Die Braut des Herzogs (German Edition)
sich so sicher gewesen, daß dieser Gendeman der Herzog war. Sie hatte einer Unterredung mit ihm gelassen entgegengesehen. Das war kein Mann, vor dem sie sich fürchten mußte. Im Gegenteil, er war charmant und schien überdies sympathisch zu sein. Und doch war er anders, als sie sich den Ehemann ihrer Wahl vorgestellt hätte. Als sie nach geraumer Zeit wieder zusammentrafen, schenkte sie ihm ein freundliches Lächeln und fragte ihn, woher er ihren Namen kannte. Ihr selbst war der Name MacAlister vage bekannt. Und doch konnte sie sich nicht erinnern, in welchem Zusammenhang sie von ihm gehört hatte.
»Das war nicht schwierig herauszufinden«, erklärte er. »Ich brauchte nur zu fragen, wer die bezaubernde junge Dame war, die mit Willy Standsfield tanzte, und jeder konnte mir Auskunft geben. Sie scheinen diese Gesellschaft im Sturm erobert zu haben, Miss Redbridge.«
Es war Olivia, als würde er diese Tatsache nicht nur bewundernd, sondern vor allem überrascht feststellen. »Und da Miss Redbridge die Dame war, deretwegen ich heute anwesend bin, habe ich keine Zeit verloren, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Olivia zog die Stirne kraus und blickte ihrem Tanzpartner offen ins Gesicht. »Sie sind meinetwegen hier, Mylord?« erkundigte sie sich ungläubig.
Dieser freimütig geäußerte Zweifel belustigte MacAlister. »Ja, wirklich«, versicherte er grinsend, »Sie sind der einzige Grund, warum ich Lady Seltic heute mit meiner Anwesenheit beehre. Üblicherweise besuche ich derartige Veranstaltungen nur auf ausdrücklichen Wunsch meiner Frau. Und da Maria zur Zeit nicht in London ist, hätte ich diesen Abend sicher in einer anderen Umgebung verbracht. Hätte ich nicht, wie gesagt, den dringenden Wunsch gehabt, Sie kennenzulernen.«
In diesem Augenblick war der Tanz zu Ende und erwartungsgemäß bat die Gastgeberin zum Souper. Wie selbstverständlich reichte Lord MacAlister Olivia den Arm. Lady Darlington, dievom Kartentisch aufgestanden war, um sich zusammen mit ihrer Freundin zum Souper zu begeben, war begierig darauf festzustellen, welchen jungen Mann ihre Nichte als Tischpartner erhalten hatte. Was sie sah, übertraf ihre kühnsten Erwartungen.
»Ja, es ist tatsächlich MacAlister, der Miss Redbridge zu Tisch führt«, beseitigte Lady Linham jeden Zweifel. »Einen besseren Tischherrn hätte sie nicht finden können. Wellbrooks scheint nicht anwesend zu sein. Da ist MacAlister der erste Mann im Saal. Hast du seine Gattin heute schon gesehen?«
Lady Darlington schüttelte den Kopf. »Ich habe gehört, daß sich Lady MacAlister schon seit Tagen auf dem Landsitz ihrer Eltern aufhält. Ihre Mama soll erkrankt sein und ihre Tochter ist ans Krankenbett geeilt, um ihr beizustehen. Ich möchte bloß wissen, was MacAlister veranlaßt hat, heute abend hierherzukommen. Ich kann mich nicht erinnern, ihn schon einmal alleine auf einer derartigen Veranstaltung gesehen zu haben, seitdem er verheiratet ist.«
»Da hast du recht«, stimmte ihre Freundin zu. »Aber was auch immer ihn heute hierher gebracht hat. Es ist ein Glück für deine Nichte, daß er da ist. Der Umstand, daß MacAlister sie zu Tisch führt, wird ihren Erfolg endgültig besiegeln.«
Olivia hatte inzwischen an der Seite des Earl an der Tafel Platz genommen. Natürlich war es ihr nicht entgangen, wie viele interessierte, aber auch neidische Augenpaare sie beobachteten.
»Wie kommt es, Mylord, daß Sie meinetwegen heute abend hier sind?« setzte sie das unterbrochene Gespräch fort. »Haben wir uns schon irgendwo kennengelernt?«
MacAlister schüttelte den Kopf.
»Dann haben wir vielleicht gemeinsame Bekannte?« mutmaßte sie. »Kann es sein, daß Sie gekommen sind, um mir von jemandem eine Nachricht zu überbringen?«
Auf MacAlisters Gesicht verstärkte sich das amüsierte Lächeln, und die zahlreichen Lachfältchen erschienen um seine Augen. »Etwas in der Art, Miss Redbridge. Tatsächlich etwas in der Art.«
Er wurde unterbrochen, als die ersten Speisen aufgetragen wurden. Charles Linham war es gelungen, an Olivias anderer Seite Platz zu nehmen. Er nützte die Gelegenheit, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Olivia hörte ihm mit wachsendem Erstaunen zu, wie er über die neuesten Erkenntnisse hinsichtlich des Genusses von Meerestieren auf den menschlichen Organismus dozierte.
Natürlich, jetzt wußte sie wieder, welchem Hobby Seine Lordschaft frönte. Anfangs war sie über die Wahl des Gesprächsthemas belustigt, doch bald schon langweilte sie der
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