Die Braut des Herzogs (German Edition)
Lungenentzündung daraus entwickeln. Das ist dann glücklicherweise nicht eingetreten. Du kennst ja Mama, Andrew, sie ist alles andere als eine angenehme Patientin. Ständig mußte ich um sie herum sein. Keiner aus der Dienerschaft konnte es ihr recht machen, nicht einmal ihre Kammerfrau, obwohl sie sich redlich Mühe gab. Je besser es Mama ging, desto mehr nahm sie meine Dienste in Anspruch. Ich fürchtete schon, mein Hals würde wund werden, denn ich mußte ihr jeden Vor- und Nachmittag vorlesen und oftmals auch am Abend. Wenn sie bloß nicht so rührselige Romane bevorzugte.«
Sie seufzte tief auf bei der Erinnerung an die vergangenen Wochen, lächelte aber gleich wieder, als sie fortfuhr: »Und heute ist überraschend mein Bruder James eingetroffen und hat zu meinem großen Glück seine Frau Cynthia mitgebracht. Du brauchst gar nicht zu lachen. Ich weiß, ich bin sonst immer froh, wenn ich nicht mit Cynthia zusammentreffe, denn sie ist eine außergewöhnlichaffektierte, dumme Person, und ich habe nie verstanden, warum James um sie angehalten hat. Aber diesmal war es ein Glücksfall, wirklich. Denn auch, wenn ich sie nicht mag, Mama hat sie ins Herz geschlossen, und Cynthia hat ihr versichert, daß sie nun bei ihr bleiben und sich um sie kümmern werde, bis sie wieder ganz genesen sei. Nun, und so konnte ich guten Gewissens abreisen. Das habe ich auch gleich getan, bevor es sich Mama anders überlegen konnte. Was für ein glücklicher Umstand, daß gerade jetzt Vollmond ist, und wir so spät noch fahren konnten. Aber sag einmal, Andrew«, fragte sie, als ihr einfiel, »was machst du denn zu so ungewöhnlich früher Stunde schon zu Hause? Es kann doch noch nicht lange nach Mitternacht sein. Wo warst du denn heute abend? Hat es dort keine hübsche Dame gegeben, die dich länger an ihrer Seite halten konnte?« wollte sie mit schelmischem Lächeln wissen.
Zu ihrem Erstaunen sagte ihr Ehemann: »Du irrst, meine Liebe. Ich habe heute abend eine ganz außergewöhnliche Dame kennengelernt. Ein bißchen hochgewachsen vielleicht, aber eine äußerst anmutige und elegante Erscheinung. Sie hat faszinierende, blaue Augen mit einem freimütigen Lächeln und … Einfach ihre ganze Art hat mich beeindruckt.«
»MacAlister«, rief seine Ehefrau entrüstet, »was soll denn das! Wer ist diese Person? Ich werde mich sofort in wilder Eifersucht auf sie stürzen!«
Seine Lordschaft fuhr aus seinen Gedanken auf, errötete leicht und lachte, als er das entsetzte Gesicht seiner Gattin sah. »Aber, meine Liebe. Du glaubst doch nicht, ich hätte eine Eroberung gemacht, nicht wahr? Wenn es so wäre, denkst du denn, ich würde es dir erzählen?« fügte er frech hinzu, um von seiner temperamentvollen Frau einen Stoß in die Rippen zu bekommen.
»He, Maria! Du wirst mich doch nicht niederboxen wollen!« rief er belustigt aus. »Nein, im Ernst, es geht doch nicht um mich. Es geht um Wellbrooks.«
»Ach, um Julian«, seufzte seine Frau beruhigt. »Hat er wieder eine neue Liebschaft? Sag’ schon, wer ist es diesmal?«
»Meine Liebe, meine Liebe!« rief MacAlister. »Ich bin schokkiert.« Doch der strenge Ton, den er anzuschlagen versuchte, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß er sich königlich amüsierte. »Was weißt du denn über die Liebschaften des Herzogs?«
Sie schlug bescheiden und sittsam die Augen nieder und antwortete mit schelmischem Lächeln: »Nur das, was Sie mir erzählt haben, Mylord.«
»Was bin ich bloß für ein leichtfertiger Ehemann! Nein, meine Liebe, es ist wirklich nicht das richtige, wenn du über Liebschaften von Wellbrooks … nein, überhaupt irgendwelcher Herrn plauderst. Eine Lady, noch dazu eine so reizende und junge, wie du es bist, sollte gar nichts über derartige Dinge wissen.«
»Mama wäre vermutlich peinlich berührt«, gab sie zu, um aber gleich hinzuzufügen: »Und ich plaudere auch nur mit dir darüber. Nun, sei aber nicht aufreizend, Andy, und erzähle mir die ganze Geschichte.«
Nun wurde also Lady MacAlister noch am Abend ihrer Rückkehr nach einer dreiwöchigen Abwesenheit in die Geheimnisse rund um die überstürzte Verlobung Seiner Gnaden von Wellbrooks eingeweiht. Sie hörte mit wachsendem Erstaunen und großen Augen zu, und als ihr Gatte geendet hatte, atmete sie tief durch und sagte noch völlig im Bann des Gehörten:
»Also, das ist eine unglaubliche Geschichte! Und du hast diese Miss Redbridge heute kennengelernt? – Ich wollte, ich wäre dabeigewesen. Sie ist also nicht
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