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Die Braut des Herzogs (German Edition)

Die Braut des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Braut des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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das Ungewöhnliche.« Ob der Herzog auch das Ungewöhnliche liebt? dachte Olivia skeptisch.
    Die Kutsche hielt vor einem schlichten, dreistöckigen Haus, das im Georgianischen Stil erbaut worden war, den die Architekten in den letzten Jahrzehnten bevorzugt hatten. Lakaien in weinroten Uniformen öffneten den Schlag und geleiteten die Damen in eine prächtige Vorhalle, die das gesamte Erdgeschoß auszufüllen schien. Auf einem schweren Tisch in der Mitte des schwarz-weißen Marmorbodens stand ein üppiges Blumengesteck von geradezu überwältigenden Ausmaßen. Ein mächtiger Kristallüster tauchte die Halle in helles Licht. Einige Gäste stiegen soeben, vom Butler geleitet, die Treppe empor. Lady Darlington und Olivia übergaben ihre Umhänge und Hüte in die Obhut eines weiteren Dieners und überprüften mit geübten Blicken in den mannshohen Spiegeln die Makellosigkeit ihrer Toiletten.
    Nun denn, dies war also der Anfang ihrer neuen Saison, dachte Olivia beklommen. Ob sie sie wieder als Mauerblümchen verbringen würde? Von allen unbeachtet, in den hinteren Nischen eines jeden Ballsaales? Die Eingangstüre wurde geöffnet und schallendes Gelächter durchbrach die vornehme Stille. Zwei junge Männer hatten die Halle betreten, beide nach dem letzten Stand der Mode gekleidet. Die Umhänge mit zahllosenSchulterkragen, die gestärkten, makellos weißen Kragen ihrer Hemden waren so hoch, daß sie ihre Wangen berührten, die Haare in gekonnter Unordnung zerzaust.
    Gewiß hätte Olivias Vater die beiden als Dandys bezeichnet. Doch Olivia war wider Willen beeindruckt. Weniger von dem blassen jungen Mann mit den auffallend flachsblonden Haaren und den mädchenhaften, hellrosa Lippen, als von dessen dunkelhaarigem Begleiter, der eben lachend ihm sagte: »Hast du wirklich gedacht, ich würde auf Greenhood setzen, wenn er seine Pferde …« Er hielt plötzlich inne, da er im Spiegel Olivia entdeckt hatte und sie nun voller Bewunderung betrachtete.
    Olivia war es nicht gewöhnt, derartiges Aufsehen zu erregen, und sie mußte sich eingestehen, daß sie es als sehr wohltuend empfand. Der junge Mann schien sich eben zu fragen, wer sie wohl war, als er das mißbilligende Hüsteln ihrer Begleiterin vernahm. Er kümmerte sich nicht um ihren abweisenden Blick, sondern packte gutgelaunt die Gelegenheit beim Schopf: »Lady Darlington, Ihr ergebener Diener.«
    Dabei verbeugte er sich mit seinem gewinnendsten Lächeln: »Welch Freude, Sie zu sehen. Und noch dazu in so reizender Begleitung. Wäre es unverschämt, Sie zu bitten, meinen Freund und mich vorzustellen?«
    Mylady sah alles andere als erfreut aus. Doch sie konnte sich der Bitte nicht entziehen. »Liebe Olivia«, sagte sie daher, »darf ich dir Mr. George Romsey vorstellen? Und seinen Freund den Honourable Bernard Finch-Bottom. Meine Nichte, Miss Olivia Redbridge.«
    Die Herren verbeugten sich und taten ihre Freude über diese neue Bekanntschaft kund. So kam es, daß die beiden Damen von zwei charmanten Kavalieren eskortiert das obere Geschoß erklommen.
    »Liebe Mable!« rief ihre Gastgeberin, die von ihrer Tochter unterstützt, die ankommenden Gäste begrüßte. »Ich freue mich, daß du gekommen bist. Und da ist ja auch noch deine reizende Nichte. Clarissa, mein Täubchen, erinnerst du dich noch an Miss Redbridge?« fragte sie ihre Tochter, während sie Oliviahuldvoll die Hand reichte. Da streifte ihr Blick den jungen Mann, der aus Mr. Romseys Schatten getreten war. Mr. Finch-Bottom! Wie kam es, daß diese Redbridge in Begleitung des reichen Finch-Bottom bei ihr eintraf? Mable Darlington ist schon immer eine falsche Schlange gewesen, dachte sie erbittert. Der junge Mann hatte mit ihrer Tochter auf dem Ball von Lady Linham zweimal hintereinander getanzt. Er schien sehr angetan von Clarissa zu sein, und jetzt wollte dieses Landmädchen ihr den Verehrer streitig machen! Wie kam es, daß sie sich nicht mehr erinnern konnte, wie gut diese Miss Redbridge aussah? Mit gequältem Lächeln blickte sie auf den rotblonden Lockenkopf, der eben vor ihr in einen Knicks versank. »Natürlich kannst du dich nicht an Miss Redbridge erinnern«, sagte sie säuerlich, »denn damals, als sie vor Jahren ihr Debüt gab, warst du ja noch fast ein Baby.«
    Mit diesen Worten wandte sie sich den Herren zu, um sie besonders herzlich willkommen zu heißen.
    »Clarissa wird später einige Sonaten auf dem Flügel zum besten geben«, hörte man sie mit flötender Stimme zu dem blassen, blonden Mann sagen,

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