. Wem diese Türen verschlossen bleiben, derkann sich nur zum Rande der Gesellschaft zählen. Nun, du bist meine Nichte. Bei deiner Herkunft und deinem erstklassigen Benehmen besteht natürlich keinerlei Gefahr.« Sie lächelte ihrer Nichte aufmunternd zu.
Olivia saß mit gemischten Gefühlen neben ihrer Tante und schaute schweigend durch das Kutschenfenster auf die nächtlichen Straßen.
Mylady ergriff ihre Hand: »Nervös, meine Liebe? Das brauchst du nicht zu sein. Am besten du vergißt, wie dein Aufenthalt vor sechs Jahren verlaufen ist. Dies hier ist dein eigentliches Debüt. Wir haben uns beide vorgenommen, es zu genießen. Und ich sage dir, wir werden es genießen. Denn du bist ungewöhnlich, meine Liebe. Und die Gesellschaft liebt
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